Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik
Bassen und hundertfünfzig Mann; die „Nuestra Senora del Carmen“ endlich gleichfalls mit sechzehn Kanonen, acht Bassen und hundertfünfzig Mann. Zunächst kamen wir nach Cartagena, von wo die beiden großen Schiffe nach Spanien zurückgeschickt wurden, weil sie hier zu kreuzen zu schwer waren. Wir vier übrigen wurden dann unter dem Kommando von Don Alonso del Campo y Espinosa nach Campeche gesandt, um auf Seeräuber zu kreuzen. Dort aber verloren wir durch einen von Norden kommenden Sturm das Schiff Nuestra Senora del Carmen, und nun kamen wir mit drei Schiffen zu der Insel Española, wo wir in den Hafen von S. Domingo einliefen. Als wir dort ankamen, erzählten uns die Bewohner der Stadt, daß ein Schiff aus Jamaika vorbeigekommen sei und etliche Mannschaft gelandet habe an einem Orte namens Alta Gracia; ein Gefangener, den sie bei dieser Gelegenheit gemacht, habe ihnen berichtet, es sei die Eroberung von Caracas geplant. Nun ließ Don Alonso sofort die Anker lichten, und wir fuhren nach der festländischen Küste hinüber. Wie wir aber schon Curacao zu Gesicht bekamen, begegnete uns eine Barke, von der wir erfuhren, daß die Flotte von Jamaika, bestehend aus sieben Raasegeln und einem Boot, im See von Maracaibo läge. Auf solche Kunde hin sind wir hieher gesegelt und haben, vor der Sperre angelangt, durch Signalschuß zu erkennen gegeben, daß wir einen Lotsen brauchten. Wie denn die Leute am Lande sahen, daß wir spanische Schiffe wären, kamen sie an Bord und erzählten, dass die Engländer Maracaibo eingenommen hätten und jetzt in Gibraltar wären. Nun feuerte uns Don Alonso zum Kampfe an und verhieß uns die ganze Raubbeute, so sich bei den Engländern finden würde; die Stücke von dem verunglückten Schiffe ließ er auf das Kastell schaffen, dazu noch zwei metallene Achtzehnpfünder von seinem eigenen Schiff. Wir wurden auch in den See hinein gelotst, und Don Alonso forderte die Einwohner auf, zu ihm zu kommen, und brachte so noch ungefähr hundert Mann zur Verstärkung aufs Kastell. Kurz darauf bekamen wir Zeitung, daß Ihr wieder nach Maracaibo gekommen wäret, worauf Don Alonso einen Brief an Euch schrieb. Und als er vernahm, dass Ihr nicht gesonnen wäret, die Beute freiwillig zu übergeben, machte er uns aufs neue Mut, versprach uns die Beute, ließ endlich sein gesamtes Schiffsvolk das Abendmahl nach römischen Brauch nehmen und eidlich versprechen, daß niemand einem Engländer Pardon geben noch von ihm annehmen werde. Und dies ist die Ursache, warum so viele ertrunken sind: weil sie nämlich kein Pardon nehmen durften. Zwei Tage, bevor Ihr zu uns kamt, traf ein Neger bei Don Alonso ein, der uns sagte, daß Ihr einen Brander gemacht hättet; allein er wollte es nicht glauben, indem er sagte, derlei Leute verstünden es doch gar nicht, einen Brander zuzurichten, hätten auch nicht die Geräte dazu.“
Morgan begegnete diesem Steuermann sehr freundlich und verhieß ihm, so er bei ihm bleiben wollte, den gleichen Beuteanteil wie seinen anderen Leuten. Der Steuermann nahm dies Anerbieten an und blieb bei den Räubern, da er sich ja nicht anders helfen konnte. Er sagte auch noch, in dem großen Schiffe seien etwa dreißigtausend Stücke von Achten gewesen, deshalb wären einige Spanier auf das Wrack gekommen.
Hierauf ließ Morgan ein Schiff zurück, um auf das Tun der Spanier zu achten und nach dem Silber zu fischen, das in dem großen Schiff gewesen war. Er selbst ging mit seinen anderen Schiffen nach Maracaibo, wo er das Schiff, das sie genommen hatten, wieder reparieren ließ und an Stelle desjenigen nahm, das er zuvor gehabt hatte. Und er sandte auch einen Mann zum General, um Brandschatzung für die Stadt Maracaibo zu fordern, wo nicht, so würde er die Stadt niederbrennen. Die Spanier, die sahen, daß sie den Schaden hatten und kein Mittel wußten, die Räuber los zu werden, resolvierten die Brandschatzung zu zahlen, wiewohl Don Alonso nicht darein willigen wollte. Sie kamen also wieder und begehrten zu wissen, wie viel Morgan als Brandschatzung haben wolle; er forderte dreißigtausend Stück von Achten und fünfhundert Stück Rindvieh, um seine Schiffe mit Lebensmitteln zu versorgen, versprach auch alsdann der Stadt nichts zu Leide zu tun und die Gefangenen frei zu geben. Endlich kamen sie auf zwanzigtausend Stück von Achten und fünfhundert Stück Rindvieh überein.
Des andern Tages brachten die Spanier alles Rindvieh, das sie versprochen hatten, samt einem Teil des Geldes. Die Räuber
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