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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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für seine Kameraden gefangennehmen wollen. Er hatte noch nie jemanden getötet. Das verriet sein Gesichtsausdruck.
    Wie in Trance hob Frey seinen Revolver und zielte auf die Brust des Jungen. Wie in Trance ließ der Junge ihn gewähren.
    Frey drückte auf den Abzug. Das Bajonett wurde ihm aus dem Leib gerissen, als der Junge nach hinten kippte. Der Schmerz trieb ihn an den Rand der Bewusstlosigkeit, aber nicht weiter.
    Er taumelte durch den Laderaum. Die Metalltreppe hinauf, durch den Gang ins Cockpit, Tropfen und Flecken seiner selbst hinterlassend. Er sackte in den Pilotensitz, fast ohne das Krachen der Schüsse wahrzunehmen, die auf den Rumpf seines Schiffes abgefeuert wurden, und gab den Zünd-Code ein – den Code, den nur er kannte, den er noch nie jemandem verraten hatte und niemals verraten würde. Die Aerium-Maschinen dröhnten, als die Elektromagneten raffiniertes Aerium in Gas umwandelten und die Ballasttanks füllten. Dann stieg die Ketty Jay in den Himmel und ließ die Soldaten und ihre Waffen unter sich zurück.
    Frey würde es niemals bis nach Vardia schaffen. Er würde sterben. Das wusste er, und er akzeptierte es mit einer seltsamen, schrecklichen Ruhe.
    Aber noch war er nicht tot.
    Er gab vollen Schub auf die Triebwerke, und die Ketty Jay flog davon. Nach Norden, zur Küste, zum Meer.

ZWEIUNDZWANZIG
Sharkas Höhle – Zwei Kapitäne – Eine seltsame Lieferung – Gegenseitige Beschuldigungen
    Die Slums von Rabban waren keine Gegend, in die sich neugierige Touristen verirrten. Von Bomben zerstört und verfallen, waren sie eine Ansammlung von Müllabladeplätzen und Trümmerfeldern, wo nackte Stahlträger die untergehende Sonne aufschlitzten und der Küstenwind eine eisengraue Wolkendecke glättete, die über allem lag. In der Ferne ragten neue Türme und Kuppeln empor, von denen manche noch immer teilweise eingerüstet waren: Anzeichen für den Wiederaufbau der Stadt. Aber hier an den Rändern gab es keinen solchen Wiederaufbau, und die Bevölkerung lebte wie Ratten vom Schutt des Krieges.
    Sharkas Höhle hatte zwei Kriege überstanden und würde wahrscheinlich auch noch zwei weitere überstehen. Versteckt in einem unterirdischen Bunker, nur durch verschlungene Gassen mit zerfallenden Häusern und einen gleichermaßen verschlungenen Prozess von Empfehlungen zu erreichen, war sie der beste Ort in der Stadt, wenn man eine Partie Rake spielen wollte. Sharka zahlte keine Kommission an irgendeine Gilde und auch keine Steuern an die Koalition. Er garantierte seinen Gästen Sicherheit und
Anonymität und versprach, dass es an seinen Tischen fair zuging. Niemand wusste genau, was Sharka sonst noch so trieb, dass die hohen Tiere solche Angst vor ihm hatten; aber jeder wusste, wenn man ein korrektes Spiel um die höchsten Einsätze wünschte, kam man in Sharkas Höhle.
    Frey kannte den Laden gut. Bei einer Partie Rake hatte er hier einmal eine Caybery Firecrow gewonnen, am Ende einer unglaublichen Gewinnserie, die nichts mit Geschick und alles mit Glück zu tun gehabt hatte. Aber er hatte auch schon mehrmals alles verloren. Als er die Höhle betrat, schlichen sich Erinnerungen an Triumphe und Niederlagen an ihn heran, um ihn zu begrüßen.
    Es hatte sich nicht viel verändert. Da war der große Raum mit den vielen Tischen und dem spärlich beleuchteten Tresen. Da waren die verführerischen Serviermädchen, die wegen ihres Aussehens ausgewählt worden waren, aber ihr Metier beherrschten. Aus einem privaten Vorrat gespeiste Gaslaternen hingen von der Decke (Sharka lehnte es ab, auf Strom umzusteigen; seine Gäste würden das nicht dulden). Der myopische Dunst von Zigaretten und Zigarren tränkte die Luft mit dem Geruch eines Dutzends Sorten brennender Blätter.
    Frey verspürte einen Anflug nostalgischer Wehmut. Wenn er überhaupt ein Zuhause besaß – abgesehen von der Ketty Jay –, dann war es Sharkas Höhle.
    Als er die Eisenstufen zum Spielsalon hinunterstieg, kam Sharka herbei, um ihn zu begrüßen. Seine gertenschlanke Gestalt war in ein exzentrisches Sammelsurium von Farben gekleidet, und die glänzenden Augen in seinem tief gefurchten Gesicht wirkten ein bisschen irre. Sharka war unablässig von irgendeiner Droge berauscht, für gewöhnlich, um der vorherigen entgegenzuwirken. Er war übertrieben lebhaft,
sein Gesicht verformte und verzerrte sich – er grinste und lächelte, und sein übersteigertes Mienenspiel wirkte, als müsste er mit dem Mund Worte für einen Tauben formen.
    »Hab Ihnen ein

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