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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Karten, Käpt’n. Wenn Sie sich im Nebel Ihren eigenen Weg suchen möchten, bitte sehr.«
    Das ärgerte Frey, aber er hielt den Mund und ging in den Sinkflug. Der Nebel wurde dünner, der Lichtschein stärker, bis alles in Rot getaucht war. Die Temperatur im Cockpit stieg, und ihnen trat der Schweiß auf die Stirn. Sie spürten die Strahlungswärme des Lavastroms unter ihnen. Pinn kam aus der Messe herauf, um sich zu beschweren, dass es dort unten stickig wurde, aber Frey befahl ihm barsch, aus dem Cockpit zu verschwinden. Er gehorchte ausnahmsweise.
    Bei siebenhundert Metern gab Frey Aerium hinzu, um den Sinkflug zu beenden, und steuerte das Schiff weiter durch die Schlucht. Die Sicht war jetzt besser. Der Nebel ließ sie die Umgebung erahnen. Sie konnten die düstere Unermesslichkeit der Berge um sie herum erkennen, wenn auch nur in Form verwischter Eindrücke. Wenn sie noch ein paar Dutzend Meter weiter sanken, würden sie den Lavastrom in allen Einzelheiten sehen können: den sich dahinwälzenden, schlammigen Sturzbach aus Schwarz, Rot und Gelb. Die Hitze dort unten würde unvorstellbar sein.
    »Kontakte«, sagte Crake erneut. »Voraus und ein bisschen
zur Linken. Wir – oh, Moment. Da ist noch einer. Zwei. Drei. Es sind drei.«
    »Drei?«
    »Vier«, verbesserte Crake. Er zeigte Frey den Kompass. Die Nadeln bildeten einen Fächer, zeigten aber alle ungefähr geradeaus. Frey betrachtete ihn stirnrunzelnd, und für einen Moment verschwamm ihm alles vor Augen. Er zwinkerte, und das Gefühl ging vorbei. Er schwor sich, in der Nacht vor einer lebensgefährlichen Unternehmung nie wieder zu viel zu trinken.
    »Irgendeiner davon direkt vor uns?«
    »Einer ist ziemlich nah. Zwanzig Meter unter uns. Oh!«
    »Sagen Sie nicht einfach bloß ›Oh!‹«, fuhr Frey ihn an. »Oh, was?«
    »Eine der Nadeln hat sich bewegt … jetzt wieder zurück … und nochmal zurück.«
    »Zurück? Was soll das heißen?« Frey wischte sich Schweiß von der Stirn. Ihm wurde übel von der ganzen Anspannung.
    »Sie hat sich bewegt! Was glauben Sie denn, was das heißen soll?«, erwiderte Crake verärgert. »Können Sie einen Moment anhalten?«
    »Aha, und warum bewegt sie sich? Ist da was oder nicht?« Frey wurde allmählich nervös. Er spürte, wie ihn eine flatterige Panik befiel.
    »Da draußen sind mehr als vier von diesen Dingern.« Jez war aufgestanden und schaute auf den Kompass. »Ich würde sagen, die Nadeln zeigen uns immer die nächsten vier.«
    »Da ist eins dreißig Meter voraus!«, rief Crake.
    »Aber ist es über oder unter uns?«, fragte Frey.
    »Vierzig Meter über uns.«
    »Und warum erzählen Sie mir das dann?«, schrie er.

    »Weil Sie’s mir befohlen haben!«, brüllte Crake zurück. »Halten Sie dieses verdammte Schiff jetzt endlich mal an?«
    Aber Frey wollte nicht. Er wollte die Sache hinter sich bringen. Er wollte an diesen unsichtbaren Feinden vorbei und weg von hier. Ein schreckliches Gefühl der Falschheit beschlich ihn, eine Taubheit, die von seinen Zehen aus kribbelnd nach oben stieg. Er war verwirrt und erschöpft.
    »Verfluchte Scheiße, was geht da vor, Crake?«, knurrte er und beugte sich vor, um zu sehen, was über ihnen war – falls dort überhaupt etwas war. »Redet mal jemand mit mir? Wo sind sie?«
    »Eins … drei sind vor uns, eins ist jetzt hinter uns … äh … zwei über uns, dreißig und zwanzig Meter, da sind …« Crake fluchte. »Die Zahlen ändern sich ständig, weil wir uns bewegen! Wie soll ich sie da schnell genug ablesen?«
    »Sagen Sie mir einfach Bescheid, wenn wir irgendwas treffen werden, Crake! Das ist doch nun wirklich kinderleicht!«
    Jez starrte sie verdutzt an. »Kriegt ihr euch bitte mal wieder ein? Ihr benehmt euch wie zwei …«
    Aber dann zuckte Frey mit einem Aufschrei vom Fenster zurück. »Da draußen ist etwas!«
    »Was denn?«, fragte Jez.
    »Wir haben eins zwanzig … zehn Meter voraus … es ist aber unter uns …«, sagte Crake.
    »Es sah aus wie … ich weiß nicht, es sah aus, als hätte es ein Gesicht«, stotterte Frey. Er bekam Bauchschmerzen, und in seinem Magen brodelte es. Er roch seinen eigenen Schweiß und kam sich schmutzig vor. Er wischte sich die Handrücken ab, um sie ein wenig zu säubern, aber dabei rieb er sich nur noch mehr Schmutz in die Haut. »Die Gespenster!«, sagte er plötzlich. »Es sind die Gespenster von Rooks Friedhof!«

    »Es gibt keine Gespenster, Käpt’n«, sagte Jez, aber ihr Gesicht war rot im Lava-Licht, und ihre Stimme klang

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