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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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seltsam und verhallt. Ihre unscheinbaren Züge wirkten verschlagen. Wusste sie etwas, was er nicht wusste? Aus der Messe kam ein Schwall irren Gelächters; Pinn kicherte hysterisch über irgendetwas. Es klang wie das Gackern eines Verschwörers.
    »Natürlich gibt es Gespenster!« Frey richtete seine Aufmerksamkeit wieder aufs Windglas und versuchte, den Nebel mit reiner Willenskraft beiseitezuschieben. »Das sagt jeder.«
    »Zwei von ihnen sind jetzt hinter uns«, leierte Crake im Hintergrund. »Einer voraus, einer zieht seitlich an uns vorbei. «
    »Auf welcher Seite?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    Irgendetwas glitt am Windglas vorbei, eine Bewegung im Nebel. Frey sah die längliche Form einer menschlichen Gestalt und verzerrte, gespenstische Züge. Er wich vom Windglas zurück und schnappte nach Luft.
    »Was ist?«
    »Habt ihr’s nicht gesehen?«
    »Ich habe gar nichts gesehen!«
    Freys Sehkraft ließ erneut nach; das Bild vor seinen Augen wurde unscharf und wieder scharf und wollte nicht stabil bleiben. Er stieß auf und schmeckte Säure und faule Eier.
    »Käpt’n …«, sagte Crake.
    »Ich glaube, hier stimmt irgendwas nicht«, murmelte Frey.
    »Käpt’n … der zweite Ziffernsatz …«
    »Welcher zweite …«
    »Die Zahlen! Sie steigen von minus zwanzig in Richtung Null! Es kommt von unten auf uns zu!«
    »Käpt’n! Sie verlieren an Höhe! Wir sacken ab!«, rief Jez.

    Frey sah, wie der Höhenmesser nach unten wanderte. Er packte den Steuerknüppel und zog, bis die Ketty Jay wieder waagerecht lag.
    »Es kommt immer noch auf uns zu!«, schrie Crake.
    »Schnell!«, rief Jez, und Frey gab vollen Schub auf die Schiffsmotoren. Die Ketty Jay machte einen Satz nach vorn, und einen Sekundenbruchteil später gab es draußen eine ohrenbetäubende Explosion. Die Druckwelle krachte gegen den Rumpf und schleuderte Crake und Jez durchs Cockpit. Das Schiff krängte heftig, schwenkte nach Steuerbord, und Frey kämpfte mit den Bedienungselementen, als sie blindlings in die rote Suppe hineingetrieben wurden. Die Ketty Jay kam ihm schwerfällig und angeschlagen vor. Sein Blick fiel auf den am Boden liegenden Kompass; die Nadeln schlugen wild aus und drehten sich hin und her.
    Sie sind überall um uns herum!
    Crake begann zu schreien. »Dämonen! Vor den Fenstern sind Dämonen!« Erneut verschwamm die Welt vor Freys Augen, aber diesmal blieb sie verschwommen. Er schien keine Kraft mehr in den Gliedmaßen zu haben.
    »Käpt’n! Über uns und an Steuerbord!«, rief Jez.
    Frey schaute hin und sah einen runden Schatten im Nebel. Der Schatten kam näher, wurde größer und dunkler. Ein Gespenst. Ein riesiges schwarzes Gespenst.
    Nein. Eine Kugel. Eine mit Stacheln besetzte Metallkugel.
    Eine Treibmine.
    Jez packte den Steuerknüppel und zerrte die Ketty Jay nach Backbord. Frey fiel aus seinem Sitz, als hätte er keinen einzigen Knochen im Leib. Crake schrie gellend auf.
    Es gab eine weitere Explosion. Dann Schwärze und Stille.

ACHTUNDZWANZIG
Jez rettet die Lage – Legenden erwachen zum Leben – Der Hafenmeister – Taktische Überlegungen – Neuigkeiten vom Markt
    Als Frey einige Zeit später wieder halbwegs zu sich kam, registrierte er undeutlich, dass er im Cockpit der Ketty Jay auf dem Boden lag. Seine speichelnasse Wange war ans Metall gedrückt. Sein Kopf schmerzte, als wollte sich das Gehirn mit Gewalt aus dem Schädel befreien.
    Er stöhnte und bewegte sich. Jez saß im Pilotensitz. Sie schaute auf ihn herab.
    »Da sind Sie ja wieder«, sagte sie. »Wie geht’s Ihnen?«
    Er fluchte ein paarmal, um ihr eine ungefähre Vorstellung zu vermitteln. Crake war in der anderen Ecke zusammengebrochen; er lag mit unbequem verrenkten Gliedern unter dem Navigationstisch.
    Frey versuchte sich daran zu erinnern, wie er in diesen Zustand gekommen war. Er neigte dazu, es auf den Alkohol zu schieben, obwohl er wusste, dass er seit letzter Nacht nichts mehr getrunken hatte. Er wusste nur noch, dass er durch den Nebel geflogen war und sich über die Zahlen auf dem Kompass Sorgen gemacht hatte.
    »Was ist denn passiert?«, fragte er, während er sich mühsam aufsetzte.

    Jez hatte den Kompass und die Karten unordentlich auf der Instrumententafel ausgebreitet. Sie warf einen Blick darauf, bevor sie antwortete. »Ihr seid alle durchgedreht. Dämpfe vom Lavastrom, nehme ich an. Das würde die Gespenster und Halluzinationen und die ganze Paranoia erklären. « Sie tippte mit einem Fingernagel auf den Kompass. »Dieses Ding soll uns warnen,

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