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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Bauchlampen der Ketty Jay ein, in der Hoffnung, dass sie die Düsternis etwas aufhellen würden. Das taten sie auch, aber nur ein wenig.
    »In Ordnung, Käpt’n«, sagte Jez. »Langsame Fahrt voraus, Kurs zwo-zwanzig, auf dieser Höhe bleiben.«
    »Wir fangen mit zehn Knoten an«, erwiderte er.
    »Gut.« Jez schaute auf ihre Taschenuhr. »Los.«
    Frey steuerte die Ketty Jay behutsam vorwärts und schwenkte dabei auf den neuen Kurs ein. Es war ein unangenehmes Gefühl, blind zu fliegen, selbst im Kriechtempo. Er entwickelte plötzlich neuen Respekt für Harkins, der nach der Zerstörung der Ace of Skulls eine Swordwing mit vollem Schub durch den Nebel gejagt hatte. Diese nervöse, trübsinnige alte Bohnenstange war tapferer, als es den Anschein hatte.

    Sie bewegten sich einige lange Minuten vorwärts. Niemand sagte ein Wort. Frey spürte, wie sich eine Schweißperle von seinem Haaransatz löste und über seine Schläfe rann. Jez gab eine Kurs- und Höhenänderung durch. Er gehorchte mechanisch.
    Die langsame Fahrt war unerträglich. Das Warten brachte ihn um. Etwas musste geschehen. Er wollte, dass es endlich vorbei war.
    »Ich habe etwas!«, verkündete Crake. Das plötzliche Geräusch ließ Frey in seinem Sitz zusammenzucken.
    »Was denn?«
    Crake bewegte den Kompass versuchsweise hin und her. »Eine der Nadeln bewegt sich.«
    Frey brachte die Ketty Jay zum Stillstand und nahm Crake den Kompass ab. Jez schaute erneut auf ihre Taschenuhr und verzeichnete im Geist, wie weit sie auf diesem neuen Kurs geflogen waren.
    Crake hatte Recht. Obwohl sich die anderen Nadeln mit den Nummern 2 bis 4 noch nicht rührten, zeigte die erste Nadel in Flugrichtung der Ketty Jay. Als Frey den Kompass drehte, zeigte die Nadel weiterhin in dieselbe Richtung, ganz gleich, wie der Kompass bewegt wurde.
    Die Ziffernsätze, die zur ersten Nadel gehörten, hatten sich ebenfalls verändert. Während alle anderen noch auf null standen, waren diese zum Leben erwacht. Der obere Satz zeigte 91 an. Der untere Satz, dem eine Leerstelle voranging, zeigte 30. Sie bewegten sich nicht.
    »Der obere hat angefangen, von neunundneunzig an abwärts zu zählen«, sagte Crake. »Der untere ist einfach auf dreißig gesprungen und dort stehen geblieben.«
    »Und was bedeutet das?«, fragte Frey.
    »Er weiß nicht, was es bedeutet«, sagte Jez.

    »Weißt du es denn?«, fauchte Crake.
    Jez drehte sich in ihrem Sitz um, nahm ihr Haarband ab und strich sich die Haare wieder zu ihrem üblichen Pferdeschwanz zurück. »Ich habe so eine Ahnung. Die oberen Ziffern haben abwärts gezählt, als wir uns bewegt haben, und jetzt stehen sie still. Ich würde sagen, sie zeigen die Distanz zu dem an, worauf der Pfeil gerichtet ist.«
    »Und worauf ist er gerichtet?«, fragte Crake, der sich darüber ärgerte, dass er nicht als Erster dahintergekommen war.
    »Auf etwas, was sich einundneunzig Meter vor uns befindet«, antwortete Frey hilfsbereit. »Und was nun? Können wir’s umfliegen?«
    »Ich würde lieber nicht von den Karten abweichen, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt«, erklärte Jez. »Sie sind sehr präzise.«
    »In Ordnung«, sagte Frey. »Dann fliegen wir sehr, sehr langsam. Mal sehen, was da vorne ist. Crake, lesen Sie die Zahlen laut vor.«
    Er lehnte sich in seinen Sitz zurück und lenkte die Ketty Jay mit minimaler Geschwindigkeit vorwärts. Crake stand hinter ihm; seine Augen zuckten zwischen dem Kompass und dem Windglas des Cockpits hin und her. Draußen war noch immer nichts als Nebel zu sehen.
    »Die Nadel zeigt weiter geradeaus. Der untere Zahlensatz steht nach wie vor auf dreißig. Der obere zählt abwärts … achtzig … siebzig … sechzig … Sonst keine Veränderung … fünfzig … vierzig …«
    In Freys Oberstübchen purzelten zahllose Möglichkeiten panisch durcheinander. Was wartete dort auf sie? Der Eingang zum Versteck? Oder etwas weitaus Tödlicheres?
    »Dreißig … zwanzig …«
    Seine Muskeln schmerzten vor Anspannung; er war bereit,
in dem Moment, wo irgendetwas aus der Nebelnacht auftauchte, vollen Rückwärtsschub zu geben.
    »Zehn … fünf … null.«
    »Null?«, fragte Frey.
    »Fünf … zehn … Die Nadel hat die Richtung geändert. Jetzt zeigt sie nach hinten. Zwanzig … fünfundzwanzig. «
    »Lassen Sie mal sehen.« Frey entriss ihm den Kompass. Die Nadel zeigte geradewegs zum Heck, und die Zahlen liefen wieder aufwärts zur Neunundneunzig.
    »Hm«, sagte er. Dann gab er dem Dämonisten den Kompass zurück. »Tja. Das ist

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