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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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wo die magnetischen Treibminen sind. Jemand hat große Mühe darauf verwandt, dass dieses Geheimversteck geheim bleibt.«
    Frey kämpfte eine Aufwallung von Übelkeit nieder. Er fühlte sich, als wäre er vergiftet worden.
    »Bitte um Entschuldigung, dass ich das Ruder ohne Erlaubnis übernommen habe, Käpt’n«, sagte Jez, aber es klang nicht besonders entschuldigend. »Musste dieser Mine ausweichen, und Sie waren außer Gefecht. War ganz schön knapp. Die Ketty Jay hat einiges abbekommen. Jedenfalls sind wir jetzt fast schon da.«
    »Tatsächlich?«
    »Ist eigentlich ziemlich einfach, wenn man erst mal den Dreh raus hat«, sagte sie. Er war nicht sicher, was sie meinte: der Route zum Versteck zu folgen oder die Ketty Jay zu fliegen.
    Er stand schwankend auf und hatte das vage Gefühl, von seinem Platz verdrängt worden zu sein. Der Anblick von Jez im Pilotensitz beunruhigte ihn. Es war eine unerfreuliche Vision der Zukunft, die er fürchtete, einer Zukunft, in der Jez – die jetzt den Zünd-Code besaß – sich mit seinem geliebten Schiff davonstahl, wenn er ihr den Rücken zukehrte. Sie schien sich dort so verdammt wohlzufühlen.
    Draußen war alles ruhig. Es lag nur noch ein leichter Dunst in der Luft. Obwohl immer noch dichter Nebel über ihnen hing und die Sicht auf den Himmel verdeckte, konnte
man den felsigen Boden der Schlucht unter ihnen sehen. Ein schmaler Fluss auf ihrem Grund eilte ihnen voraus, und eine leichte Brise wehte gegen den Rumpf.
    Frey rieb sich den Schädel. »Und wieso haben die Dämpfe nicht auch bei dir gewirkt?«
    Sie zuckte die Achseln. »Als ich gesehen habe, was passiert ist, habe ich die Luft angehalten und nur ein paar Atemzüge getan, bis wir die Lava-Schlucht hinter uns hatten.«
    Frey kniff die Augen zusammen. Diese Erklärung klang allzu beiläufig und vorher zurechtgelegt. Als erfahrener Lügner kannte er die Anzeichen. Also, warum belog ihn seine Navigatorin?
    Im Gang hinter dem Cockpit ertönte ein Poltern, dann kam Malvery schwungvoll herein. »Bei den Eiern der Allseele, was haben wir denn getrunken?«, klagte er. »Da unten liegen alle im Koma. Selbst der verdammte Kater ist umgekippt.«
    »Ihr habt ihm doch nicht schon wieder Rum gegeben, oder?«, fragte Frey.
    »Er sah durstig aus«, erwiderte Malvery mit schuldbewusstem Lächeln.
    »Augen geradeaus, alle Mann«, sagte Jez. »Ich glaube, wir sind da.«
    Sie scharten sich um sie und starrten durchs Windglas hinaus, als die Ketty Jay aus der Schlucht brummte. Und dort, zwischen dem Nebel und den Bergen der Hookhollows, in den schrecklichen Tiefen von Rooks Friedhof verborgen, fanden sie endlich, wonach sie gesucht hatten.
    Die Schlucht mündete in eine riesige, düstere Doline mit einem Durchmesser von einem Dutzend Kloms. Der Boden fiel dort siebzig Meter tief zu einem feuchten Sumpfland ab. Flüsse aus dem gesamten Gebirge, die keinen anderen
Weg nach draußen fanden, endeten hier; sie ergossen sich in dünnen Wasserfällen über den Rand. Hierher transportierte mineralische und vulkanische Schlämme aus fernen Schloten fleckten die Oberfläche des Sumpflands mit metallisch glänzenden Teppichen in Orange, Grün oder Blau. Krank wirkende Pflanzen wucherten im Wasser. Die Luft roch säurehaltig und ein wenig nach Eiern.
    Doch hier, an diesem fauligen Ort, lag eine Stadt.
    Sie war aus Holz und rostendem Metall erbaut, eine weitläufige, marode Ansiedlung, die sich ziel- und planlos entwickelt hatte. Zum größten Teil stand sie auf Plattformen, die sich, von Gerüsten getragen, aus dem Wasser erhoben. Der Rest verteilte sich auf den wenigen Landflächen, die das Sumpfland zu bieten hatte: durchweichte Uferbänke und Hügel. Jeder Teil war durch Brücken mit seinen Nachbarn verbunden und wurde von Ketten elektrischer Lampen erhellt, die sich planlos über die Hauptstraßen spannten.
    Die Gebäude waren von höchst unterschiedlicher Qualität. Einige hätten auch auf einem Landgut im tropischen Süden nicht deplatziert gewirkt. Andere waren aus allem zusammengestoppelt, was zu finden oder herbeizuschaffen gewesen war. Sie bestanden aus Holz und Stein, mit Schiefer- oder Wellblechdächern. Teile der Ansiedlung waren ein Konglomerat kaum bewohnbarer Slum-Hütten, andere hingegen wirkten organisierter und ließen die Hand eines Architekten erkennen.
    Dann waren da die Luftfahrzeuge. Es mussten zweihundert oder mehr sein, die sich um die Stadt herum zusammendrängten. Vor Anker liegende Fregatten schwebten in der Luft, mit

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