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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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reisen, und wenn es ums Fliegen ging, waren sie unerträgliche Besserwisser.
    »Sobald wir dort unten im Nebel sind, müssen wir per Koppelnavigation fliegen, Käpt’n«, sagte Jez. »Also halten Sie Kurs und Geschwindigkeit und sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie irgendwas verändern.«

    »In Ordnung.« Frey schluckte mit trockener Kehle und zog seinen Mantel enger um sich. Er war nicht sicher, ob es am Kater oder an der Angst lag, aber ihm schien einfach nicht warm werden zu wollen. Er drehte sich um und schaute kurz zu Crake hoch, der neben ihm stand und den Messing-Kompass in beiden Händen hielt. »Tut sich schon was?«
    »Sieht nicht so aus«, sagte Crake.
    »Haben Sie ihn eingeschaltet?«
    Crake warf ihm einen Blick zu. »Wenn Sie eine ›Einschalt‹-Methode zu kennen glauben, die uns allen entgangen ist, lassen Sie’s mich wissen.«
    »Wir können deinen verdammten Sarkasmus jetzt nicht gebrauchen, Crake«, fuhr ihn Jez in ungewohnt scharfem Ton an. Statt etwas darauf zu erwidern, versank Crake in bitteres Schweigen.
    Frey seufzte. Die Spannung zwischen den beiden war alles andere als Balsam für seine Nerven. Seit ihrer Rückkehr von dem Ball in Scorchwood Heights hatte sie die Stimmung auf der Ketty Jay allmählich vergiftet.
    »Woher kommt dieser ganze verdammte Nebel eigentlich?«, fragte er missmutig, um das Thema zu wechseln.
    »Heiße Luft aus Schloten im Westen weht über kalte Schmelzwasserströme, die vom Ostplateau fließen«, antwortete Jez geistesabwesend.
    » Aha.«
    Das Gespräch verebbte für eine Weile.
    »Käpt’n?«, sagte Jez, als die Atmosphäre unbehaglich genug geworden war. »Gehen wir runter?«
    Frey erwog, sie in seine Überlegungen einzuweihen. Er konnte ihnen anbieten, sie zu entlassen, und seiner eigenen Wege gehen. Wäre das nicht das Richtige? Dann musste niemand in den Friedhof hinunter. Am allerwenigsten er selbst.

    Aber es kam ihm ein bisschen viel vor, das alles jetzt zu erklären. Die Dinge waren schon zu weit gediehen. Er hatte sich damit abgefunden. Es war leichter, vorwärts zu gehen als zurück.
    Außerdem, dachte er mit einer seltenen Anwandlung leichtsinnigen Draufgängertums, nichts vertreibt einen Kater so gut wie der Tod.
    Er setzte sich in seinem Sitz zurecht und ließ Aerium-Gas aus den Ballasttanks ab, um das Schiff ein wenig schwerer zu machen. Die Ketty Jay begann in den Nebel zu sinken.
    Der Höhenmesser an der Instrumententafel tickte stetig dahin, während sie in die Tiefe sanken. Die Welt draußen vor dem Windglas des Cockpits trübte sich und wurde weiß. Das leise Summen der Elektromagneten in den Aerium-Maschinen war das einzige Geräusch in der Stille.
    »Runter auf tausend und dort bleiben«, befahl Jez, die sich über die Karten auf ihrem überfüllten Tisch beugte. In der grabähnlichen Atmosphäre klang ihre Stimme hohl.
    »Crake?«
    »Immer noch nichts.«
    Sie hatten sich fast den ganzen Tag lang den Kopf über den Kompass zerbrochen, aber niemand hatte seinen Zweck entschlüsseln können. Das Fehlen von Markierungen für Norden, Süden, Osten oder Westen ließ darauf schließen, dass er nicht zur Navigation gedacht war. Die vier Nadeln oder Pfeile, die sich offenbar unabhängig voneinander bewegen konnten, machten alles noch verwirrender. Und dann waren da die Ziffern. Niemand wusste, was sie bedeuteten.
    Sie hatten herausgefunden, dass jedes Paar von Ziffernsätzen zu einem bestimmten Pfeil gehörte. Das mit »1« bezeichnete Paar von Ziffernsätzen gehörte zu dem mit »1«
bezeichneten Pfeil. Jede Ziffer stand auf einer rotierenden Walze, wie in der Anzeige des Höhenmessers, und jede Walze enthielt vermutlich die Ziffern von null bis neun. Der obere Satz jedes Paars enthielt zwei Ziffern, ließ also die Zahlen von 00 bis 99 zu. Für den unteren Satz galt dasselbe, allerdings gab es hier noch ein leeres Feld vor den Ziffernsätzen. Alle Walzen außer dieser Leerstelle standen auf null.
    Frey hatte das Gefühl, dass dieser Kompass von entscheidender Bedeutung für ihr Überleben in Rooks Friedhof war. Sie schwebten in Gefahr, bis sie herausfanden, was er tat. Doch im Moment schien er gar nichts zu tun.
    Frey ließ die Ketty Jay in der Luft stehen, als sein Höhenmesser anzeigte, dass sie sich einen Klom über dem Meeresspiegel befanden, am Fuß der Berge. Der Nebel hatte sich stark verdichtet, und im Cockpit herrschte ein kaltes Zwielicht. Frey hütete sich, die Scheinwerfer einzuschalten; die würden sie nur blenden. Aber er schaltete die

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