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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Cruwen und Skale gefühlt haben, als sie Neu-Vardia entdeckt hatten. Er war jetzt ein Entdeckungsreisender. Was immer auch von nun an geschehen mochte, er musste zugeben, dass er sich … nun ja, männlicher fühlte als je zuvor.
    In jenem Moment, als er auf den Feuerknopf an seinem Steuerknüppel gedrückt und die Ace of Skulls in ein brennendes Wrack verwandelt hatte, war sein bisheriges Leben zu Ende gewesen. Jeden seither verstrichenen Tag hatte er sich mühsam zurückerobert. Er hatte sich jeden Schritt erkämpfen müssen. Es war aufreibend und beängstigend, und meistens hasste er es. Aber manchmal, wenn es ihm gelang, sich einen seltenen Moment des Friedens inmitten des Chaos zu verschaffen, ging es ihm anders. Dann war er mit sich zufrieden. Und es war sehr, sehr lange her, dass er so empfunden hatte.
    Vom Landeplatz aus überquerten sie die Brücke zur nächsten Plattform und stellten fest, dass Retribution Falls
von nahem noch unschöner war, und himmelweit entfernt von den Legenden.
    Die Häuser an den engen Straßen waren über ihr Alter hinaus verwittert und abgenutzt. Die Sumpfluft fraß sich durch Metall, verbog Holz und brachte Schimmel auf den Stein. Alles blätterte und schälte sich ab. Generatoren summten und stanken; sie lieferten den Strom für die Lampen, die an Drähten über ihnen hingen, um die Dunkelheit abzuwehren. Es war kalt, aber ihre Kleider wurden dennoch feucht und klebten ihnen am Leib. Der Geruch des Sumpfes vermischte sich mit dem von tausend ungewaschenen Körpern.
    In Retribution Falls wimmelte es von jeder Sorte von Piraten, Schmugglern, Betrügern und Verbrechern, die Frey sich nur vorstellen konnte. Jedes Wirtshaus, jede Schenke war gerammelt voll. Die Straßen waren verstopft, die Huren hohläugig und erschöpft. Im Innern machten die Feuchtigkeit und die Wärme Dutzender Leiber alles noch unangenehmer. Betrunkene mit aufbrausendem Temperament prügelten sich rücksichtslos. Schusswaffen wurden gezogen, Körper stürzten zu Boden.
    Hier gab es eine Wildheit, die er furchteinflößend fand. Es war ein rempelndes, stinkendes Pandämonium verfaulter Zähne und lüsterner Gesichter. Gefahr umgab ihn. Er merkte, dass ihm das Schreckgespenst der Miliz fehlte. Er mochte es, wenn seine illegalen Handlungen innerhalb der Sicherheit einer ordentlichen Zivilisation stattfanden. Totale Gesetzlosigkeit bedeutete Überleben auf der Grundlage von Stärke oder Gerissenheit, und von beidem hatte Frey nicht allzu viel zu bieten.
    Sie kamen an Schenken vorbei, aus denen rauer Lärm drang, und stiegen über Schnapsleichen hinweg, die auf
den Straßen lagen und gerade erst ausgeraubt worden waren. Malvery beäugte die Schenken im Vorbeigehen, aber ohne Pinn als Komplizen benahm er sich anständig und blieb in der Nähe seines Kapitäns. Hin und wieder schubste er jemanden aus dem Weg; seine Größe und sein grimmiger Blick erstickten jeden Protest.
    »Nicht ganz das Utopia, das ich mir vorgestellt hatte, Käpt’n«, sagte Jez leise.
    Frey wusste nicht genau, was »Utopia« bedeuten sollte – es klang wie eines von Crakes Wörtern –, aber er verstand, was sie meinte.
    »All diese Schiffe und Flugzeuge, all diese Menschen«, sagte er. »Hast du nicht auch den Eindruck, dass hier viel mehr Piraten sind, als dieser Ort eigentlich fassen kann?«
    »Auf jeden Fall.«
    »Und was sagt dir das?«
    »Dass sie sich aus einem bestimmten Grund hier versammeln. «
    »Meine Meinung«, erwiderte er.
     
    Auf dem Markt war es nicht ganz so voll wie in den Straßen und Schenken. Er nahm eine eigene Plattform ein, die durch Brücken mit etlichen ihrer Nachbarn verbunden war. Öllampen hingen an den Vordächern klappriger Stände und schwängerten die ohnehin schon stinkende Luft mit ihrem Rauchgeruch. Ihr flackerndes Licht mischte sich unruhig mit dem der über ihnen hängenden Glühlampen; zusammen warfen sie einen seltsamen Lichtschein auf das wogende Meer von Gesichtern, das sich unter ihnen dahinwälzte.
    Malvery bahnte sich seinen Weg durch die Menge; Frey und Jez folgten in seinem Windschatten. Die Stände, an denen sie vorbeikamen, wurden von Schlägern mit Schrotflinten
bewacht. Waren aller Art standen zum Verkauf: billiger Schmuck, Nippes, Eisenwaren, Stiefel und Mäntel, Navigationskarten. Hungrigen Marktbesuchern wurde dubioses gebratenes Fleisch angeboten, und in der Nähe röstete jemand Kastanien. Der Lärm lautstark geführter Gespräche war ohrenbetäubend.
    »Kommt es Ihnen nicht auch so vor,

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