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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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letzte Hoffnung, aus dem Schiffsgefängnis der Delirium Trigger entfliehen und ihrer aller Haut retten zu können.
    Als die Eindringlinge davon überzeugt waren, dass man der Ketty-Jay -Crew alles Gefährliche abgenommen hatte, wurden Frey und seine Leute mit vorgehaltenen Waffen die Rampe hinuntergeführt. Crake schwitzte, und in seinem Magen brodelte es. Die Zukunft verengte sich zu einem Weg, der ihn schnurstracks zum Galgen führte. Er sah keinen Ausweg mehr. Sie waren von überwältigender Feuerkraft umzingelt und Dracken auf Gnade und Ungnade ausgeliefert. Diesmal würde es keine wundersame Rettung geben.
    Pinn pfiff auf dem ganzen Weg die Rampe hinunter. Er
war sich des Ernsts ihrer Lage überhaupt nicht bewusst. Selbst jetzt glaubte er noch so sehr an seinen Heldenmythos, dass er auf eine unmittelbar bevorstehende, haarsträubende Flucht hoffte. Crake hasste ihn für diese fröhliche Ignoranz.
    Draußen war die Welt so düster wie ihre Zukunftsaussichten. Die Aschenebene im Osten der Hookhollows war trostlos, grimmig und eintönig, wohin man auch schaute. Selbst von den nahe gelegenen Bergen war nichts zu sehen, weil sie nicht über den Rand des riesigen Plateaus aufragten. Von einem Horizont zum anderen erstreckte sich eine monotone graue Fläche, ein totes Land, erstickt unter der Decke aus Staub und Flocken, die von Westen heranwehten. Ein kalter Wind erzeugte pulverartige Rinnsale am Boden und trieb sie in die Ferne. Der Himmel über ihnen war schieferfarben. Die Sonnenscheibe war so matt, dass man sie problemlos anschauen konnte.
    Links von ihnen ragte die Delirium Trigger in den Himmel. Ihr massiver Kiel war beeindruckend nahe, als könnte er jeden Moment herabstürzen und sie zerschmettern. Noch näher stand die kleine Passagierfähre, mit der Besatzungsmitglieder vom Schiff zum Erdboden und zurück befördert wurden. Die Delirium Trigger war so groß, dass sie nirgends landen konnte, außer in speziell dafür ausgestatteten Hafenanlagen.
    Ihre Bewacher ließen sie am Fuß der Rampe Halt machen. Vor ihnen, nicht weit entfernt, stand eine schmächtige Gestalt, von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet. Crake erkannte sie von Freys Beschreibung: die schockierend weiße Haut, das kurze, zu Büscheln zerzauste albinoblonde Haar, dieser schwarze, furchterregende Blick. Sie musterte sie eisig, während einer ihrer Männer zu ihr hinüberging und ihr etwas
ins Ohr flüsterte, dann gab sie ihm einen kurzen Befehl, und er eilte in den Bauch der Ketty Jay zurück. Anschließend kam sie zu Frey. Gegenseitiger Hass köchelte in beider Augen.
    »Den Zünd-Code, bitte«, sagte sie.
    »Du weißt, daraus wird nichts«, erwiderte er. »Du hast uns. Warum willst du die Ketty Jay haben?«
    »Wegen ihres ideellen Werts. Der Code?«
    »Die Ketty Jay ist gar nichts wert, verglichen mit der Belohnung, die du bekommst, wenn du uns ablieferst. Lass sie hier.«
    »Für dich bedeutet sie alles. Außerdem wird die Presse ein paar Ferrotypien von dem Schiff haben wollen, das die Ace of Skulls abgeschossen hat. Vielleicht schenke ich sie dem Erzherzog. Es könnte seine Neigung fördern, gewissen Gerüchten über meine anderweitigen künftigen Aktivitäten keine Beachtung zu schenken.«
    »Das ist doch sinnlos. Du wirst nicht …«
    Dracken zog mit einer schnellen Bewegung einen Revolver und drückte ihm die Mündung gegen die Brust, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Das war keine Bitte. Gib mir den Code.«
    Frey war geschockt; Crake sah es. Aber er bleckte die Zähne zu so etwas wie einem Grinsen und sagte: »Erschieß mich, wenn du willst. Das erspart dem Henker bloß Arbeit.«
    Dracken und Frey starrten sich an: ein Wettstreit der Willenskraft. Drackens Finger zuckte am Abzug. Sie war ernsthaft in Versuchung. Dann nahm sie den Revolver weg und trat zurück.
    »Nein«, sagte sie. »Du bleibst am Leben. Herzog Grephen wird ein unterschriebenes Geständnis von dir haben wollen. Außerdem gibt es jemanden, der vielleicht eher bereit sein wird zu reden. Soweit ich weiß, hat eine Frau die Ketty Jay
in der Nacht geflogen, als ihr meine Karten gestohlen habt. Ich sehe sie nicht. Wo ist sie, Frey? Sie dürfte den Code doch wohl kennen, nicht wahr?«
    Frey antwortete nicht. Dracken sah einen ihrer Männer aus der Ketty Jay und zu ihr herüberkommen. »Finden wir’s raus«, sagte sie. Sie wandte sich an den Mann, einen schnurrbärtigen, untersetzten Burschen mit einem Stahlohr als Ersatz für ein abgeschnittenes echtes. »Noch jemand

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