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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Viertelflasche Rum später war Schlacke friedlich genug, um den Maulfilter zu akzeptieren. Anschließend begaben sie sich in Malverys Sprechzimmer, um Pinns zerkratzte Arme und Hände mit einem Antiseptikum zu behandeln.

    Sie hatten erwogen, die Karten zu ignorieren und statt des mühseligen Rückwegs durch die Schluchten senkrecht nach oben zu steigen, stellten aber bald fest, dass es einen Grund gab, weshalb das niemand tat. Der Luftraum über Retribution Falls war stark vermint, und Jez vertrat die Ansicht, diese Minen könnten magnetischer sein als jene, auf die sie beim Herflug gestoßen waren, was bedeutete, dass sie die Ketty Jay aus größerer Entfernung ansteuern würden. Frey beschloss, es nicht darauf ankommen zu lassen. Sie würden den Karten folgen.
    Jez und Crake waren wieder bei Frey im Cockpit, die eine, um zu navigieren, der andere, um während des Fluges den Kompass abzulesen. Die Stimmung zwischen ihnen hatte sich verändert. Statt verbaler Attacken versuchte Jez, über die erforderliche Kommunikation zur Koordinierung ihrer Arbeit hinaus gar nicht mit Crake zu reden. Crake wirkte ebenfalls sehr still. Etwas war anders zwischen ihnen, so viel stand fest, aber Frey hatte das Gefühl, dass die Sache noch nicht vollständig geklärt war.
    Nun, zumindest hatte es Fortschritte gegeben. Sie stritten sich nicht mehr. Immerhin ein Anfang.
    Frey war guter Dinge, während er sie durch den Nebel steuerte.
    Er hatte allmählich den Eindruck, dass sich die Dinge für sie jetzt wirklich zum Besseren wendeten. Die Veränderungen waren langsam und unmerklich erfolgt, aber seit sie Yortland verlassen hatten, fühlte er sich mehr und mehr wie der Kapitän einer Crew statt wie jemand, der einen chaotischen Haufen von Leuten am Hals hatte. Statt sie tun zu lassen, wonach ihnen gerade der Sinn stand, hatte er angefangen, ihnen Befehle zu erteilen, und überrascht festgestellt, wie gut sie darauf ansprachen, wenn er ein wenig Autorität
zeigte. Sie mochten meckern und jammern, aber sie taten, was sie tun sollten.
    Der Einbruch in Quails Haus war ein voller Erfolg gewesen. Jez’ und Crakes Infiltration des Winterballs hatte wichtige Informationen erbracht. Und der Diebstahl des Kompasses und der Karten aus der Delirium Trigger war bislang das Tüpfelchen auf dem i. Noch vor einem Monat hätte er sich nicht vorstellen können, jemals etwas so Tollkühnes zuwege zu bringen. Noch vor einem Monat hätte er sich nicht einmal vorstellen können, irgendwem Befehle zu erteilen. Damals hätte er sich gesagt: Welches Recht habe ich, jemand anderem zu sagen, was er tun soll? Sein mangelndes Selbstwertgefühl hatte ihn daran gehindert, die Kontrolle über sein eigenes Leben zu übernehmen, geschweige denn über das von jemand anderem.
    Es ging jedoch nicht um Rechte, sondern um Verantwortung. Ob als Passagiere oder als Besatzungsmitglieder, die Leute an Bord der Ketty Jay waren denselben Gefahren ausgesetzt wie er. Wenn es ihm nicht gelang, sie zur Zusammenarbeit zu bewegen, litten sie alle darunter. Sein Schiff war das Wichtigste auf der Welt für ihn, und doch hatte er sich bis jetzt noch nie einen Deut um dessen Inhalt geschert. Es war immer nur um ihn und die Ketty Jay gegangen, seine eiserne Geliebte, der er für immer treu war. Sie gab ihm seine Freiheit, und dafür liebte er sie.
    Aber ein Schiff war nichts ohne eine Crew, die sich um alles kümmerte, und ohne Piloten, die es beschützten. Ein Schiff bestand aus Menschen. Die Crew der Ketty Jay setzte sich aus Säufern und Herumtreibern zusammen, die alle vor irgendwas wegliefen, seien es Erinnerungen, Feinde oder die Plackerei eines Lebens am Erdboden; aber seit Yortland waren sie alle in dieselbe Richtung gelaufen. Vereint durch
dieses gemeinsame Ziel, hatten sie angefangen, sich in etwas zu verwandeln, was einer Crew ähnelte. Und Frey hatte angefangen, sich in jemanden zu verwandeln, der einem Kapitän ähnelte.
    Verdammt, er begann, diese Leute zu mögen. Der Gedanke machte ihm ein wenig Angst. Denn wenn seine Crew gehenkt wurde, dann seinetwegen. Er würde die Schuld daran tragen. Er hatte sie alle in diese Sache hineingezogen, indem er Quails Fünfzigtausend-Dukaten-Angebot angenommen hatte, das zu schön gewesen war, um wahr zu sein. Er hatte sich auf dieses verzweifelte Spiel eingelassen, hatte die Augen geschlossen und auf eine Siegkarte gehofft; stattdessen hatte er jedoch das Schädel-Ass gezogen.
    Jez, Crake, Malvery, Silo … ja sogar Harkins und Pinn. Sie

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