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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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gelassen. Seine Hände waren sicher vor den Bauch gefesselt, und zwei Dutzend Wachposten mit Gewehren warteten darauf, ihn mit Blei zu füllen, falls er einen Fluchtversuch unternahm.
    Aber er hatte noch ein Ass im Ärmel. Ganz recht, die Welt würde sich an ihn erinnern. Vielleicht würde sie die Wahrheit niemals erfahren, aber sie würde seinen Namen kennen.
    Der Richter, ein uraltes, kurzsichtiges Fossil, das mehr als zur Hälfte aus Staub bestand, beendete sein Geschwafel, blickte auf und rückte seine Brille zurecht.
    »Die Todesstrafe ist verhängt worden«, leierte er herunter. »Aus alter Tradition hat der Delinquent nun Gelegenheit, eine letzte Bitte vorzubringen. Hat der Delinquent eine solche Bitte?«
    »Ja, die habe ich«, sagte Frey. »Um ehrlich zu sein, ich finde es ein wenig beleidigend, dass der Herzog nicht einmal einen ordentlichen Galgen beschaffen konnte, um mich zu hängen. Ich bitte um eine andere Hinrichtungsmethode.«
    Herzog Grephens bleiches Gesicht errötete zornig. Trinica beobachtete Frey neugierig mit ihren schwarzen Augen.
    »Ich möchte mit meinem eigenen Entermesser enthauptet werden«, sagte Frey.
    Der Richter sah den Herzog an. Grephen wischte sich verärgert eine Strähne schlaffer blonder Haare aus der Stirn.
    »Ich sehe keinen Einwand«, krächzte der Richter vorsichtig, falls der Herzog doch einen Einwand hatte.
    »Holt sein Entermesser!«, rief Grephen. Einer der Wachposten eilte gehorsam von dannen.
    Frey sah den Herzog kühl an. Selbst in seiner Uniform wirkte er wie ein verwöhnter kleiner Junge. Kindliche Bosheit
glitzerte in seinen tiefliegenden Augen. Er war ein kalter, humorloser Mann, keine Frage. Er hatte Dutzende Menschen an Bord der Ace of Skulls ermordet, nur um den Sohn des Erzherzogs auf eine Weise zu töten, dass man es jemand anderem anhängen konnte. Frey glaubte nicht, dass es ihm auch nur das Geringste ausmachte. Falls irgendeine Wärme in ihm war, so blieb sie der Allseele vorbehalten.
    Neben ihm stand Gallian Thade. Scharfe Züge, große Nase, schwarzer Spitzbart. Wo der Herzog weich und schwammig war, bestand er nur aus Ecken und Kanten. Thade betrachtete Frey selbstgefällig. Er hatte lange darauf gewartet, mitansehen zu können, wie der Mann, der seine Tochter defloriert hatte, bestraft wurde.
    Und dann war da Trinica. Er konnte nicht erkennen, was sie dachte. Ihr geisterhaft weißes Gesicht gab nichts preis. Würde sie froh sein, ihn sterben zu sehen? Würde sie endlich jenes Kapitel ihres Lebens abschließen können, das mit ihm begonnen hatte? Oder dachte sie selbst jetzt an schönere Momente in ihrer gemeinsamen Vergangenheit zurück und fragte sich, ob es richtig gewesen war, ihn hierher zu bringen?
    Grephen hatte die Ace of Skulls zerstört; Thade hatte Frey als Sündenbock dafür ausgewählt; Trinica hatte ihn gefangen genommen.
    Er hatte Grund, sie alle zu töten. Aber er würde nur Zeit für einen von ihnen haben. Und er hatte bereits entschieden, wer das sein würde.
    Der Wachposten kam mit seinem Entermesser aus der Kaserne zurück. Grephen nahm es und inspizierte es, bevor er es dem Henker reichte. Der Henker fuhr mit dem Daumen bewundernd über die Klinge und sog dann die Luft zischend durch die Zähne, als er sich die Kuppe aufschlitzte.

    »Könntest du mir das Ding da abnehmen?«, fragte Frey und wackelte mit den Schultern, um auf die Schlinge zu deuten. Der Henker steckte das Entermesser in den Gürtel und entfernte die Schlinge mit einer Hand, während er an dem blutenden Daumen der anderen lutschte.
    »Hinknien, Freundchen«, sagte er. Frey sank auf der hölzernen Plattform am Fuß des Laternenpfahls auf die Knie. Er bewegte die Handgelenke in ihren Fesseln und drehte den Hals hin und her.
    Er schaute zu dem Käfig hinüber, in dem seine Crew eingesperrt war. Gleich nach seinem Tod würden sie ihm folgen. Pinn schien verwirrt zu sein. Crakes Blick war umflort von Tragik. Silos Miene war undurchdringlich, Harkins drückte sich in eine Ecke und schaute weg. Malvery schenkte ihm ein klägliches Lächeln und reckte die Daumen. Frey dankte ihm mit einem wortlosen Nicken für seine Unterstützung.
    »Das Urteil lautet: Hinrichtung durch Enthauptung«, sagte der Richter. »Es wird nun vor den Augen dieser angesehenen Zeugen ausgeführt.«
    Der Henker zog das Entermesser, hielt die Klinge an Freys Genick und nahm Maß. »Keine Angst, hm?«, sagte er. »Ein Hieb, und es ist vorbei.«
    Frey holte Luft. Ein Hieb. Vor seinem geistigen Auge sah er

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