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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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bevor der Schmerz zuschlug. Die Zeit reichte immer für einen Versuch, sich so hinzudrehen, dass er ausblieb. Es klappte nie. Während des darauffolgenden unvermeidlichen Krampfes schrie er, nach Atem ringend, wand sich in seiner Koje und umklammerte sein Bein. Es endete ausnahmslos damit, dass er mehrere Gepäckstücke aus dem Netz über ihm stieß, die in einem Gewirr von Koffern und schmutziger Wäsche auf ihn herabstürzten.
    Nach dem Chaos verwirrender, unverdienter Schmerzen kam dann schließlich eine so süße Erlösung, dass sich das vorhergehende Trauma fast schon wieder lohnte. Halb vom Gepäck begraben, lag er keuchend da und dankte jedem, der zuhörte, dass er noch am Leben war.
    Frey hatte vor langer Zeit gelernt, dass die gewaltsame Anspannung der Muskeln in seinem Unterschenkel ihn vor Schmerzen rasend machen konnte. Heute nun hatte sein Folterer ihn mit den Freuden von Stromschlägen bekanntgemacht. Jetzt verkrampfte sich nicht mehr nur sein Bein, sondern gleich sein ganzer Körper.
    Wenn er das überlebte, dachte Frey, würde er seine Definition von Schmerz neu überdenken müssen.
    Furchtbare, schockierende Qual; sein Rücken bog sich unfreiwillig durch; Muskeln spannten sich so hart an, dass sie Knochen zerbrechen konnten; Zähne knirschten, und das Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.

    Und dann war der Schmerz vorbei. Die Freude darüber war so groß, dass er am liebsten zusammengebrochen wäre und geweint hätte. Er sackte auf dem Stuhl so weit nach vorn, wie es seine Fesseln erlaubten. Schweiß tropfte ihm von der Stirn, seine Brust hob und senkte sich.
    » Möchtest du Schmerzen zugefügt bekommen? Ist es das?«, fragte der Folterer.
    Frey hob mit einigen Schwierigkeiten den Kopf. Der Folterer sah ihn ernst an, die großen grauen Augen voller Mitgefühl und Verständnis. Er war ein gut aussehender, gepflegter Bursche mit kantigem Kinn, und er trug eine sorgfältig gebügelte hellblaue Uniform in den herzoglichen Farben von Lapin.
    »Du solltest das mal an dir selbst ausprobieren«, sagte Frey und zwang sich zu einem grimmigen Grinsen. »Gibt einem so einen richtigen Kick.«
    Der Wachposten an der Tür – ein stämmiger Mann in der gleichen Uniform wie der Folterer – lächelte einen Moment lang, bevor ihm klar wurde, dass sich das nicht gehörte. Der Folterer sagte missbilligend »aber, aber« und schüttelte den Kopf. Er ging zu der Maschine hinüber, die neben Freys Stuhl stand, einer bedrohlichen Apparatur aus Metall von der Größe eines Schranks; an der Vorderseite waren Regler und halbrunde Anzeigeinstrumente angebracht.
    »Offenbar ist der Kick noch nicht hart genug«, sagte der Folterer und drehte einen der Regler ein paar Stufen höher.
    Frey machte sich bereit. Es nützte nichts.
    Der Schmerz schien kein Ende nehmen zu wollen, bis er irgendwann doch vorbei war. Der Raum vor seinen Augen nahm allmählich wieder Konturen an. Er hatte sich Folterkammern immer als feucht und kerkerähnlich vorgestellt, aber diese hier war sauber und nüchtern. Sie ähnelte eher
einem Operationssaal als einer Zelle. Die elektrischen Lichter waren grell. Es gab alle möglichen Instrumente in Schalen und Schränken, neben Gestellen mit Flaschen und Arzneimitteln. Nur die Metalltür mit dem darin eingelassenen Sehschlitz verriet, worum es sich in Wirklichkeit handelte.
    Das Geständnis lag auf einem kleinen Tisch vor ihm. Daneben wartete ein Federhalter. Der Folterer war gestern so freundlich gewesen, es ihm vorzulesen, bevor sie begonnen hatten. Es entsprach weitgehend seinen Erwartungen. Ich, Darian Frey, gebe alles zu. Ich habe mich mit meiner Crew verschworen, den Sohn des Erzherzogs zu töten, weil wir gierige und böse Menschen sind, und hinterher haben wir alle darüber gelacht. Die ganze Sache war meine Idee und garantiert nicht die von jemand anderem, schon gar nicht von Herzog Grephen oder Gallian Thade, die beide mustergültige und loyale Untertanen unseres verehrten Staatsoberhaupts sind und deren Scheiße nach Rosen und Mandeln duftet, und so weiter, und so fort.
    Der Folterer hob den Federhalter auf und hielt ihn ihm hin. »Mach ein Ende, Darian. Warum wehrst du dich? Du weißt, dass du hier nicht mehr herauskommst. Warum musst du dir die letzten paar Stunden deines Lebens so schwermachen?«
    Frey blinzelte sich Schweiß aus den Augen und starrte den Federhalter dumpf an. Ja, warum unterschrieb er eigentlich nicht? Es war doch bloß eine Formalität. Sobald Grephen mit einem Richter kam,

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