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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Geschichten wurde behauptet, er könne erkennen, ob jemand lüge, indem er ihm einfach nur in die Augen schaue. Das tat er jetzt: ein durchdringender Blick, der sich in den Herzog bohrte.
    Grephen wich einen Schritt zurück. »Ist Ihnen das Wort
eines verurteilten Verbrechers etwa mehr wert als das eines Herzogs?«
    »Eines Herzogs, der mir noch immer nicht erklärt hat, weshalb er diese Gefangenen hinzurichten versucht, obwohl er weiß, dass man sie dem Erzherzog hätte ausliefern müssen, um ihnen den Prozess zu machen.«
    »Das ist doch lächerlich!« Grephen fuchtelte wild mit den Armen. »Ich rechtfertige mich nicht vor Ihnen! In meinem Herzogtum muss ich nur dem Erzherzog Rede und Antwort stehen.«
    »Wir vertreten den Erzherzog«, sagte Drave. »Also steht Ihr mir Rede und Antwort.«
    »Na los, Grephen!«, höhnte Frey. »Erzählt ihm, weshalb Ihr mich tot sehen wollt! Erzählt ihm von Orkmund und all Euren Piratenfreunden!«
    »Und du!«, schrie Grephen und zeigte mit einem zitternden Finger auf ihn. »Ich habe wirklich genug von dir.« Er sah den Henker an, der immer noch auf dem Podium stand und Freys Entermesser in der Hand hielt. »Töte ihn!«, befahl Grephen.
    Zwei Repetierflinten wirbelten unter Samandra Brees langem Mantel hervor und richteten sich auf den Henker. »Wenn du dieses Schwert erhebst, stirbst du als Erster«, sagte sie.
    Der Henker blieb, wo er war. Sein Blick wanderte zwischen dem Herzog und den beiden auf sein Gesicht gerichteten Flintenläufen hin und her. Frey hegte keinerlei Zweifel daran, was sich als überzeugender erweisen würde.
    Die Wachposten des Herzogs bewegten sich jetzt unsicher. Ihre Loyalität galt ihrem Herzog, und es gefiel ihnen nicht, dass er in Bedrängnis gebracht wurde. Colden Grudge, der die Spannung spürte, schlug seinen Umhang zurück, um
leichter an die Handäxte mit Doppelklinge heranzukommen, die an seinem Gürtel hingen.
    »Euer Hoheit, ich glaube, Ihr solltet lieber mit mir kommen«, sagte Drave, »bis wir uns von Eurer Unschuld überzeugen können.«
    »Sie nehmen mich fest?«, stieß Grephen hervor. Er schaute nach links und rechts, und seine Augen quollen hervor – ein in die Enge getriebenes Tier, das nach einem Ausweg suchte. Der alte Richter war bereits zurückgewichen und hatte sich von dem Herzog distanziert.
    »Euer Hoheit! «, blaffte Thade, als er die Panik im Gesicht seines Gefährten sah. »Beruhigt Euch!«
    »Ich bitte im Namen des Erzherzogs um das Vergnügen Eurer Gesellschaft«, beharrte Drave ruhig. »Man wird Euch nicht einsperren. Wir müssen nur sicher sein, dass Ihr nirgendwohin geht. Falls diese Anschuldigungen unbegründet sind, habt Ihr nichts zu befürchten.«
    »Nichts zu befürchten?«, kreischte er. »Ich bin ein Herzog! Spucke und Blut, ich bin ein Herzog von Vardia! Sie können mich in meinem eigenen Haus nicht so behandeln!« Er zögerte mit offenem Mund, als wäre er schockiert von der Ungeheuerlichkeit dessen, was er gleich tun würde. Dann wandte er sich an den Hauptmann seiner Wache und rief: »Ergreift sie! Nehmt diese Ritter fest!«
    Im Hof brach Chaos aus. Die Miliz stürzte sich auf die Ritter. Samandra Brees Flinten krachten, und zwei Männer flogen in einer Blutwolke zurück. Colden Grudge schwang seine Äxte und trennte Gliedmaßen und Finger ab. Kedmund Drave bewegte sich schneller, als man es ihm aufgrund seiner Statur und seiner Rüstung zugetraut hätte; er entwand sich dem Griff zweier Soldaten und kam mit feuernden Pistolen wieder nach oben. Binnen Sekunden verwandelte sich
der Platz vor Freys provisorischem Galgen in ein Schlachtfeld, als die Miliz die Zenturienritter zu überwältigen versuchte und die Ritter mit tödlicher Gewalt zurückschlugen.
    Der Henker stand mit offenem Mund da. Frey drehte sich zu ihm um und streckte ihm die Hände hin.
    »Schneide die Fesseln durch!«, sagte er. Seine Worte waren an das Entermesser gerichtet, nicht an den Mann, der es in der Hand hielt.
    Die Klinge bewegte sich von selbst, sauste durch die Luft und durchtrennte den Strick zwischen Freys Handgelenken. Sobald seine Hände frei waren, hüpfte das Entermesser mit einem Salto aus den Händen des Henkers in seine. Einen Moment später hatte Frey die Spitze an die Kehle des verwirrten Mannes gedrückt. Dessen Augen quollen verständnislos hervor. Frey verpasste ihm einen kräftigen Tritt zwischen die Beine. Seine Augen quollen noch weiter hervor, während er sanft zu Boden sank.
    Pinn jubelte im Innern des Käfigs.

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