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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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geliebt hatte. Die Frau, die er geliebt hatte, gab es nicht mehr. Stattdessen wurde er von ihrem Geist verfolgt.
    »Wozu das Risiko eingehen, Darian?«, sagte sie. »Wenn du zurückkehrst, hängen sie dich.«
    »Wenn ich nicht zurückkehre, hängen sie meine Crew, so viel steht fest.«

    »Seit wann spielt das für dich eine Rolle?«
    Darauf wusste er keine Antwort. Im Grunde war es auch unwichtig. Es war eine Anhäufung von Situationen gewesen: ein Durcheinander aus betrunkenem Gelächter, triumphierendem Grinsen, Schießereien, Diskussionen und sarkastischen Witzeleien. Das Gefühl hatte sich heimlich an ihn herangeschlichen, und als er es gemerkt hatte, war es schon zu spät gewesen.
    Vielleicht hatte er den Sprung getan, als er sich entschieden hatte, Jez seinen Zünd-Code anzuvertrauen? Oder als er ihn Trinica gegeben hatte, um Crake das Leben zu retten? Vielleicht lag es auch daran, dass er das Bedürfnis verspürte, Jez’ Loyalität zu erwidern: Sie war zurückgekommen, und dafür bewunderte er sie.
    Er wusste nicht, wann es angefangen hatte, eine Rolle zu spielen. Er wusste nur, dass es so war. Er würde seine Crew nicht im Stich lassen, ganz gleich, welche Risiken damit verbunden sein mochten.
    Trinica sah die Entscheidung in seinen Augen. In ihrem Ton lag ein kaum merklicher, leiser Respekt. »Tja«, sagte sie. »Jetzt schau dich an.«
    Aber Frey war nicht in der Stimmung, sich beglückwünschen zu lassen. Er drückte ihr die Spitze seines Entermessers fester unters Kinn, so dass sie den Kopf in den Nacken legen musste. Ein leuchtend roter Blutfleck erblühte auf ihrer weißen Haut. »Nenn mir einen Grund, warum ich dich nicht töten sollte.«
    »Es gibt keinen«, sagte Trinica. »Das ist deine Chance, Darian. Wenn du mich zurückbringst, sterbe ich sowieso. Also schwöre ich dir, ich werde nicht still und leise gehen. Du solltest mich besser jetzt gleich töten. Mir ist es lieber, wenn du es tust.«

    In ihrer Stimme lag nicht die geringste Furcht. Es war Frey, der Angst hatte. Er zweifelte nicht daran, dass sie es ernst meinte. Sie würde sich lieber in sein Schwert stürzen, als sich gefangen nehmen zu lassen. Sie erwartete den Tod nicht nur, sie hieß ihn willkommen. In diesem Moment verstand er, wie sie einer der gefürchtetsten Piratenkapitäne in Vardia geworden war. Alles in ihr war zusammen mit ihrem Baby gestorben. Wie konnte man einen wandelnden Leichnam töten?
    Er sah die Frau an, die er einmal geliebt hatte. Ihr Kinn war erhoben, und sie blickte ihn kühl an. Er wusste, dass er nie imstande sein würde, es zu tun, denn er schuldete ihr etwas. Er hatte sie in dieses Geschöpf verwandelt, als er sie so grausam verlassen hatte. Vielleicht war er nicht allein für den Tod seines Kindes verantwortlich, aber er trug einen Teil der Schuld. Er hatte sie dazu gebracht, es zu tun. Und so bitter es war, er konnte sich nicht mehr selbst belügen.
    Trinica hatte genug gelitten. Man sah es ihr überdeutlich an.
    Er ließ das Entermesser sinken.
    »Du wirst von jetzt an gejagt werden«, sagte er. »Du bist keine Freibeuterin mehr, sondern eine waschechte Piratin. Die Marine wird dich nie mehr in Ruhe lassen.«
    Trinica trat zurück. Eine schmale Hand fuhr an ihren Hals und legte sich auf die Schnittwunde. Sie starrte ihn mit einer seltsamen, verletzten Zärtlichkeit an.
    Er konnte es nicht ertragen. » Verschwinde von hier«, befahl er ihr.
    »Du bist nicht so, wie ich dachte, Darian«, sagte sie, und in ihrer Stimme war etwas Weiches, was ihn an eine Stimme aus alter Zeit erinnerte, die einmal sein Herz hatte schmelzen lassen. Er wagte es nicht, ihr das noch einmal zu erlauben.

    »Leb wohl, Trinica«, sagte er. Dann drehte sie sich um und lief den Flur entlang, und er schaute ihr nach, bis sie außer Sicht verschwand.
     
    Als Frey in den Hof zurückkehrte, war der Kampf vorbei. Sechs Angehörige der Miliz hatten sich ergeben. Die Übrigen lagen in verschiedenen Stadien des Sterbens und der Verstümmelung auf dem Boden, und ihr Blut verwandelte den Staub in roten Matsch. Einer der Zenturienritter, Colden Grudge, hatte eine leichte Stirnwunde davongetragen. Er hielt den Herzog und die überlebenden Milizionäre mit seiner Maschinenkanone in Schach. Im Nahkampf hatte er sie zuvor nicht benutzen können, aber er erweckte den Eindruck, als hätte er ganz und gar nichts dagegen, jetzt die Rechtfertigung dafür zu bekommen.
    Als Frey erschien, blickte Kedmund Drave auf, alarmiert von dem Jubelgeschrei, das sich

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