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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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»Wie läuft’s da hinten, Doc?«
    »Sie hängen noch an uns dran«, brüllte Malvery aus der Kuppel zurück, von der aus er sehen konnte, was sich hinter der Ketty Jay tat. Nur er sah die gewaltigen Gebilde in der Dunkelheit, die wie bösartige Phantome hinter ihnen herschwebten.
    »Sie haben bestimmt nicht geglaubt, dass Sie nochmal den Tag erleben würden, an dem Sie eine Flottille von Marine-Schiffen anführen«, grinste Jez mit einem Blick zum Kapitän hinüber.
    »Nein«, stimmte er zu und verzog dabei ironisch die Lippen, dann setzte er seinen Gasfilter wieder auf.
    Es gab eine dumpfe Explosion, als einer der Minensucher der Marine, die einen Weg für die Flotte hinter ihnen frei machten, eine Mine zur Explosion brachte. Viele Stunden lang war es nur langsam vorangegangen; sie hatten sich allmählich immer näher an Retribution Falls herangeschlichen und unterwegs alle Gefahren aus dem Weg geräumt. Da die anderen Luftfahrzeuge keine eigenen Kompasse besaßen, war es einfach zu riskant, die gesamte Streitmacht sozusagen im Gänsemarsch durch die Minen bringen zu wollen.
    Jez fragte sich, wie weit man das Geräusch durch den erstickenden Nebel und die tiefen, steilen Schluchten hören konnte. Ob sie bei ihrer Ankunft wohl feststellen würden, dass die Bewohner von Retribution Falls schon auf sie warteten ? Doch trotz der Gefahren überall um sie herum und des sicheren Wissens um den bevorstehenden Konflikt war sie zufrieden.
    Die Geräusche der Ketty Jay beruhigten sie. Mittlerweile kannte sie ihre Ticks, ihr Knirschen und Knacken. Der Navigatorensitz
schmiegte sich an ihren Körper, als hätte er sich irgendwie an ihr Gesäß und ihren Rücken angepasst, und seine Form kam ihr jetzt ganz natürlich vor. Die drückende Hitze im Cockpit hatte nun etwas Behagliches; es stellte eine warme Zuflucht vor der feindseligen Welt dar, die draußen wartete.
    Es war eine seltsame Erfahrung. Seit die Manen jenes kleine Dorf in Yortland angegriffen hatten, war so viel Zeit vergangen, dass sie schon vergessen hatte, wie sich Zufriedenheit anfühlte. Drei Jahre war sie umhergestreift und hatte sich versteckt, immer in Angst vor der Enttarnung. Sie hatte nie Wurzeln geschlagen, hatte sich nie erlaubt, so etwas wie Zuneigung zu den Menschen in ihrer Umgebung zu entwickeln.
    Doch hier fühlte sie sich nun endlich zu Hause. Sie hatte ihren Platz gefunden. Hier würde sie für lange Zeit bleiben.
    Ihre Wiedervereinigung mit der Crew war unerwartet bewegend gewesen. Malvery brach ihr mit seiner Umarmung beinahe die Rippen, bevor er ihr einen dicken, bärtigen Schmatzer auf die Wange verpasste. Frey war ebenso überschwänglich. Pinn tätschelte ihr den Arm; Harkins brabbelte freudestrahlend auf sie ein. Silo nickte respektvoll, was für ihn schon fast ein Freudenausbruch war. Selbst Crake schien glücklich zu sein, sie zu sehen, obwohl in seinem Blick eine Vorsicht lag, als rechnete er damit, dass sie seine ausgestreckte Hand ausschlagen würde.
    »Danke«, sagte er einfach.
    »Ich habe Bess mitgebracht.« Sie deutete mit dem Daumen nach hinten, auf das offene Maul des Laderaums. »Sie ist da drin.«
    Crakes Augen füllten sich mit Tränen, und auf seinem Gesicht erstrahlte ein unkontrollierbares Grinsen, das ein
halbes Schluchzen war; dann schloss er sie in die Arme und drückte sie fest an sich. Sie war so überrascht, dass sie die Umarmung erwiderte. Sein Abscheu vor ihr hätte eigentlich am intensivsten sein müssen. Er war klug und wusste viel über die arkanen Dinge. Mittlerweile hatte er bestimmt erraten, was mit ihr los war.
    Und doch umarmte er sie ebenso wie die anderen.
    Jez hatte sich bestenfalls erhofft, man würde sie ihres Weges gehen lassen. Sie hatte gehofft, Freys Leute wären dankbar genug für ihre Rettung, um ihr Geheimnis gegenüber den Zenturienrittern zu wahren, auch wenn sie wussten, wie gefährlich Jez war. Der Gedanke, sie könnten sie wieder aufnehmen, war lächerlich. Sie mochten einen offen praktizierenden Dämonisten an Bord dulden, aber wie konnte man mit einer Frau zurechtkommen, deren Herz nicht schlug, die weder atmen noch schlafen oder essen musste? Wie konnte man einer solchen Person jemals vertrauen? Woher sollte man wissen, was jemand, der aller normalen Verletzlichkeiten der Menschen beraubt war, als Nächstes tun würde?
    Sie akzeptierte, dass Frey und seine Leute sie vielleicht ausliefern würden. Für Monster gab es nun einmal keine Dankbarkeit. Vielleicht würden sie auch versuchen, sie

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