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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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zu vernichten. Darauf war sie gefasst. Es war ein akzeptables Risiko.
    Aber sie begrüßten sie wie eine alte Freundin.
    Sie wagte kaum zu glauben, was da geschah. Sicher waren sie nur erleichtert, der Hinrichtung entronnen zu sein, und hatten noch keine Zeit gehabt, die Sache zu durchdenken? Wenn es sich so verhielt, würde ihr Misstrauen wachsen, sobald sich ihre Freude legte. Das konnte sie nicht ertragen. Sie musste wissen, ob Frey und seine Leute sie so akzeptierten,
wie sie war, oder ob sie die Wahrheit nur einfach noch nicht erkannt hatten.
    »Ich nehme an …«, sagte sie, sobald Crake sie losgelassen hatte. »Ich nehme an, ich schulde euch eine Erklärung.«
    »Nein«, sagte Pinn strahlend.
    Jez runzelte die Stirn über seine abrupte Art und das belustigte Funkeln in seinen Schweinsäuglein. »Aber ihr fragt euch doch bestimmt, wie ich’s gemacht habe.«
    Silo zuckte die Achseln.
    »Eigentlich nicht«, sagte Frey.
    »Nee«, meinte Harkins.
    »Ist mir völlig schnurz«, setzte Malvery hinzu.
    Sie schaute den Mitgliedern der Crew der Reihe nach ins Gesicht und verstand allmählich. Vielleicht wussten sie genau, was sie war, vielleicht auch nicht. Aber es spielte keine Rolle, weil es ihnen egal war. Sie gehörte zu ihnen.
    »Und du?«, wandte sie sich an Crake.
    »Ich weiß schon, wie du es gemacht hast«, sagte er. »Nicht nötig, dass du’s mir erzählst.« Sein Lächeln war warm. Sie hatte Bess zurückgebracht, und damit stand er für immer in ihrer Schuld. Sie hatte die Ketty Jay zurückgebracht und damit die Herzen aller anderen gewonnen.
    Als sie ihre lächelnden Gesichter sah, vereint in konspirativer Unterstützung, erlaubte sie sich schließlich, es zu glauben. Das Lächeln breitete sich auch über ihr Gesicht aus.
    »Tja, dann«, sagte sie. »Wenn das so ist.«
     
    Harkins beugte und streckte die Finger an seinem Steuerknüppel und gab sich alle Mühe, sich nicht in den Schoß zu kotzen. Sein Magen hatte sich zu einer Kugel verknotet, und sein flacher, keuchender Atem linderte die überwältigende Angst, die auf ihn eindrang, nur wenig. Er kauerte im
Cockpit der Firecrow, und sein Blick zuckte nervös hierhin und dorthin. Er wünschte, der Nebel würde sich lichten. Er hatte aber auch Angst davor, was er sehen würde, wenn das geschah.
    Nur der Metallkokon der Firecrow hielt ihn zusammen. Das Gefühl der Sicherheit, das er ihm vermittelte, sorgte dafür, dass er nicht vollständig in Panik geriet.
    Es schien so lange her zu sein, dass sie die Firecrow in einer abgelegenen Höhle neben Pinns Skylance zurückgelassen hatten. Damals war es dem Käpt’n zu gefährlich erschienen, Rooks Friedhof im Konvoi zu durchqueren. Er hatte Recht gehabt: Ohne Masken hätten die tödlichen Dämpfe des Lavastroms sowohl Harkins als auch Pinn abstürzen lassen.
    Allerdings war es für sie seither nicht allzu gut gelaufen. Die Firecrow war Harkins’ einzige Sicherheit, und ohne sie war er verloren. Er hatte die meisten der darauffolgenden Tage in zähneklappernder Angst verbracht; zuerst hatte er sich in der Ketty Jay versteckt, damit er sich nicht nach Retribution Falls hineinwagen musste, dann hatte er in Drackens Schiffsgefängnis auf der Delirium Trigger gebibbert, und später hatte er in seiner Zelle in Mortengrace auf den Tod gewartet. Abergläubisch, wie er war, gab er der Trennung von der Firecrow die Schuld an seinem Pech. Er hätte sie nie verlassen sollen. Er würde es nicht wieder tun, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ.
    Riesige, kantige Gebilde glitten wie Tiefsee-Leviathane an Backbord und Steuerbord vorbei. Dazwischen schwebten kleinere Jäger, ihre Lichter helle Flecken vor dem stillen Nebel. Harkins nahm geringfügige Kurskorrekturen vor und machte sich Sorgen, dass eine Fregatte ihm eine Tragfläche abreißen und ihn in einen feurigen Tod hinabtrudeln lassen könnte.

    Als sie den Lavastrom hinter sich hatten, gingen die Minen langsam zu Ende. Vermutlich dachten sich die Piraten, dass jeder, der keinen Kompass besaß, um sie zu entdecken, bis dahin schon tot sein würde. Harkins hatte gehofft, dass die Anspannung ein wenig nachlassen würde, wenn sie die Minen hinter sich hatten, aber er stellte fest, dass sie stattdessen wuchs. Ihre Reise näherte sich dem Ende. Bald würden sie die riesige, sumpfige Doline erreichen, in der Retribution Falls lag. Bald würde der Kampf beginnen.
    Bleibt am Leben, hatte Frey gesagt. Mehr braucht ihr nicht zu tun. Geht kein Risiko ein. Passt aufeinander

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