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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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hinter den Kulissen unsichtbar daran arbeitete, die Ketty Jay in Schuss zu halten. Frey erkannte, wie wichtig Silo all diese Jahre hindurch für ihn gewesen war, ein Freund, der nichts verlangte, sondern bedingungslose Unterstützung gewährte, wann immer sie gebraucht wurde. Silo hatte ihm nach dem Hinterhalt auf dem Sammie-Territorium das Leben gerettet und ihn durch all die darauffolgenden harten Zeiten begleitet. Frey hatte nie einen Vertrauten haben wollen; er wollte jemanden, bei dem er sicher sein konnte, dass er ihn nie im Stich lassen würde, ganz gleich, was kam. Das war Silo.
    Von einem absurden und überwältigenden Drang erfasst, umarmte er seinen Ingenieur. Silo versteifte sich überrascht.
    »Pest und Verderben, Käpt’n, das ist jetzt nicht gerade der richtige Moment!«, rief Malvery.
    Frey ließ Silo los. Sein Gesicht rötete sich. »Na klar«, sagte er. »Du hast Recht.«
    Nach ein paar weiteren Wegbiegungen gelangten sie zu dem Kellergewölbe. Es war genau dort, wo der Pirat gesagt hatte. Unglücklicherweise hielten sich dort auch die meisten seiner Freunde auf.
    Die Tür zu dem Gewölbe stand offen, als sie es erreichten, und ein Dutzend Piraten war gerade dabei, die Schatztruhen herauszutragen. Orkmund selbst war ebenfalls dort und befehligte seine Männer. Von nahem war er noch eindrucksvoller als aus der Ferne: muskulös und tätowiert, mit kahlem Schädel und Boxergesicht.

    Frey hatte sie überraschen wollen, aber mit Bess im Schlepptau war das unmöglich. Als sie um die Ecke bogen, waren die Männer bereits alarmiert. Nur das verwirrende metallische Klappern und lederne Knirschen hatten sie davon abgehalten, ihre Waffen zu zücken. Doch nun trat der Golem ins Blickfeld, gefolgt von Frey und dessen Crew. Einige der Männer erbleichten, ließen ihr Ende der Kisten fallen und wichen zurück. Andere ließen die Kisten ebenfalls los, zogen jedoch Schusswaffen. Aber Freys Leute hatten ihre Waffen bereits in der Hand, und beim ersten Anzeichen von Gewalt fingen sie an zu schießen.
    Die erste Salve streckte die Hälfte von Orkmunds Männern nieder; die meisten von ihnen hatten ihre Revolver erst halb aus dem Halfter gezogen.
    Die Crew der Ketty Jay ging hinter der Ecke in Deckung, als das Feuer erwidert wurde, aber es war zum größten Teil auf Bess gerichtet, die brüllend den Korridor entlangstampfte. Wer unter den Piraten die erste Salve überlebt hatte, taumelte angesichts des metallenen Riesen zurück, stolperte über die Truhen und rappelte sich wieder auf, um zu fliehen. Frey hörte, wie Orkmund ihnen irgendwas Unzusammenhängendes zurief; er drängte sie, stehen zu bleiben und zu kämpfen.Aber dann gab es oben eine schreckliche Explosion, und man hörte das unheilvolle Geräusch herabstürzender Steine.
    Staub quoll aus dem Korridor und hüllte Freys Crew in ihrer Deckung ein. Frey hustete in seine hohle Hand und schaute um die Ecke. Es dauerte ein paar Sekunden, bis der Staub sich gelichtet hatte, doch dann sah er Bess dort stehen, schmutzig, aber unversehrt. Ein Abschnitt der Decke war eingestürzt und hatte alle Truhen bis auf eine unter sich begraben. Von Orkmund und seinen Männern war nichts zu
sehen. Sie waren entweder geflohen oder ebenfalls begraben worden. Frey war es einerlei.
    Ganz und gar nicht einerlei war ihm die rot lackierte Truhe, die vor Bess’ Füßen stand. Eine Truhe mit einem wunderschönen Zweig-und-Blatt-Intaglio auf dem Deckel und einer Schließe in Form eines silbernen Wolfskopfs. Er lief hin und zerrte am Deckel. Verschlossen. Er trat zurück und schoss die Schließe mit seinem Revolver weg.
    Es würde keinen Irrtum geben. Er musste sicher sein.
    Die anderen hatten sich um ihn versammelt, als er sich hinkniete und die Truhe öffnete. Im Innern war eine goldene Masse von Dukaten. Abertausende Münzen. Selbst in der staubdunstigen Luft schienen sie zu schimmern und zu leuchten.
    Bess beugte sich über seine Schulter, um sie sich anzusehen. Sie gurrte, als sie das Vermögen in der Truhe sah.
    Frey verschlug es beinahe den Atem. Endlich hatte er es geschafft. Endlich hatten sie es geschafft. Nach all den Jahren, in denen sie im Dreck gescharrt hatten, waren sie reich.
    Er trat zurück und schaute in die freudestrahlenden Gesichter seiner Leute, die reglos dastanden, wie gelähmt vom Anblick von mehr Geld, als sie sich jemals erträumt hatten.
    »Nimm die Truhe, Bess«, sagte er. »Wir machen, dass wir rauskommen.«

ACHTUNDDREISSIG
Granaten – Der Zweikampf –

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