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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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zündete Plome mit einem weiteren Streichholz die erste von mehreren in Wandhalterungen steckenden Gaslampen an. Ein sanfter Lichtschein schwoll an und erfüllte den Raum.
    »Leider hat sich die Elektrizität hier noch nicht durchgesetzt«, entschuldigte er sich, während er mit dem Streichholz von einer Lampe zur nächsten ging. »Die Tarlocks haben kleine Generatoren verboten. Zu viel Lärm und Gestank, heißt es offiziell. Aber in Wirklichkeit geht es nur darum, dass sie ihren eigenen großen Generator bauen und uns allen einen Obolus für die Stromversorgung abknöpfen können.«
    Das Sanktum unter dem Haus hatte sich seit Crakes letztem Besuch kaum verändert. Wie Crake hatte auch Plome in seiner Haltung zum Dämonismus immer eher zur Wissenschaft als zum Aberglauben geneigt. Sein Sanktum ähnelte eher einem Labor. Eine Kreidetafel war mit Frequenzmodulationsformeln übersät; daneben sah er einen komplizierten Destillierapparat sowie Bücher über das Wesen von Plasma und Licht erzeugendem Äther. Ein kugelförmiger Messingkäfig nahm einen Ehrenplatz ein, umgeben von diversen Resonatoren: dünne Metallstreifen unterschiedlicher Länge, Glocken aller Art und hohle Holzrohre. Mit solchen Gerätschaften konnte man einen Dämon im Zaum halten.
    Beim Anblick einer Echokammer in einer Ecke überlief es Crake kalt. Es war eine Metallkugel mit einem kleinen, kreisrunden Bullauge; sie ähnelte einer Bathysphäre. Er spürte,
wie die Kraft aus seinen Gliedmaßen wich. Ein Wurm der Übelkeit kroch in seine Eingeweide.
    Plome folgte seinem Blick. »O ja, das. Im Grunde bloß eine spontane Erwerbung. Ich habe sie noch nicht benutzt. Muss warten, bis wir hier elektrischen Strom bekommen. Für die konstante Vibration zur Erzeugung des Echos, verstehen Sie.«
    »Ich weiß, wie sie funktioniert«, versicherte ihm Crake mit dünner Stimme. Ihm war auf einmal, als bekäme er keine Luft mehr.
    »Natürlich. Und ich glaube, Sie wissen auch, wie gefährlich und unberechenbar die Echotechnik ist. Ich kann es nicht riskieren, dass mir eine Batterie verreckt, während irgendein verdammter Horror da drin hockt!« Er lachte nervös, dann merkte er, dass alle Farbe aus Crakes Gesicht gewichen war. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Crake riss seine Augen von der Echokammer los. »Ja, ja. Mir geht’s gut.«
    Plome ließ die Sache auf sich beruhen. Er holte ein Taschentuch hervor und wischte sich die Stirn ab. »Die Shacklemores waren hier. Sie haben Sie gesucht.«
    »Die Shacklemores?« Crake erschrak. »Wann?«
    »Irgendwann gegen Ende des Monats Schwalbenernte, glaube ich. Sie haben gesagt, sie würden all Ihren Kollegen einen Besuch abstatten.« Er rang die Hände. »War mir wirklich sehr unangenehm. Mir kam der Verdacht, dass sie über … nun ja, darüber Bescheid wussten.« Er machte eine Geste, die das gesamte Sanktum umfasste. »Es wäre sehr unerfreulich, wenn das herauskäme. Sie wissen ja, wie die Leute über uns denken.«
    Aber Crake war zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt. Die Shacklemore-Agentur – das bedeutete nichts
Gutes. Er hatte zwar damit gerechnet, dass diese Kopfgeldjäger der Reichen und Berühmten mit von der Partie sein würden, aber die Bestätigung war trotzdem ein Schlag.
    »Tut mir leid, alter Knabe«, sagte Plome. »Die sind Ihnen wohl auf die Schliche gekommen, hm?«
    »So was Ähnliches«, erwiderte er. Etwas viel, viel Schlimmeres.
    »Barbaren«, schnaubte Plome. »Sie werfen einen Blick ins Sanktum, schreien dann ›Dämonisten!‹ und hängen einen auf. Ganz egal, wer man ist und was man getan hat. Die Unwissenheit triumphiert immer über die Vernunft. So geht’s nun mal zu in der Welt – traurig, aber wahr.«
    Crake zog eine Augenbraue hoch. Eine solche Bemerkung hatte er von diesem eigentlich konservativen Mann nicht erwartet. »Sie glauben nicht, ich hätte bleiben sollen, um die Suppe auszulöffeln? Um mich zu verteidigen?«
    »Du liebes bisschen, nein! Weglaufen war das Einzige, was Sie tun konnten. Die Menschen verstehen einfach nicht, was Leute wie wir vorhaben. Sie haben Angst vor dem Unbekannten. Und diese verfluchten Erwecker sind auch keine Hilfe, sie reden blöd daher über die Allseele hier und den Dämonismus dort und provozieren das einfache Volk. Was glauben Sie, warum ich dem hiesigen Richter in den Hintern krieche, hm? Damit ich eine reelle Chance habe, wenn jemand entdeckt, was ich unter meinem Haus verstecke!«
    Plomes Gesicht hatte sich während seiner Tirade

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