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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Anscheinend war das »leichte Arbeit«, bei der »nichts schiefgehen konnte«, zwei Phrasen, denen Crake in letzter Zeit zu misstrauen gelernt hatte.
    Er stieg mit Geländern versehene Steintreppen hinauf und ging gewundene Wege entlang. Die Häuser rückten nah an eine hüfthohe Schutzmauer heran, die Fußgänger von den steilen Klippen auf der anderen Seite trennte. Auf den Kopfsteinpflasterstraßen waren Laternenanzünder unterwegs, die eine punktierte Linie trübe leuchtender Laternen hinterließen. Tarlock Cove bereitete sich auf den Einbruch der Nacht vor.
    Als Crake noch höher hinaufstieg, sah er den Leuchtturm an der Mündung der Bucht und bemerkte erfreut, dass dessen Lampe aufleuchtete und sich zu drehen begann. Solche Dinge, Zeichen für eine gut geführte, geordnete Welt,
lösten manchmal ein Gefühl großer Befriedigung in ihm aus.
    Dieses Geordnete war einer Gründe, weshalb ihm Tarlock Cove bei seinen früheren Besuchen gefallen hatte. Es wurde von der Familie geleitet, deren Namen es trug, und die Tarlocks sorgten dafür, dass ihr Städtchen nicht vor die Hunde ging. Die Häuser waren gestrichen, die Straßen gefegt, und die Herzogliche Miliz sorgte dafür, dass das Gesindel der durchreisenden Händler die respektablen Leute weiter oben am Hang nicht belästigte.
    Die Tarlock-Villa stand am höchsten Punkt der Stadt, von wo aus sie all dies beherrschte. Sie war unaufdringlich in ihrer Erhabenheit, ein großes, massives Gebäude mit vielen Fenstern, das wohlwollend auf die Bucht hinausblickte. Ein Baustil, der von klassischer Zurückhaltung zeugte, fand Crake: der Inbegriff aristokratischer Bescheidenheit. Er war einmal bei den Tarlocks zu Besuch gewesen und hatte ihre Gesellschaft als sehr angenehm empfunden.
    An diesem Abend wollte er jedoch nicht die Tarlocks besuchen. Stattdessen ging er einen gewunden, von Laternen erhellten Weg entlang und klopfte an die Tür eines schmalen, dreistöckigen Hauses, das zwischen anderen Häusern von ähnlicher Bauweise eingezwängt war.
    Die Tür wurde von einem rundlichen Mann in den Sechzigern geöffnet, der einen Kneifer trug. Seine Schädeldecke war kahl, aber strähnige graue Haare hingen ihm um den Hals und fielen über den Kragen seiner braun-goldenen Jacke.
    Er warf einen Blick auf seinen Besucher und wurde aschfahl.
    »Guten Abend, Plome«, sagte Crake.
    »Guten Abend?«, stieß Plome hervor. Er schaute nach links und rechts, packte ihn dann am Arm und zog ihn über die
Türschwelle. »Runter von der Straße, Sie Narr!« Er schloss die Tür, kaum dass Crake im Haus war.
    Die Diele war zu dieser Stunde in Schatten gehüllt: Die Lampen waren noch nicht angezündet worden. Goldgerahmte Porträts und raumhohe Spiegel hingen an den mit dunklem Holz vertäfelten Wänden. Während Crake seinen Mantel aufknöpfte, warf er einen Blick durch die Wohnzimmertür. Tee und Kuchen für zwei Personen standen auf einem lackierten Beistelltisch neben zwei Lehnsesseln bereit.
    »Haben Sie mich erwartet?«, fragte Crake überrascht.
    »Ich habe jemand ganz anderen erwartet! Einen Richter, wenn Sie’s wissen wollen! Was machen Sie hier?« Bevor Crake antworten konnte, hatte ihn Plome schon am Ellbogen gefasst und hastig durch die Diele bugsiert.
    Am Ende der Diele war eine Treppe. Plome steuerte Crake um sie herum zu einer kleinen, unauffälligen Tür. Allem Anschein nach war es ein Treppenschrank, aber Crake merkte am Kribbeln seiner Sinne, dass der Schein trog. Plome zog eine Stimmgabel aus seiner Jacke und schlug sie geschickt am Türrahmen an. Die Stimmgabel ließ einen hohen, klaren Ton erklingen, und Plome öffnete die Tür.
    Im Innern war ein einzelnes Bord mit einer Laterne, und eine Reihe von Holzstufen führte nach unten. Plome hielt die immer noch klingende Stimmgabel in die Höhe und schob ihn an sich vorbei. Crake spürte, wie ihn der in die Türöffnung gebannte Dämon streifte. Ein kleiner Zauber. Jeder, der die Tür geöffnet hätte, bevor der Dämon mit der richtigen Frequenz gebändigt worden war, hätte lediglich einen vollgestopften Schrank gesehen, wahrscheinlich begleitet von einer starken Suggestion, dass sich nichts Interessantes darin befand.

    »Vorsicht«, sagte Plome. »Ich gehe voran. Die dritte Stufe von unten würde Sie für eine gute Stunde lähmen.«
    Crake blieb stehen und wartete, bis Plome die Tür geschlossen und die Laterne mit einem Streichholz angezündet hatte. Er ging als Erster die Treppe hinunter, und Crake folgte ihm. Unten

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