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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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hierher.
    »Warum fliegen Sie nicht nach Hause, Pinn?«, fragte Crake. Er schaute zu den Dachsparren hinauf, wo mehrere arktische Tauben einander leise angurrten. Ihm waren die klumpigen weißen Streifen inmitten der eingetrockneten Blutflecken auf dem Boden aufgefallen, und darum hielt er seinen Krug Dunkelbier mit der Hand zu.
    »Was?«, sagte Pinn mit trüben Augen.

    »Ich meine, was hält Sie hier? Sie haben Ihr eigenes Flugzeug. Sie sind weder namentlich genannt noch identifiziert worden. Warum kehren Sie nicht zu Ihrer Liebsten zurück?«
    Der aufrührerische Ton dieses Vorschlags brachte Frey nicht einmal dazu, den Kopf zu heben. Crake wollte Pinn nur ärgern. Diejenigen, die überhaupt glaubten, dass Pinn eine Liebste hatte – Malvery war der Meinung, er könnte sie erfunden haben –, wussten ganz genau, dass er nie zu ihr zurückkehren würde. In seiner Fantasie wartete sie darauf, ihn am Tag seiner ruhmreichen Heimkehr mit offenen Armen zu empfangen; aber er schien als Einziger nicht zu erkennen, dass dieser Tag niemals kommen würde. Pinn wartete auf den Ruhm, statt ihn zu suchen.
    Lisinda war der heroische Abschluss seiner Queste, das Versprechen häuslichen Komforts nach dem großen Abenteuer. Aber was, wenn sie bei seiner Rückkehr nicht mehr da war? Was, wenn sie das Kind eines anderen in den Armen hielt? Selbst in den trüben Wolken von Pinns Geist musste diese Möglichkeit aufgeschienen sein und ihn nervös gemacht haben. Er würde den Traum nie gefährden, indem er ihn mit der Realität bedrohte.
    »Ich fliege erst nach Hause, wenn ich mein Vermögen gemacht habe«, sagte Pinn mit einem Anflug von Unmut in der Stimme. »Sie verdient das Beste. Bei meiner Heimkehr …« Er hob den Krug und die Stimme zugleich, eine Kampfansage an jeden, der es wagen sollte, ihm zu widersprechen. »Bei meiner Heimkehr bin ich ein reicher Mann!« Er sackte wieder in sich zusammen und nuckelte an seinem Bier. »Bis dahin habe ich euch Flaschen am Hals.«
    Ihm kam eine Idee. Er stieß mit einem dicken Finger nach Crake und sagte: »Was ist mit Ihnen, hä? Mister Vornehm, Ich-quatsche-ja-ach-so-kultiviert? Müssen Sie nicht an …
an einem Bankett teilnehmen oder so?« Er verschränkte die Arme und grinste höhnisch, zufrieden mit seinem raffinierten Gegenangriff.
    »Nun ja, als ich euch allen beim Alten Einauge das Leben gerettet habe, ließ es sich leider nicht umgehen, dass zwei Zenturienritter sich mein Aussehen einprägen konnten«, erwiderte Crake. »Aber das ist ein Thema, das ich ohnehin schon zur Sprache bringen wollte.« Er stützte sich auf die Ellbogen und beugte sich vor. »Sie kennen Jez’ Namen, aber sie haben sie nicht gesehen. Kedmund Drave hat uns alle gesehen, weiß aber nicht, wie wir heißen. Als Gruppe sind wir ziemlich leicht zu identifizieren. Getrennt werden sie uns wahrscheinlich nie erwischen. Sie werden nur Frey kriegen.«
    Harkins schaute sich unbehaglich am Tisch um. Malvery rutschte auf seinem Sitz herum und räusperte sich. Frey reagierte nicht.
    »Also, ich weiß ja nicht, wie es euch geht«, fuhr Crake fort, »aber ich werde mich nicht für den Rest meines Lebens in einer eisigen Einöde verstecken. Deshalb möchte ich wissen« – er sah Frey direkt an –, »was Sie als Nächstes zu tun gedenken. Käpt’n.«
    Von den Dachsparren fiel etwas mit einem lauten Plopp in Crakes Bier. Ohne den Blick von Frey abzuwenden, stieß er den Krug mit den Fingerspitzen weg.
    Frey starrte immer noch auf den Artikel, sah ihn aber eigentlich nicht. Sein Verstand arbeitete wie wild, mühte sich ab, eine Lösung für diese Krise zu finden, jedoch ohne Erfolg. Seit zwei Wochen wendete er die jüngsten Ereignisse nun schon immer wieder hin und her, suchte nach irgendeiner verborgenen Wahrheit, aber es waren einfach keine Antworten zu finden.
    Es ergab keinen Sinn. Wieso gerade er? Wenn dies eine
Falle war, warum hatte man ihn ausgewählt? Einen unbedeutenden Freibeuter, dessen Name in Piratenkreisen so gut wie unbekannt war. Dennoch hatte Quail ausdrücklich ihn haben wollen. Quail, dem er nichts getan hatte.
    Natürlich konnte jemand Quail benutzt haben, um ihm eine Falle zu stellen, das lag immer im Bereich des Möglichen. Aber wen hatte er verärgert? Wem hatte er eine solch schwere Kränkung zugefügt? Es musste eine mächtige Person sein, wenn sie etwas derart Gravierendes inszenieren konnte, dass sich sogar die persönliche Elitetruppe des Erzherzogs einmischte. Die Zenturienritter befassten sich

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