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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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kalte und strenge, viel zu nah bei Vardia. Sie konnten sich nicht ewig hier verstecken. Nicht, wenn die Zenturienritter und Trinica Dracken hinter ihnen her waren.
    Sein Blick fiel auf die Zeitung, die offen auf dem Tisch lag. Verbitterung gerann in seinen Gedärmen. Der scheinheilige Ton des Autors, der über Freys baldigen Sturz frohlockte, machte ihn wütend. Bei der Erinnerung daran, wie abfällig Crake ihn heruntergeputzt hatte, knirschte er mit den Zähnen. Sein Foto, das ihm aus der Zeitung entgegenlächelte, erfüllte ihn mit einem tiefen, unerträglichen Hass. Dass sie dieses Bild benutzten! Ausgerechnet dieses!
    Das war zu viel. Er konnte die Launen des Schicksals ertragen, das ihn beim Kartenspiel hin und wieder ausraubte. Er konnte mit dem Wissen umgehen, dass all seine Bemühungen, auf einen grünen Zweig zu kommen, dazu verurteilt waren, von einer dunklen, omnipotenten Macht vereitelt zu werden. Er konnte mit der Tatsache leben, dass er der Kapitän einer Crew war, die nur bei ihm blieb, weil sie nirgends anders hin konnte.
    Aber dermaßen hereingelegt zu werden, ohne dass er die geringste Ahnung hatte, wer dahintersteckte, oder auch nur, womit er das verdient hatte? Es war so ungeheuerlich, so entsetzlich unfair, dass es sein Blut zum Kochen brachte.
    »Ich kann nicht mehr weglaufen«, murmelte er.
    »Wie bitte?«, sagte Malvery.
    Er sprang auf, stieß seinen Krug mit dem Handrücken beiseite, und seine Stimme wurde laut. »Ich habe gesagt, ich kann nicht mehr weglaufen!« Er griff sich die Zeitung, schleuderte sie weg und zeigte hinterher. »Es gibt keinen Ort auf dieser Welt, wo sie mich nicht finden wird! Sie wird nie aufhören! Ich bin es zwar gewohnt, vom Schicksal beschissen
zu werden, aber alles hat seine Grenzen, und die meinen sind jetzt erreicht, verdammt noch mal!«
    Die anderen starrten ihn an, als wäre er übergeschnappt. Aber er war nicht übergeschnappt. Er fühlte sich auf einmal voller Schwung, gestärkt und lebendig! Mitgerissen vom Adrenalinschub der Entscheidung, donnerte Frey: »Ich denke nicht daran, vor diesen Leuten um den halben Planeten zu fliehen! Ich denke nicht daran, mich für ein Verbrechen hängen zu lassen, ohne überhaupt zu wissen, was ich getan habe! Und ich denke auch nicht daran, für den Rest meiner Tage in einer eisigen Einöde zu verrotten!« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Es gibt jemanden, der wissen könnte, was hinter all dem steckt. Dieser messingäugige Mistkerl, der mir den Tipp gegeben hat: Xandian Quail. Wir alle wissen, dass Leute wie er ihre Quellen niemals preisgeben, aber er hat einen großen Fehler gemacht. Er hat dafür gesorgt, dass ich nichts mehr zu verlieren habe. Also werde ich zurückkehren. Ich werde zurückkehren, und zwar dorthin, selbst wenn das ganze verfluchte Land mich sucht, und ich werde herausfinden, wer das getan hat! Es wird ihnen noch leid tun, dass sie jemals den Namen Darian Frey gehört haben! « Er reckte die Faust in die Luft. »Wer ist dabei?«
    Malvery, Pinn und Harkins starrten ihn mit offenem Mund an. Silo beobachtete ihn mit unergründlicher Miene. Der Wirt reinigte Krüge. Das einzige Geräusch in der Stille, die auf seine Worte folgte, war das Quietschen von Stoff auf Zinn.
    »Ach, ihr könnt mich alle mal«, fauchte Frey, dann stürmte er zur Tür. »Wenn ihr in einer halben Stunde nicht an Bord der Ketty Jay seid, lasse ich euch hier erfrieren.«

ELF
Crake mischt sich unters Volk – Eine üble Magenverstimmung – Der Feind wird ausgeräuchert – Fragen und Antworten
    Wenn Crake es sich recht überlegte, hatte er in den letzten Wochen eine Menge Zeit in Wirtshäusern verbracht. Als jemand, der früher einmal Studium und Disziplin geschätzt hatte, kam er sich deshalb auf unbestimmte Weise dekadent vor. Er war Salons und Clubs, Gartenfeste und Abendgesellschaften gewohnt. Während seiner Zeit an der Universität hatte er zwar auch die eine oder andere angesagte Kaschemme besucht, aber meist wimmelte es darin von ähnlich gebildetem Volk, das mal ins Leben am unteren Rand der Gesellschaft hineinschmecken wollte. Seine Sauftouren waren stets als Abende intelligenter Debatten getarnt gewesen. Was das betraf, bestand bei der Crew der Ketty Jay jedoch keinerlei Gefahr.
    Heutzutage trank er einfach, um zu vergessen.
    Er saß am Tresen, vor sich zwei Becher des stinkenden hiesigen Grogs. Es war später Nachmittag in Marklin’s Reach, und eine grelle Wintersonne stand tief über der Stadt. Blendende

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