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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Gerade das gefiel ihm so an ihnen.
    Ihm kam ein verwirrender Gedanke. Spucke und Blut, war es möglich, dass er sich in ihrer Gesellschaft wohlfühlte? Er trank einen Schluck aus seinem Becher, um den davon hervorgerufenen üblen Geschmack im Mund wegzuspülen, dann würgte er, als er merkte, dass der Grog noch übler schmeckte.
    »Was in den falschen Hals gekriegt, hm?«, sagte eine Stimme hinter ihm, und jemand klopfte ihm fest genug auf den Rücken, um ihm ein paar Rippen zu brechen.
    Crake lächelte matt und wischte sich die tränenden Augen ab, während der Mann neben ihm Platz nahm. Rogin – schmutzig, schütteres Haar, Knollennase und von Rosazea gerötete Wangen – war alles andere als eine Augenweide. Und auch kein Labsal für die Nase. Er hatte den säuerlichen, leicht kohlartigen Geruch eines Mannes, der es gewohnt war, in den eigenen Fürzen zu schmoren.
    Crake unternahm eine heroische Anstrengung, etwas
männliche Begeisterung an den Tag zu legen, und klopfte Rogin zur Begrüßung auf die Schulter. »Schön, dich zu sehen, mein Freund«, sagte er mit seinem besten Fotolächeln. Die Strahlen der tief stehenden Sonne glitzerten auf seinem Goldzahn. »Ich habe dir einen Drink besorgt.«
    Rogin nahm den Becher, der ihm hingestellt worden war – und dessen Inhalt Crake mit Malverys Spezialmixtur versetzt hatte –, und hob ihn, damit sie anstoßen konnten.
    »Auf deine Gesundheit«, sagte Rogin und leerte seinen Grog mit einem Schluck.
    »O nein«, erwiderte Crake leise, mit selbstzufriedenem Grinsen. »Auf deine.«
     
    Als die Sonne unter den Horizont sank, entwich die Wärme aus der Luft. Reif legte sich auf den aufgewühlten Schlamm der Hauptstraßen, und die Bewohner von Marklin’s Reach zogen sich in ihre Häuser zurück. Über dem Boden hing ein dünner blauer Nebel – Abgase der tragbaren Generatoren, die in den Gassen hinter den hölzernen Bruchbuden summten und ratterten. Mit dem Strom schwankte auch die Helligkeit der Glühlampenketten.
    Frey kauerte in der Mündung einer Gasse im Schutz eines Fleckchens Dunkelheit, das genau an der richtigen Stelle entstanden war, nachdem Pinn die Glühlampen über ihnen zerschlagen hatte. Silo und Jez waren bei ihnen. Crake und Harkins waren auf der Ketty Jay geblieben, weil sie bei einem Schusswechsel eher eine Belastung darstellten. Harkins würde binnen Sekunden zu einem sabbernden Wrack mutieren, und Crake würde eher einen Freund als einen Feind treffen.
    Auf der anderen Straßenseite stand Xandian Quails Haus, geschützt von seinen hohen Mauern und seinem schmiedeeisernen Tor. Frey hatte die beiden Wachen hinter dem Tor
jetzt eine Stunde lang beobachtet, während sie, in Jacken gehüllt und Kapuzen auf dem Kopf, hin und her stapften. Ihm war kalt, und er fragte sich ungeduldig, ob Crake genug von Malverys Gebräu in Rogins Drink getan hatte.
    Malvery selbst lungerte ein Stück entfernt in der Nähe der Mauer, aber außer Sichtweite der Wachposten herum. Eine schwarze Arzttasche stand zu seinen Füßen. Er hatte die Hände tief in die Manteltaschen geschoben und sah so elend aus, wie Frey sich fühlte. Während Frey zu ihm hinüberschaute, bückte er sich, öffnete die Tasche und nahm einen wärmenden Schluck medizinischen Alkohols aus der Flasche darin.
    Dann, endlich, ein Stöhnen hinter der Mauer. Malvery erstarrte und horchte. Kurz darauf fluchte Rogin und stöhnte erneut, noch lauter. Die Stimme seines Kameraden war zu leise, als dass man verstehen konnte, was er sagte, aber Frey hörte das Erschrecken in seinem Ton.
    Malvery schaute erwartungsvoll zu ihm herüber. Frey trat aus dem Schatten und signalisierte dem Doktor, dass er in Aktion treten sollte.
    Los.
    Malvery hob die Arzttasche auf und setzte sich in Bewegung. Rogins Stöhnen war inzwischen leisen Schmerzensschreien und schmutzigen Flüchen gewichen, die durch zusammengebissene Zähne gepresst wurden. Malvery ging am Tor vorbei und blieb theatralisch stehen, als hätte er die Geräusche von Rogins Qualen eben erst gehört, dann spähte er durch die Gitterstangen.
    Rogin lag zusammengekrümmt auf der anderen Seite und krallte die Hände in den Magen. Sein Kamerad, ein hochgewachsener, drahtiger Mann mit hellem, rötlichem Haar und gebrochener Nase, blickte auf, als Malvery ihn anrief.

    »Verzieh dich, Alter!«, blaffte der Wachposten.
    »Ist mit Ihrem Freund alles in Ordnung?«, erkundigte sich Malvery.
    »Sieht er etwa so aus, als ob mit ihm alles in Ordnung wäre?«
    »Mein Bauch!«,

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