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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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Narr«, murmelte er. »Aus dem kleinen Mädchen, das
    halbnackt unter meinem Fenster am Strand entlanglief, wird eine steinreiche Frau, und ihr Bruder besiegt den Todesengel, den die Schiffe aller Flotten viele Jahre lang vergeblich gejagt haben. Wie hat er das nur geschafft?«
    »Mit List.«
    »Das überrascht mich nicht! Er war der größte Fuchs, den ich je kennengelernt habe. Ich werde ihn vermis-sen!«
    »Er sprach immer von dir als bestem Freund, den er je gehabt hat, und deine Drohung, ihn aufzuhängen, falls er je wieder einen Fuß auf die Insel setzen sollte, hat ihn sehr geschmerzt.«
    »Er war zum Piraten geworden, und es war stets mei-
    ne Pflicht, Piraten aufzuknüpfen: Freundschaft hin oder her.«
    »Das wußte er, und deshalb war er dir wohl auch nicht böse. Er hat gesagt, daß es reicht, drei Meter Abstand zur Küste zu halten, um dir Probleme zu ersparen. Aber wir sind nicht gekommen, um von Sebastian zu sprechen.« Das Mädchen schenkte ihm ihr bezauberndstes
    Lächeln. »Wir wollten dich bitten, daß du dich uns anschließt.«
    »Ich soll mich euch anschließen?« fragte der stets
    streng dreinblickende Hauptmann Mendana verblüfft.
    »Wozu?«
    »Um Sklaven zu befreien.«
    »Wie dein Bruder mit der Four Roses!«
    »Genau!«
    »So ein absurder Wahnsinn!«
    »Wahnsinn ist fast immer absurd«, mischte sich Mi-
    guel Heredia ein. »Tatsache ist, daß wir einen Artilleristen mit deiner Erfahrung benötigen. Die meisten unserer Männer sind erstklassige Seeleute, aber ihre Zielsicherheit läßt viel zu wünschen übrig.«
    »Verlangst du von mir, daß ich desertiere?«
    »Du sollst lediglich deinen Posten aufgeben«, korrigierte ihn Miguel. »Man wird dich niemals befördern, das weißt du selbst am besten, also mußt du in spätestens zwei Jahren ohnehin deinen Abschied nehmen.
    Wie sieht deine Zukunft aus mit einer läppischen Pen-sion, die oft nicht einmal bezahlt wird?«
    »Natürlich sehr düster. Damit habe ich mich schon ab-gefunden.«
    »Ändere was daran! Laß alles hinter dir und komm zu uns. Schließlich hast du uns immer als deine einzige Familie angesehen.«
    »Das stimmt allerdings«, räumte der Offizier ein.
    »Wenn ich es recht bedenke, dann bin ich weder der
    Armee noch der Krone Dank schuldig. Seit Jahren ha-
    ben sie mich schon vergessen.«
    »Also?«
    Der Hauptmann dachte einige Augenblicke nach. Er
    blickte durch das breite Achterfenster auf die rötliche Silhouette der plumpen Festung La Galera, in der er die letzten drei Jahrzehnte mehr schlecht als recht zugebracht hatte, ohne daß seine Vorgesetzten je seine Arbeit und seine unbestreitbaren Opfer gewürdigt hätten.
    Schließlich spuckte er aufs Meer hinunter.
    »Teufel noch mal! Hier kann ich nur noch vor Lange-
    weile sterben, und Afrika wollte ich schon immer mal kennenlernen.« Alle blickten ihn erwartungsvoll an, als er begeistert hinzufügte: »Ich brauche zwei Stunden, um meine Sachen zu holen und brieflich meinen Abschied zu erklären.«
    »Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst.«
    Der Offizier hatte sich entschieden. Voller Tatendrang sprang er mit einem Satz auf die Beine. Er war schon kurz vor der Tür, als ihm etwas einzufallen schien.
    »Ein halbes Dutzend absolut vertrauenswürdiger Ma-
    garitenos käme uns nicht übel zupaß«, sagte er. »Jungs, für die ich meine Hand ins Feuer legen würde, weil sie unter mir gedient haben. Die meisten sind gute Kanoniere, und auf der Insel gibt es schon seit einiger Zeit nicht mehr viel zu beißen.«
    »Dann her mit ihnen!«
    »In diesem Fall brauche ich sechs Stunden, um sie
    ausfindig zu machen.«
    »Kein Problem.«
    Am Nachmittag kehrte der inzwischen Ex-Festungs-
    kommandant von La Galera, Hauptmann Sancho Men-
    dafia, mit seinen wenigen Habseligkeiten und fünf jungen Kerlen an Bord zurück. Wie geblendet starrten diese auf die mächtigen Geschütze der riesigen Galeone vom berühmtem Piraten Laurent de Graaf. Von dem
    hatten sie schon von Kindesbeinen an gehört.
    Die meisten von ihnen kannten einen großen Teil der abenteuerlichen Geschichten der Heredias. Miguel war ihr Nachbar oder Freund ihrer Eltern gewesen, und so waren sie bald in ein lebhaftes Gespräch mit ihm ver-tieft. Inzwischen lichtete man die Anker, setzte die Segel und steuerte die stolze Dama de Plata in Richtung Osten. Damit begann die lange abenteuerliche Reise zur fernen, fast mythischen Küste Afrikas.
    Aber die Winde waren gegen sie.
    Nördlich der Kanarischen Inseln begannen ab Mitte
    September

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