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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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Passatwinde zu wehen. Bis zu den Kapver-
    dischen Inseln bliesen sie in südlicher Richtung und drehten dort nach Westen, in Richtung Neue Welt. Jeder gute Seemann kannte diese Route nur zu gut.
    Der besonders erfahrene Kapitän Buenarrivo wußte
    daher, daß man ab Mitte November nur noch sehr mü-
    hevoll mit einer schwerfälligen Galeone gegen solche Winde segeln konnte. Doch genau diese Winde suchten die Sklavenschiffe auszunutzen, um ihre schreckliche Überfahrt so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
    »Sie kommen uns entgegen«, sagte er. »Um diese Zeit brauchen wir sie nur abzufangen.«
    Sein großes Problem war es, bei niemals abflauendem Gegenwind die breite Passage zwischen den Inseln
    Grenada und Tobago zu überqueren. Er sah sich ge-
    zwungen, nach Norden zu segeln und vor Barbados zu
    wenden, um mit möglichst sparsamer Takelage die Kü-
    ste von Guyana zu erreichen.
    »Ich vermisse die Jacare«, kommentierte Miguel He-
    redia gelegentlich die gefährlichen Manöver der
    Toppsgasten. »Die brauchte nur eine leichte Brise, und schon schoß sie unter dem Wind wie ein Pfeil durch die Wellen.«
    Der Venezianer, dem nichts entging, was an Bord seines Schiffs geschah, drehte sich einen Augenblick um und sagte mit dem Anflug eines Lächelns:
    »Ich erinnere mich an die Jacare. Ein schönes Schiff, schnell und wendig. Dafür gibt es nur wenig Schiffe, die es mit unserem auf hoher See aufnehmen können.
    Manchmal glaube ich, daß selbst die Cagafuego, das
    Flagschiff der spanischen Flotte, gegen uns den Kürzeren ziehen würde.«
    »Ich hoffe, wir müssen das nicht ausprobieren.«
    »Ich auch nicht, aber falls doch, setze ich auf die Da-ma de Plata.«
    »Ich dachte, Ihr wettet nicht mehr.«
    Der andere lachte auf.
    »Wenn ich weiß, daß ich gewinne, tue ich das auch
    nicht. Aber hier liegt der Fall anders. Die Schlacht wäre sicher fürchterlich.«
    Um sich gegen eine solche Schlacht zu wappnen, hat-
    ten die Männer der Galeone ihre Vorbereitungen be-
    gonnen. Hauptmann Mendafia war zwar ein Experte für Landgeschütze, doch bewies er sofort, daß er auch auf See sein Handwerk verstand und daß auch die jungen
    Männer, die unter ihm gedient hatten, alles über Kanonen wußten.
    Den Artilleristen, die an die fast vorsintflutlichen Kanonen des Forts gewohnt waren, kamen die modernen,
    mächtigen Geschütze der Galeone wie ein Wunderwerk
    der Technik vor. So verging kaum ein Tag, an dem sie nicht mindestens drei Stunden lang Schießübungen ver-anstalteten.
    Alle an Bord der Dama de Plata wußten sehr wohl,
    daß die eigenen Kanonen in der Stunde der Schlacht
    ebenso gefährlich sein konnten wie die des Feindes.
    Wenn man sie nicht nach jedem Schuß sorgfältig rei-
    nigte, etwas zuviel Ladung nahm oder sich das Pulver aus Versehen entzündete, ging der Schuß nur zu oft
    nach hinten los, erledigte den Schützen und entfachte einen heftigen Brand, der um so gefährlicher war, je näher er an der Wasserlinie lag.
    »Eine feindliche Kugel kann töten, einen Mast kappen und sogar ein für die Zimmerleute schwer zugängliches Leck schlagen«, pflegte Hauptmann Mendana seinen
    Männern einzuschärfen. »Aber ein Brand im Kampfge-
    tümmel kann ein Schiff im Handumdrehen versenken.«
    Aus diesem Grund befand sich das Pulvermagazin im
    tiefsten Inneren des Schiffs, unter dem dritten Deck, in einer mit dicken Kupferplatten ummantelten Kammer.
    Diese war nur über eine schmale Treppe oder eine winzige Bodenklappe zu erreichen, durch die sich die
    Schiffsjungen die Pulversäcke für die entsprechende Kanone hinausreichten.
    Atemlos liefen die Schiffsjungen von dort durch die Gänge und über Treppen hinauf bis zum Standort des
    Geschützes. Dort übergaben sie das Pulver dem verant-wortlichen Kanonier und kehrten auf anderem Weg zur Pulverkammer zurück, um nicht mit einem zusammen-zustoßen, der in entgegengesetzter Richtung unterwegs war.
    Es war ein unaufhörliches Kommen und Gehen, Be-
    fehle und Rufe erschallten, während Explosionen zu
    hören waren, denen ein schwarzer und ockerfarbener
    Rauch folgte. »Übung macht den Meister«, lautete der Spruch von Sancho Mendana, und das meinte er so.
    Sollte man es tatsächlich, was Gott verhindern moch-te, mit der Cagafuego oder einem anderen der riesigen englischen, holländischen oder portugiesischen Kriegsschiffe aufnehmen müssen, stand man einer erfahrenen und zahlenmäßig um das Dreifache überlegenen Besatzung gegenüber. Von dieser »Seeinfanterie«

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