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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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mündete.
    Nicht weit von hier hatte vor fast zwei Jahren Sebastian Heredia die Sklaven der Four Roses an Land ge-
    bracht.
    Celeste Heredia rief ihren »Stab« in der Offiziersmesse zusammen, um zu besprechen, wie man die Sklaven
    an Land bringen wollte. Vorher bat sie Gaspar Reuter:
    »Geh an Land und versuche, einen Schwarzen namens
    Moises aufzutreiben, den mein Bruder zum Anführer
    der befreiten Sklaven ernannt hat. Wir brauchen seine Unterstützung.« Sie wandte sich Hauptmann Mendana
    zu: »Du kümmerst dich darum, daß die Sklaven der
    Maria Bernarda gesund und heil an den Strand kom-
    men. Danach wird das Schiff versenkt.«
    »Und die Besatzung?«
    »Es wird ihnen nicht schaden, durch Sümpfe und Ur-
    wälder vor der Rache der freigelassenen Sklaven zu
    fliehen. So erfahren sie am eigenen Leib, wie es ist, gejagt zu werden.«
    »Soll ich ihnen Waffen geben?«
    »Eine Machete pro Kopf.«
    Es war schon ein seltsamer Anblick, wie an die zwanzig völlig kahlgeschorene weiße Männer, nur mit einer groben Hose bekleidet, wie aufgescheuchte Hühner am Strand hin- und herliefen, und nicht glauben konnten, daß sie in den Urwald hineinmußten, um mit viel Glück vielleicht einmal ein winziges, halbwegs zivilisiertes Nest auf diesem unendlichen, unerforschten Kontinent zu erreichen.
    Sie wußten nur zu gut, daß ihre Überlebenschancen
    sehr gering waren, daher hatten sie es nicht eilig, sich auf ein so Ungewisses und gefährliches Abenteuer einzulassen. Dann aber mußten sie mit ansehen, wie im-
    mer mehr Menschen, die sie über Monate in Ketten auf ihrem einstigen Schiff gehalten hatten, in die Boote stiegen und offenkundig darauf aus waren, gerechte
    Rache für das ihnen Angetane zu nehmen.
    Celeste verfolgte sie vom Achterkastell ihres Schiffes aus mit dem großen Fernglas, bis einer nach dem anderen im Dickicht verschwand.
    »Der Teufel möge sie führen!« murmelte sie in sich
    hinein. »Und hoffentlich läßt er sie wenigstens den zehnten Teil dessen erleiden, was sie diesen vielen Un-schuldigen angetan haben.«
    Sie verschwendete keinen weiteren Gedanken mehr an
    sie. So grausam ihr Schicksal sein mochte, sie hatten es mehr als verdient.
    Seit dem Tod ihres Bruders hatte sich Celeste sehr
    verändert. Häufig fragte sie sich selbst, was mit ihr geschehen war, wo ihre ansteckende Fröhlichkeit geblieben war, ihre ewig gute Laune, die sie stets auch in den schwersten Augenblicken ihres Lebens nicht verlassen hatte.
    »Die Zeit ist nicht zum Lachen!« sagte sie sich jedes Mal, wenn sie daran dachte. »Und das wird sie auch
    nicht mehr sein, solange Millionen von Geschöpfen so leiden müssen.«
    Sechs Tage später kehrte Gaspar Reuter in Begleitung eines riesenhaften Schwarzen an Bord zurück.
    »Ich bin Moises«, sagte er. »Bist du wirklich die
    Schwester von Kapitän Jacare Jack?«
    »Sie ist es.«
    Der große Mann fiel sofort auf die Knie, küßte ihr respektvoll die Hand und beteuerte mit noch gesenktem Haupt:
    »Dein Bruder hat mir die Freiheit geschenkt, aber ich werde stets sein treuester Diener bleiben, also gehöre ich jetzt dir. Womit kann ich dir dienen?«
    »Ich bin nicht gekommen, damit du mir dienst, son-
    dern ich brauche deine Hilfe als freier Mann. Das hier sind deine Brüder. Sorg dafür, daß sie sich in diesem neuen Land zurechtfinden!«
    Ohne zu zögern nickte der Riese.
    »Das werde ich tun, aber leicht wird das nicht sein.
    Die Soldaten sind hinter uns her, und auch die Eingeborenen machen Jagd auf uns. Überleben ist hier sehr
    schwer. Zugegeben, als Sklave wäre es allerdings noch schwerer.«
    »Lehre sie, wie man frei ist.«
    »Das lernt man schnell«, lautete die Antwort. »Ohne Frauen zu leben, lernt sich weniger leicht. Einige meiner Männer entführen Indianerfrauen. Allerdings versuche ich ihnen klarzumachen, daß wir auf diese Weise selbst Sklavenjäger werden und daher kein Recht mehr haben, unsere eigene Freiheit einzufordern.«
    »Eine schwierige Situation, kein Zweifel«, gab sie zu.
    »Unglücklicherweise habe ich dir keine Lösung anzu-
    bieten… Ich bin nicht in der Lage, euch nach Afrika zurückzubringen.«
    »Keiner will nach Afrika zurück. Dort werden sie uns früher oder später wieder versklaven.«
    Mit dem Kopf wies das Mädchen auf ein Brandzei-
    chen über der linken Brustwarze des Riesen: eine Art Krone mit dem Buchstaben >N< darunter.
    »Was bedeutet das?« wollte sie wissen. »Das habe ich schon bei vielen Gefangenen gesehen.«
    »Es ist das Eisen des Königs

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