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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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glattes Haar und helle Haut sie in diesem gottverlassenen Winkel eines Kontinents voller stinkender Barbaren zu Halbgöttern machte.
    Aus diesem Grund und weil er völlig sicher war, daß er bald in den Laderäumen einer Brigg landen würde, nutzte Jean-Claude Barriere an einem heißen Morgen
    nach einer besonders wilden Nacht mit viel Rum und
    Frauen seine Chance. Während Gaston Barriere den
    rauhen Kapitän verabschiedete, mit dem er die Nacht durchgefeiert hatte, schlich sich der Sohn in das riesige Schlafzimmer und verbarg sich in einer Kiste voller luxuriöser Gewänder, mit denen der Vater während
    prunkvoller Zeremonien gelegentlich seinen Gästen
    imponierte.
    Geduldig wartete er darauf, bis der erschöpfte Alte zu-rückkehrte und wie immer die schwere Tür aus Zedernholz hinter sich verriegelte. Dann hielt er den Atem an, bis er schließlich Wasser plätschern hörte.
    Er schlüpfte leise aus seinem Versteck, schlich zum Eingang der Zisterne und blickte verstohlen hinunter.
    Da war er, der verhaßte Alte, trieb mit geschlossenen Augen auf dem Rücken, den Nacken auf die Strickleiter gestützt, genoß sein Geld und sein Wasser und wartete darauf, daß sein von Alkohol benebeltes Hirn langsam klar wurde.
    Ohne ein Geräusch zu machen holte der künftige Kö-
    nig vom Niger eine scharfe Machete aus dem Gürtel
    und schnitt ganz sachte die beiden Enden der Strickleiter durch.
    Als diese ins Leere fiel, blickte Gaston Barriere auf.
    Plötzlich war er hellwach.
    »Was ist los?« fragte er aufgeschreckt, und als er sah, wie ihn der Junge von oben betrachtete, fügte er barsch hinzu: »Was zum Teufel machst du da?«
    »Ich sorge dafür, daß du mich nicht verkaufst«, lautete die Antwort.
    »Wer hat dir denn weisgemacht, daß ich dich verkau-
    fen werde?« wollte der andere wissen.
    »Niemand«, räumte sein Sohn ein. »Und das braucht
    mir auch keiner zu sagen, denn du springst mit deinen Leuten um, wie du willst.« Er blinzelte ihn schelmisch an, während er nach dem anderen Ende der Strickleiter griff. »Aber damit ist Schluß.«
    »Was hast du vor?«
    »Dich da unten zu lassen, bis du ersäufst. Und dabei bedeutet das Wasser für dich doch Leben.«
    »Du könntest deinen eigenen Vater umbringen?« heu-
    chelte Gaston Barriere Empörung. Es war ein verzweifelter Versuch, sich aus seiner überaus mißlichen Lage zu befreien.
    »Natürlich!« lautete die ehrliche Antwort. »Und ich schwöre dir, niemals mehr werde ich einen Menschen
    mit soviel Genuß töten.«
    »Wir sehen uns in der Hölle!«
    »Da kannst du sicher sein.«
    Er schloß die Falltür, ließ ihn in der Finsternis zurück, schob den schweren Bolzen vor, verriegelte das Schloß und verbarg den Schlüssel in einem Krug.
    Dann ging er seelenruhig zu einem schweren Tisch
    aus Mahagoni, öffnete eine kleine Schublade und nahm zwei schwere Pistolen mit Perlmuttgriff heraus. Mit denen hatte sich der Tyrann gerne geschmückt, wenn er die Größe seiner Macht demonstrieren wollte.
    Mit den Waffen in der Hand ging er in das Zimmer, in dem der stellvertretende Kommandeur der Casa
    schnarchte, ein lüsterner Türke mit einem Kranichgesicht. Er drückte ihm ein Kissen aufs Gesicht und schoß ihm das Hirn in Stücke.
    In einem engen Gang traf er auf einen fetten schmierigen Dänen, dem er wortlos mit der Machete den Bauch aufschlitzte. Zwei Griechen, die kurz darauf seinen Weg kreuzten, schnitt er hinterrücks die Kehle durch, bevor sie auch nur Piep sagen konnten.
    Danach schlich er auf Zehenspitzen die steile Stein-treppe hinunter, um von innen die schwere Eisentür zu blockieren, die zur Dachterrasse hinausführte. Schließ-
    lich versammelte er ein Dutzend seiner Stiefbrüder und führte sie zur Waffenkammer, wo er jedem von ihnen
    ein Gewehr in die Hand drückte.
    »Jetzt sind wir die Herren«, sagte er. »Massakriert die Weißen!«
    Keiner blieb am Leben. Zwar verbarrikadierten sich
    die zehn Wachposten auf der Terrasse, doch am dritten Tag zwang sie der Durst, sich ins Meer zu stürzen, um schwimmend die ferne Küste zu erreichen.
    Erschöpfung und Haie machten ihnen den Garaus.
    So endete die Tyrannei des Königs von Casa-Mar, und es begann die seines Sohnes, des künftigen Königs vom Niger, denn die Tatsache, daß die Brüder Barriere ihre Herren vernichtet hatten, bedeutete keineswegs, daß sie auch nur im entferntesten daran gedacht hätten, den lukrativen Sklavenhandel zu beenden.
    Zwar waren sie Mulatten, die sich in der Hautfarbe
    nicht

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