Pitch Black
Flasche Whiskey aus seinem Haus geschmuggelt. Das war alles, ich schwör’s.«
Gabe stand auf. »Na gut, J. D. Falls dir noch irgendetwas einfällt, mit wem Colin sich getroffen haben könnte, dann musst du mir das unbedingt erzählen. Solange du ehrlich zu mir bist,versuche ich deinen Namen möglichst aus allem rauszuhalten.«
Der Junge wischte sich die Tränen aus den Augen. Sein Kinn zitterte. »Ich weiß nicht, wer es war, das schwöre ich bei Gott. Warum passiert bloß dieser ganze Mist?«
Das hatte Gabe sich auch schon gefragt. Da er keine Antwort wusste, sagte er: »Lass mich wissen, wenn dir noch was einfällt, okay? Auch wenn du dir nicht sicher bist. Alles kann hilfreich sein.«
J. D. nickte ruckartig.
Gabe verließ das Haus.
Nachdem Gabe in Maddies Auffahrt hinter ihrem Saab geparkt hatte, blieb er noch ein paar Sekunden sitzen und stählte sich für das, was er zu tun hatte. Sein brennender Magen pulsierte im Gleichtakt mit seinem dröhnenden Schädel, und zusammen erreichten beide in etwa die Wucht einer Waschmaschine im Schleudergang. Seine Augen juckten und schmerzten.
Kein Schlaf. Eine dritte Leiche in seinem Zuständigkeitsbereich. Der Schmerz, der Maddie bevorstand. Sein Privatleben, das gerade den Bach runterging. Kein Wunder, dass sein Körper rebellierte.
Er wollte, dass es für die Mütze auf der Brücke eine logischeErklärung gab. Er wollte, dass die Umstände von McPhersons Tod meilenweit von Ethan weg führten. Verdammt, er wollte die Uhr ein paar Wochen zurückstellen und noch mal von vorn anfangen. Als ob solche Wünsche irgendetwas gebracht hätten.
Da er Angst hatte, Maddie könnte aus dem Fenster sehen und ihn für jemanden halten, der ihr nachstellte, stieg er aus und ging zur Eingangstür.
Sie öffnete und sah ihn überrascht an. »Hallo.« Sie trug eine Brille, was er noch nie an ihr gesehen hatte. Sie sah scharf aus damit–auf eine intellektuelle Art. Jetzt hasste er den Grund, aus dem er hier war, gleich noch mehr.
»Kann ich reinkommen?«
»Klar.« Sie trat zurück und blickte auf seine dreckigen Schuhe und die Jeans. »Was ist dir denn passiert?«
Es hatte keinen Sinn, um den heißen Brei herumzureden. »Colin Arbuckle ist tot.«
Sie riss die Augen auf und fasste sich mit der Hand ans Herz. »Wann? Und wie?«
»Gestern Abend. Er ist von einer Brücke gefallen.«
»Wie schrecklich!« Ihre Hand glitt hinauf zur Kehle. »Wie kann man denn bloß von einer Brücke fallen?«
»Gute Frage.«
Darauf reagierte sie nicht, sondern fragte stattdessen: »Willst du Kaffee? Du frierst doch sicher.«
Am liebsten hätte er Ja gesagt. Er hätte gern so getan, als könnten sie sich hinsetzen und gemeinsam diese Häufung mysteriöser Todesfälle besprechen. Aber das hier war kein Besuch von Gabe bei Maddie. Dies war auch kein Besuch, bei dem der Sheriff die Ereignisse mit der Reporterin erörterte. Er war hier, um als Sheriff Madisons Sohn in einer Morduntersuchung zu befragen, und so sollte er sich auch verhalten.
»Nein danke. Ist Ethan da?«
Sie blickte ihn misstrauisch an. »Ja. Er liegt krank im Bett.« Und dann fügte sie hinzu. »Seit gestern Nachmittag.«
»Würdest du ihn bitte holen? Ich möchte ihm nur kurz ein paar Fragen stellen.«
Sie zögerte, nur ganz kurz, aber es fiel ihm trotzdem auf. »Na gut. Setz dich.«
Ein paar Minuten später kam Ethan die Treppe hinunter. Madison folgte ihm wie ein Schatten.
Ethan blieb mitten im Wohnzimmer stehen, während Maddie sich an den Kamin lehnte, weit weg von Gabe, der sich auf das Sofa gesetzt hatte. Er spürte ihren Blick auf seiner Haut wie einen elektrisierenden Blitz.
»M hat gesagt, Colin wäre was passiert«, sagte Ethan.
Gabe nickte. »Er ist tot.« Er hielt den Blick auf Ethan gerichtet, um seine Reaktion beurteilen und seinen Gesundheitszustand einschätzen zu können. Der Junge sah auf jeden Fall müde aus…aber müde und krank? Er war lange nicht so blass wie J. D.
Ethans Augenbraue wanderte nach oben, und seine Mundwinkel sanken herab. Er schwieg einen Moment lang und fragte dann: »Was ist passiert?«
»Hat Maddie dir das nicht erzählt?« Gabes Blick glitt kurz zu Madison, die ihn immer noch misstrauisch anstarrte.
»Nein«, antwortete Ethan. »Nur, dass ihm etwas zugestoßen ist.«
»Er ist von einer Brücke gefallen und hat sich den Hals gebrochen.«
Ethan stand einen Moment lang mit offenem Mund da, dann schloss er ihn wieder. »Wie hat er denn das geschafft?«
»Er sollte sich gestern Abend
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