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Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Titel: Pixity - Stadt der Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Kurzer schneller Fick in seiner Gartenlaube und dann stundenlang existentiell greinen.«
    »Gartenlaube? Claus?«
    Lisa lachte.
    »Sein ultrageheimes Liebesnest am See. Stehen sogar noch Gartengeräte drin, sagt Melly. Nach dem Ficken kannst du an den See spazieren, is’n Zaun ums Grundstück, schaust direkt aufs Schloss auf der anderen Seite. Im Sommer kannst du nackig baden.«
    »Hm.«
    »Der Schlüssel liegt in einem Blumenkübel«, sie lachte, »links vom Eingang.«
    »Sagt Melly.«
    »Oder eine der anderen Flachgelegten. Ich ganz bestimmt nicht. Ich war ihm wohl zu hässlich.«
    »Lach.«
    »Rotwerd.«
    »Lol.«
    Das Tiramisu war ein Gedicht und viel zu gereimt für ihre prosaischen Münder, aus denen für Minuten die Hms und Ahs getextet wurden. Bentner versuchte sich an Melly zu erinnern, brachte nichts weiter zusammen als einen attraktiven weiblichen Körper, an dem er einige Male auf dem Flur vorbeigegangen sein mochte. Sie beschäftigten ständig Praktikantinnen und studentische Hilfskräfte, bevorzugt weibliche, was neben dem hormonellen auch einen praktischen Sinn haben mochte, Bentner wusste es nicht.
    »Wie lange hast du schon nicht mehr mit einer Frau geschlafen?«
    Ein vollständiger Satz nach all den herausgepressten Einsilbigkeiten, Bentner erschrak.
    »Lange her«, sagte er.
    »Ok«, sagte Lisa, »dann wird es dir nichts ausmachen, auch noch ein wenig zu warten.«
    »Das Tiramisu?«
    »Auch«, sagte Lisa, »und die Carbonara und das neue Schloss und dass du da warst überhaupt und dass du da bist. Du glaubst mir kein Wort, gell?«
    Er wusste auch das nicht. Brachte ein Lächeln und ein Nicken zustande, das nach Gutdünken zu interpretieren war.
    »Du denkst«, sagte Lisa, »die weiß das gar nicht von dieser Melly, die hat sich selber im Gartenhäuschen hingegeben. War aber nicht so. Männer haben keine Ahnung, was sich Frauen alles erzählen.«
    Das stimmte wohl. Melly, das könnte die Blonde gewesen sein, Haare mittellang und schön geformt, sportlich, wie man so sagt.
    »Es spielt keine Rolle, ob ich dir glaube.«
    »Doch. Für mich schon.«
    Sie hatten ihr Tiramisu verspeist und begannen ihm nachzutrauern. Lisa lehnt sich zurück, streckte Beine und Arme aus, fuhr sich mit einer Hand über das unsichtbare Bäuchlein, machte »puh« und gestand, es finde sich darin kein winziges Plätzchen mehr.
    »Schade, dass man nicht auf Vorrat essen kann. Aber weißt du … Melly …«
    Nein, Melly war nicht die Blonde. Die hatte anderswo gearbeitet, in der grafischen Abteilung, oder?
    »Melly?«
    »Ach nichts …«
    Sie schickten dem Gedicht eine letzte feurige Strophe hinterher, uralten Grappa, der ihnen die Rachen endgültig von all den frischen Erinnerungen reinigte.
    »Schon komisch«, sagte Lisa. Sie hatte sich die Rechnung geangelt, elegant mit Zeige- und Mittelfinger aus Bentners Hand, sofort »oh oh« gemacht und ausgerechnet, wie viele Tage sie davon würde leben müssen. Es waren erstaunlich viele.
    »Ist irre. Jetzt löst sich das Zeug schon in uns auf und am Ende kannst du es nicht von dem unterscheiden, was von einer Büchse Ravioli übrigbleibt. Alles Scheiße.«
    Patschte sich, ganz unartige Göre, sofort auf den Mund: »Sorry.«
    »Bist du wirklich so klamm? Ich meine …«
    »Wegen der Klamotten? Der Klammmmmmotten, hahaha? Der Mantel gehört Corinne, das Kostümchen hab ich Second Hand gekauft und das mit den Dosenravioli ist kein Witz, die hab ich zwei Wochen hintereinander gegessen für die Heels, immer eine Dose für zwei Tage. Billiger als Mensa.«
    Nach dem Warum fragte Bentner lieber nicht, Lisa sagte es ihm dennoch.
    »Nicht für die Kerle, mein Lieber. Für mich. Genauso die Melly. Weidenfeld hat ihr was um den Hals gehängt, nachdem er sie gevögelt hat, nix Exklusives, aber immerhin. Und sich dann ’ne Stunde drüber ausgelassen, dass er immer nur an Nutten gerät, die sich das bezahlen lassen. Lustig, gell?«
    »Und Melly wollte sich das nicht bezahlen lassen?«
    »Doch.«
    Lisa lachte und schickte leicht alkoholische Luft herüber. Sie lümmelte jetzt auf ihrem Stuhl, bald würde sie die Beine auf den Tisch legen.
    »Aber anders wohl. Wir sind die Mädels aus den schlechten Elternhäusern, weißt du. Die einen pennen sich nach oben, die andern zieh’n sich wenigstens so an, als wären sie schon dort.«
    »Du zum Beispiel.«
    »Ich. Ja. Ist übrigens die bessere Taktik. Wenn dir einer mit seinem Geifer an der Haut klebt kannst du ihn besser lenken, als wenn er mit seinem

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