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Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Titel: Pixity - Stadt der Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Schwanz zwischen deinen Beinen klemmt.«
    »Also Jungfrau aus Kalkül. Sauber.«
    Sie lachten sich laut an und beschlossen zu gehen.
    Er begleitete sie, zehn Minuten Fußweg, bei dem sie sich gegenseitig bescheinigten, betrunken zu sein. Sie bogen in Seitenstraßen ein, Bentner drehte sich um, tat so, als interessiere ihn die Weihnachtsbeleuchtung, Lisa merkte nichts davon. Vor dem Haus, in dem Corinne wohnte, blieben sie stehen und Lisa sagte »So«, gab Bentner einen Kuss und schloss die Tür auf.
    »Wirst du hingehen?«
    Sie brauchte nicht zu sagen, wohin.
    »Kann sein.«
    »Soll ich mitkommen?«
    »Nein.«
    »Okay. Gute Nacht. Du erzählst mir aber …«
    »Ja. Und ich kann dich wirklich alleine mit Corinne lassen? Oder brauchst du irgendeine Waffe?«
    Sie zog eine gefährliche Schnute und deutete mit flacher Hand an, wie man jemandem das Nasenbein brechen kann.
    »Männer. Lieber mit einer wuschigen Corinne unter der Dusche als ein läufiger Kerl in 500 Kilometer Entfernung. Corinne ist auf jeden Fall harmloser. Und jetzt: schlaf gut, du.«
    Das Licht im Treppenhaus ging an, es ging aus, Bentner rauchte fertig und lief zur nächsten S-Bahnhaltestelle, wartete in einem letzten Pulk praller Plastiktüten und schwatzender Kinder.
    Das Gartenhäuschen am See, und plötzlich war es da, dieses Stückchen Suada jenes Morgens, an dem Gorland seinen Rückzug aus der Firma erklärt hatte, in Rage geredet mit hochrotem Kopf, »wenn das so weitergeht, macht ihr eines Tages noch eine SexPixity auf, ganz offen, dort können sich dann dreizehnjährige Mädchen neugierhalber von älteren Männern vögeln lassen, wahlweise auch mit Webcam. Macht halt Stundenhotels auf oder paar lauschige Gartenhäuschen. Das bringt doch Kohle, ja? Nils wird euch das schon schön programmieren, der digitale Verlust kindlicher Unschuld. Oh, ihr kotzt mich dermaßen an.«
    Mehr war nicht erhalten geblieben, Alinas hysterisches Lachen, Sarkovys abwiegelnde Hände, »jetzt mal langsam, Alter«, aber Gorland redete weiter, schrie, stand schließlich auf und ging. Vielleicht war Weidenfeld damals auf die Idee mit dem Gartenhäuschen gekommen, vielleicht hatte Gorland das mit den Gartenhäuschen nur erwähnt, weil er wusste, dass Weidenfeld … Kausalketten, die Bentner an diesem Abend nicht mehr zustande brachte, nichts weiter als einzelne Teile, der Wein war zu gut gewesen.
    Er fand sein Auto wieder, fuhr nach Hause, immer ein Auge im Rückspiegel. Niemand folgte ihm. Wahrscheinlich nicht.

    Irgendwer hatte auf den Anrufbeantworter gesprochen. Nein, nicht gesprochen, nur seine Atemluft auf dem Band hinterlassen und dann aufgelegt. Sofort löschen und an einen schlechten Scherz glauben.
    Es war seltsam, sich um 22 Uhr in Pixity einzuloggen und auf einen bunten Weihnachtsmarkt unter Schneehimmel zu geraten, unter Himmel, der sogar dunkel war. Also gab es ab sofort doch eine Art Nacht über der Stadt.
    Die Flöckchen taumelten munter auf die Verkaufsbuden und Karussells, auf die hin und her eilenden Kinderfiguren, deren Atem nie gefror, die ihre Dialoge schwätzten und auftauchten und verschwanden, und der Himmel war immer der einer Bilderbuchdämmerung, ob es nun morgens oder abends war. So würde es bleiben bis zum letzten Festtag, bis die von Bentner programmierte Zeitschaltuhr auf die nächste Festlichkeit vorbereiten würde, den von ausgiebigem Feuerwerk erhellten Himmel, Sylvester, guten Rutsch, liebe Pixies.
    Der Wächter hatte seine Arbeit gewissenhaft verrichtet und die Aktivitäten der ausgesuchten Personen protokolliert. Das Fakeduo kannte kein Wochenende und war schwer unterwegs gewesen, fünf kleine Mädchen hatten sie in muntere Gespräche verwickelt, waren einmal an die Falsche geraten (»macht ma die flatter ihre schxxss lesbn sons meld ich euch beim admin!!!«), einmal an eine Neunjährige, die nur Bahnhof verstand (»hä? Kp.«). Carlabiene durfte kein icq installieren (»gibt sonst stress mit ellis«), bekannte aber immerhin, bi zu sein, mal mit der bf im Schullandheim geschmust zu haben, »auch gefingert?«, wollte das Duo wissen, »klaro, aber eigentlich nur gerubbelt«, ja doch, sei schön gewesen, kein Ding, aber am Morgen danach auch irgendwie peinlich, sie hatten nicht mehr darüber gesprochen und jede für sich geschworen, sich binnen sechs Monaten von einem Boy entjungfern zu lassen, na, drei Wochen habe sie noch Zeit.
    So waren sie weitergezogen, durch die Pizzeria und über den Weihnachtsmarkt, hatten lüsterne Jungs

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