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Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Titel: Pixity - Stadt der Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Rick. Und Bentner versuchte, sich weder ein kleines Mädchen im Bikini mit dem Gesicht des Mädchens aus dem Café vorzustellen noch Alina irgendwo – nicht in ihrer Wohnung, da gab es keine drei Rechner –, womöglich als kleines Mädchen angezogen – aber warum sollte nicht auch sie einen geheimen Ort haben wie Weidenfeld, warum …
    Schritte auf dem Flur, tacktack.
    mom , tippte Bentner hastig, stand auf, öffnete so leise wie möglich die Tür seines Büros, sah gerade noch etwas Schwarzes durch Alinas Tür verschwinden, ein zu kleines Stück von einem Körper, um ihn identifizieren zu können.
    Anna_lieb_dich: bist lieber junge
    Rickboy_16: bist liebes mädi
    Anna_lieb_dich: bussi
    Rickboy_16: bussibussi
    Anna_lieb_dich: bin so aufgeregt
    Rickboy_16: wegen deinem dad?
    Anna_lieb_dich: joah …
    Rickboy_16: wieso weisst du dass er dein dad ist? hast ihn doch noch nie gesehn
    Anna_lieb_dich: weil ich das spür. weil der alles über mich weiss
    Rickboy_16: sind deine eltern geschieden?
    Anna_lieb_dich: müssen wohl. denk schon
    Rickboy_16: wo trefft ihr euch? hotel munsler?
    Es gab nur ein Hotel Munsler, keine zehn Minuten von hier. Leicht heruntergekommen, aber noch immer gemütlich, es war ein Schuss ins Blaue hinein.
    Anna_lieb_dich: woher weisst?
    Rickboy_16: na habs mir nur so gedacht. geraten
    Sie log. Sie würden sich nicht im Munsler treffen.
    Eine Tür fiel ins Schloss, das Klackklack entfernte sich, Bentner sprang auf, sein linker Fuß verhedderte sich in einer Kabelschlaufe. Er befreite ihn fluchend, der Flur war leer, er ging zurück, tippte   mom , sah aus dem Fenster auf den Parkplatz, konnte ihn nicht ganz überblicken, versuchte das Fenster zu öffnen, was ihm selten auf Anhieb gelang, auch diesmal nicht. Dann gelang es ihm doch, aber zu spät. Das Geräusch eines wegfahrenden Autos, bereits aus dem Gesichtsfeld gerollt, Alinas Auto stand nicht mehr da unten oder noch nicht.
    Als er wieder den Bildschirm im Blick hatte, war Anna schon ausgeloggt, eine letzte Sprechblase schwebte über dem Schwimmbad,   du muss off bye .
    Warten. Halb fünf. Eine Stunde, seit sich Anna ausgeloggt hatte, Alinas Wagen fuhr auf den Parkplatz, sie stieg aus, nahm ihre Aktentasche vom Rücksitz. Eine Minute später: klackklack. Es brauchte keine Zigarettenlänge, bis Alina das Büro verließ, wieder auf dem Parkplatz erschien, diesmal mit Handtasche. Sie stieg in ihr Auto und fuhr davon.
    »Obacht.«
    Rigo flüsterte es ihm im Vorbeigehen zu, den Kopf leicht nach links, wo Gorland saß und finster zum Eingang starrte. Bentner setzte sich zu ihm.
    »Heute ohne deine Schwester?«
    Gorland sah ihn an.
    »Die fickt gerade mit meinem Nachfolger, diesem Dehmel«, er lachte bitter und kurz, »oder wie der heißt. Da wollt ich nicht stören und hab meine Wohnung geräumt. Willst auch? Musst halt vorm Haus warten, bis du dran kommst. Nummer ziehen. Entschuldige. Rigo! Zweimal das hier!«
    Er hielt sein Tequilaglas hoch.
    Es war Gorlands längste zusammenhängende Rede an diesem Nachmittag. Sie hockten nebeneinander, tranken und beobachteten. Einmal sagte Gorland »Danke« und Bentner wusste wofür, nickte.
    Vollends schweigsam wurde Gorland, als Alina das   Taco’s   betrat, geradewegs den Tisch mit den beiden Männern ansteuerte, die sie lächelnd spitzbübisch »meine Jungs« nannte und deren Köpfe sie tätschelte wie die artiger Säuglinge.
    »Aha«, sagte Bentner, »Alina hat sich eingeloggt.«
    Die sah ihn ein wenig verwundert an, meinte dann aber »ja«, so könne man schon sagen.
    »Deine Idee heute Morgen finde ich richtig prima. Hältst du das für machbar? Oder wolltest du nur einen Scherz machen? Uns verarschen?«
    »Keineswegs«, sagte Bentner. »Wir könnten, wenn eines Tages kein vernünftiger Mensch aus Fleisch und Blut mehr nach Pixity kommen will, alle Pixies vollautomatisch generieren und miteinander reden lassen. Dann unterhält sich halt die Datenbank mit sich selber und unsere Werbekunden kriegen einen Orgasmus nach dem anderen. Das Problem mit den Fakes wären wir auch los. Keine durchgeknallten Perversen mehr, die kleine Mädchen auf andere Seiten locken und sich dort einen runterholen.«
    »Aha«, sagte jetzt Alina und warf einen Blick auf Gorland, der seinerseits einen Blick auf Alina warf, nichts sagte.
    Alina verabschiedete sich bald. Ließ ihre Hände bei sich, verschonte die Hinterköpfe der Jungs, sagte »ciao, morgen ist unser letzter Arbeitstag vor Weihnachten, ich brauch noch Geschenke,

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