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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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gehabt, gedrückt und … zu reiben begonnen.«
    Jetzt war es heraus, und Wallner notierte ›Nimmt Spatzi in die Hand.‹ Dann schüttelte er unmerklich den Kopf, strich das ›Spatzi‹ wieder durch und schrieb stattdessen ›Penis‹ hin. Wozu hatte man Allgemeinbildung.
    Inzwischen ging mit dem Kollegen Bachmayer anscheinend die Fantasie durch. Mit glasigem Blick fixierte der Beamte Arthur. »Und was war weiter?«
    »Mir ist ganz komisch geworden, so ähnlich, wie wenn die Mama zu mir kommt«, bekannte der Mann. »Aber so was macht man nicht, das ist unanständig«, betonte er. »Ich hab ihr gesagt, sie soll sofort aufhören, aber sie hat nur gelacht und ist in die Knie gegangen. Und dann wollte sie …«
    Wallner konnte sich ungefähr vorstellen, was Lily gewollt haben mochte. »Wenn es Ihnen unangenehm ist, dann müssen Sie nicht weiter ausführen, was die Dame von Ihnen wollte. Sagen Sie uns lieber, wie haben Sie darauf reagiert?«
    »Ich habe ihr gesagt, nein, ich habe sie angefleht, das bleiben zu lassen«, Arthur begann zu weinen. »Aber sie hat nicht darauf reagiert und einfach weitergemacht. Es war so grauslich«, der arme Kerl heulte jetzt richtig. »Ich hab das ja nicht gekannt, denn die Yvonne hat das nie mit mir gemacht.«
    »Wer ist denn Yvonne?«, Wallner verlor langsam den Überblick.
    »Das ist meine Mutter«, erklärte Arthur. »Seit ich 14 Jahre alt war, hat sie verlangt, dass ich sie Yvonne nenne.«
    »Also gut. Wann hat sich denn Ihre Mutter, also Yvonne, das erste Mal mit Ihrem … Spatzi näher befasst?«, Bachmayer bewies mit dieser nicht unmittelbar zur Lösung des Falles beitragenden, dennoch aus juristischer Sicht relevanten Frage, dass er durchaus intelligent war und mitdachte. Das trug ihm zur Abwechslung einen anerkennenden Blick seines Chefs ein.
    »Also, das erste Mal …«, Arthur dachte nach. »Ich bin nicht sicher, ob das das erste Mal war, aber ich erinnere mich an einen Kindergeburtstag, da muss ich fünf oder sechs Jahre alt gewesen sein. Da hab ich mich so schmutzig gemacht, dass Yvonne nachher mit mir in die Badewanne gegangen ist.« Er lächelte.
    »Und wo war Ihr Vater damals?«
    Arthur schüttelte den Kopf. »Genau weiß ich das nicht mehr. Aber entweder im Rausch, im Häfen oder auf Entzug. Er war eigentlich nie da, immer entweder besoffen, im Knast oder in Kalksburg. Nur einmal, da war er in Jesolo, mit einer Freundin. Aber da ist ihm Yvonne rasch draufgekommen. Ja, und danach war er im Krankenhaus. Und sie im Häfen.«

     
    *

     
    Über die undichte Stelle im Präsidium hatte natürlich auch das Fernsehen längst Wind davon bekommen, dass sich im Fall Nora Bender-Nicerec etwas tat. Ein 34-jähriger Tatverdächtiger war bei der Einvernahme und hatte den Mord angeblich bereits zugegeben. Diese Meldung gab natürlich die Schlagzeile für die Mittagsnachrichten ab, auch wenn zu dem Zeitpunkt noch nicht gesagt werden konnte, ob es sich nun um einen politischen Mord oder nur um ein ganz ordinäres Hinhaun mit Todesfolge handelte.
    Inzwischen war sogar eine dritte Variante aufgetaucht, sozusagen die Synthese aus der These ›Politischer Mord, ja‹ und der entsprechenden Antithese.
    Es wurde nicht mehr ausgeschlossen, dass ein rauschgiftsüchtiger Migrant, der mit dem Zeug angeblich auch handelte, scheinbar kein Wort Deutsch sprach und nicht nur das Erlernen der Sprache, sondern auch die Teilnahme an Heimatabenden und Kirtagen ablehnte, alles natürlich nur angeblich, beim Versuch seiner Abschiebung vier Polizisten krankenhausreif geprügelt hatte und dann auf der Flucht zurück in die Stadt auf die Frau getroffen war, in ihr eine führende Repräsentantin seiner ›Lieblingspartei‹ erkannte und sie daher erschlagen hatte. Im Übrigen galt natürlich die Unschuldsvermutung.
    Gesichertes Wissen war allerdings nur, dass man derzeit noch nichts Genaues sagen konnte. Aber damit ließ sich natürlich keine Quote machen oder Reichweite erzielen.
    Kommunikation, so hatte Palinski einmal von einem prominenten Repräsentanten der Branche gehört, bestand nicht darin, dass man die Wahrheit sagte. Nein, vielmehr darin, dass man überhaupt miteinander sprach.
    Wie erhellend. So einfach war das.

     
    *
    Palinski hatte sich gegen Mittag endlich dazu durchgerungen, Franka Wallner die jüngsten Erkenntnisse im Fall Wilhelm Sanders zu beichten. Vor allem aber, sie in seine schmerzhaften Überlegungen hinsichtlich der möglichen Rolle Alfredo Bertollinis in dem von ihm entwickelten

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