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Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis

Titel: Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G. Keohane
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durchleben, heulend und zähneknirschend, während ihnen Dämonen lachend ihre Forken in die Bäuche rammten.
    Stumm schrie sie auf und streckte die Arme in die Finsternis, spürte jedoch nichts vor sich. Allein. Wenigstens hatte sie diesmal einen flüchtigen Eindruck davon erhascht, was vor sich ging, bevor sie alle in Schwärze stürzten. Mr. Watts war verschwunden. Er war geraubt worden.
    Der Drang, ihre Umgebung zu erkunden, wurde stärker. Gem ignorierte ihn. Wenn ein kleines grünes Männchen Verstecken spielen wollte, sollte es ruhig. Sie musste nicht mitspielen.
    »Das ist ein Amethyst.«
    Die Stimme ihrer Mutter, rechts von ihr, sehr nah. Jedes Gefühl von Kontrolle, das Gem zu haben geglaubt hatte, verpuffte. Blindlings sprang sie los, schrie und tastete nach ihrer Mutter. Mom, ich bin’s! Ich bin hier!
    Ihre Arme schlossen sich um nichts. Sie kippte vorwärts und fiel. Sich Hals über Kopf überschlagend stürzte sie wirbelnd ins Leere. Gem verfluchte sich für ihre Dummheit. Sie hätte auf der Couch bleiben sollen, hatte sie jedoch verlassen, bevor die Dämonen damit fertig wurden, diese neue, falsche Welt zu erschaffen. Benommen und verloren fiel sie ...
    Und landete mit dem Gesicht voraus auf dem Boden, hart und plötzlich. Die Luft wurde ihr aus den Lungen gepresst. Sie konnte nicht atmen. Eine Weile lag Gem da, bis es ihr schließlich gelang, etwas Luft einzusaugen, in der sie die leichte Muffigkeit eines vertrauten Teppichs schmeckte. Dies war ihr Wohnzimmer. Plötzlich konnte sie die Umgebung auch sehen.
    Als sie in ihren gestauchten Lungen Platz für einen zweiten Atemzug fand, gefolgt von einem weiteren, schwand die Angst zu sterben für den Gedanken: Es geht wieder los. Wieder zu Hause.
    Diesmal würde sie sich vom Haus der Watts’ fernhalten. Traum hin, Traum her, dort drüben vollzog sich etwas Schlimmes. Schließlich musste sie Gollum nicht mit aller Gewalt erneut heraufbeschwören.
    »A-ma-dist«, wiederholte das kleine Mädchen. Sie hatte es falsch ausgesprochen, dennoch meinte Deanna nur: »Ja, sehr gut. Solche Steine verwendet man, um die gute Aura der Welt zu kanalisieren und die Stimmung zu heben. Sogar gegen Bauchweh helfen sie.«
    Das Mädchen kicherte.
    Gem rollte sich auf den Rücken, fühlte sich noch zu schwach, um sich aufzusetzen. Der Raum wirkte verändert. Die Couch stimmte ebenso wenig wie der Kaffeetisch ihr gegenüber. Langsam stützte sie sich auf die Ellbogen. Alles auf dem Tisch – Magazine, eine Kaffeetasse – erschien ihr falsch , anders.
    Das Titelblatt der Fernsehzeitschrift zeigte Charaktere aus einer Sendung, die längst zu Wiederholungen im Spätabendprogramm verdammt worden war. Eine andere Zeitschrift – National Geographic– wirkte vage vertraut. Ihre Mutter verzapfte wieder ihren New-Age-Quatsch, diesmal Gems Nichte gegenüber. Zumindest hörte sich das Mädchen wie Amanda an.
    Gem stemmte sich hoch genug, um zu ihrer Mutter an dem runden Tisch in der Ecke zu spähen. Bisher war ihr nie bewusst gewesen, dass ihr Wohnzimmer sehr ähnlich wie jenes der Watts’ eingerichtet war. Natürlich war das der Nachbarn größer und schöner, und die Küche der Davidsons besaß kein großes, hereinweisendes Fenster. Nur eine Schwingtür.
    Ihre Mutter sah ... jünger aus.
    »Was ist das?«, fragte Amanda. Gem richtete sich weiter auf und schaute über die Rückenlehne der Couch.
    »Fluorit.«
    O nein, überlegte Gem. Nein, nein, nein ...
    Das war nicht Amanda. Gem stand auf und starrte das Mädchen an. Es ähnelte ihrer Nichte stark, doch sie war es nicht. Gem erkannte das Polly-Pocket-T-Shirt. Sie hatte es geliebt und geweint, als sie erfuhr, dass ihre Mutter es weggeworfen hatte. Und Deanna Davidson sah deshalb jünger aus, weil sie jünger war .
    Den Tisch übersäten Kristalle und Steine, die chaotisch neben einem länglichen Plastikbehälter lagen, der an einen Tablettenspender für extreme Hypochonder erinnerte – Dutzende Fächer, halb gefüllt mit kleinen, glänzenden Steinen.
    »Flo-rid«, wiederholte die junge Gem. Als ihre Mutter nickte und »Mhm« brummte, strahlte das Mädchen über das ganze Gesicht, hielt den grünen Stein über die Kunststofffächer und suchte nach einem mit weiteren Steinen wie jenem in ihrer Hand.
    Abwesend meinte Gems Mutter: »Das ist der Einzige, den ich habe, also such dir einfach ein leeres Fach aus und leg ihn rein. Du entscheidest.«
    Das Mädchen nahm diese Verantwortung überaus ernst und überlegte bedächtig.
    Gem ging

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