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Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis

Titel: Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G. Keohane
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könnte ich nur auf einen Dämon tippen.«
    »Es gibt Dämonen«, flüsterte Joyce. »Der Teufel ist real und mischt auf dieser Welt kräftig mit.«
    Gem schloss die Augen, wischte sich angespannt über das Gesicht und fragte zwischen den Fingern hindurch: »Wollen Sie damit sagen, es war der Teufel?« Sie ließ die Hände sinken. »Ich dachte, Gott hätte das Sagen!«
    Joyce schüttelte den Kopf. »Um ehrlich zu sein, Gem, ich bezweifle, dass irgendjemand von uns sicher sein kann, wer oder was zu uns gesprochen hat. Vielleicht ein Dämon, vielleicht ein Engel.«
    »Wenn es ein Engel ist, dann ist er aber stinksauer.«
    Zum zweiten Mal lachte Bill über eine Äußerung von Gem und hob eine Hand. »Schon verstanden. Engel und Dämonen kommen überall in der Bibel vor. Man kann nicht an die einen glauben, an die anderen aber nicht, obwohl es die meisten Menschen versuchen.«
    Seyha sah alle nacheinander an. Ihre Lage würde sich nicht bessern, indem sie über Philosophie redeten. Sie sprach sehr laut, als sie das Wort ergriff. »Wer immer zu uns gesprochen hat, er hat uns ausgelacht, sich über all die schlechten Dinge lustig gemacht, die uns im Leben widerfahren sind. Die Stimme hat in unserem Kopf gelacht, während wir ...« Sie verstummte, stieß einen leisen Fluch aus und versuchte, ihre Emotionen zu bändigen. Bill starrte sie erwartungsvoll an. Sie erwiderte seinen Blick. »Nicht.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich hab nichts gesagt.« Sein vorheriges Lächeln verblasste ein wenig. Es wirkte gequält, entsprach nicht seinem üblichen, unbekümmerten Grinsen. Der rote Fleck prangte noch immer auf seiner Wange und suchte Seyha heim. In einer unausgesprochenen Entschuldigung schmiegte sie sich an ihn.
    Joyce wartete, bis sie sicher war, dass Seyha nicht fortfahren würde, dann führte sie den Gedankengang für sie zu Ende. »Jedenfalls ist es keine freundliche Stimme. Sie hat versucht, mich – uns alle – zu verletzen.« Ihre Unterlippe bebte. Sie leckte darüber und biss leicht darauf.
    Gem ergriff das Wort. »Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch, aber ... Mr. Lindu ist kein besonders netter Mann, oder?«
    Joyce nickte. »Früher einmal war er das. Und eigentlich hatte er immer wieder gute Momente.« Sie ließ den Blick auf dem Teppich hin- und herwandern, als könnte sie so die Lüge hinfortfegen. Dann hörte sie damit auf, lächelte verkniffen und schüttelte den Kopf. »Nein. Am Ende nicht mehr. Wie ich schon sagte, früher einmal war er nett, aber gegen Ende hin nicht mehr.«
    »Ich weiß, dass er Sie verlassen hat, Joyce«, sagte Bill, »aber ich kann mich an keine Gelegenheit erinnern, bei der er nicht freundlich gelächelt hat. Ehrlich, als wir von Ihrer Trennung erfahren haben, war ich sprachlos. Ich dachte, zwischen Ihnen wäre alles perfekt. Sie haben so glücklich gewirkt.«
    Joyce zuckte mit den Schultern und versuchte, unbekümmert zu klingen. »Ich weiß. Nach außen hin, also außerhalb des Hauses, meine ich. Manchmal sind die Welt draußen und die Welt« – sie schaute auf – »hier drin ... Nun, manchmal bergen Häuser Geheimnisse.« Sie senkte den Kopf und starrte Gem traurig an. Seyha vermutete, dass sie durch das Mädchen hindurch auf etwas blickte, dass nur sie sehen konnte, doch das änderte nichts daran, dass sich Gem unbehaglich fühlte.
    Letztlich wandte sich Joyce ab und sagte: »Jedenfalls, ich glaube, ich habe schon erwähnt, dass ich mit dem Gedanken gespielt habe, eine Weile im Ausland zu arbeiten, vielleicht zusammen mit Bec, nachdem sie den Abschluss gemacht hat und wenn sie mitkommen möchte. Könnte eine angenehme Abwechslung sein. Mehr gibt es zu meiner Geschichte nicht zu sagen. Irgendwie ergibt sich so eine Art Verbindung zwischen den zwei Visionen, wenngleich auf recht abstruse Weise.«
    »Oder«, warf Gem ein, »das Ganze ist doch Satans Werk, weil Sie Gott aus dem Haus geworfen haben.«
    Seyha seufzte und richtete den Blick zur Decke. »Wir haben Gott nicht aus dem Haus geworfen.«
    »Und ob. Sie haben diesen Ort säkularisiert. Gott zieht aus, ein Dämon zieht ein. Mir erscheint es so.«
    »Gem«, sagte Joyce, und Seyha freute sich, einen Ansatz von Ärger in ihrer Stimme zu hören. »Kirchen werden vielleicht nicht jeden Tag säkularisiert, aber es kommt durchaus vor, und zwar in allen Glaubensgemeinschaften. Warum ist so etwas zuvor noch nie passiert?«
    »Vielleicht ist es das ja.«
    Darauf wusste niemand eine Antwort. Jedenfalls nicht sofort. Schließlich meinte

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