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Plan D

Plan D

Titel: Plan D Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Urban
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einer Recherche für die Konsultationen. Der Plan ist unglaublich visionär, fast alle grundsätzlichen Prognosen sind mehr oder weniger eingetroffen. Hoffmann war seiner Zeit um ein Vierteljahrhundert voraus, nur leider hat das niemand erkannt.«
    »Oder es wollte niemand erkennen«, stellte Wegener fest. »Und du warst neugierig, ob er seiner Zeit heute immer noch um ein Vierteljahrhundert voraus ist.«
    Karolina nickte. »Ja, natürlich, stell dir vor, er hätte jetzt ein Konzept, das so zutreffend ist wie das von damals. Schwer vorstellbar, klar.«
    Wegener stand auf, ging zum Spülbecken, hielt das Glas unter den Wasserhahn. »Und? Wie war er?«
    »Er war freundlich.« Karolina sah aus, als wundere sie sich selbst über das, was sie sagte. »Hochintelligent. Wir haben ausführlich geredet. Ein brillanter Stratege.«
    »Hab ich auch schon mal gehört. Und?«
    »Sein neus Konzept war in Arbeit. Noch nicht ganz fertig.«
    »Was heißt das?«
    »Das heißt, dass er noch ein paar Monate brauchte, bevor er es mit jemandem diskutieren wollte.«
    Wegener starrte Karolina an. »Das hat er gesagt? Dass er an einem neuen Energie-Zukunftskonzept für die DDR arbeitet?«
    »Kein Energie-Zukunftskonzept im engeren Sinn e – eher eine strategische Vision, in der Energiepolitik eine wichtige Rolle spielt. Ein aktualisierter Pla n D. Ich dachte die ganze Zeit, deshalb hätte man ihn umgebracht.«
    Wegener hielt sich an der Spüle fest. »Du kanntest ein mögliches Motiv für einen Mordfall, in dem ich ermittle, und du sagst es mir nicht? Obwohl ich dich explizit danach frage?«
    Karolinas Blick kippte auf den Küchenboden.
    Ich könnte sie jetzt verprügeln, dachte Wegener, mit der dreckigen Suppenkelle von Vorvorvorvorvorgestern, und sie würde sich nicht wehren, weil sie weiß, dass sie das Einzige gemacht hat, was sie nie hätte tun dürfen, und weil sie genau das weiß, schaffe ich es nicht, ihr die Suppenkelle überzuziehen.
    »Es war ein Riesenfehler, Martin.«
    »Für wen wäre das ein Motiv gewesen, deiner Meinung nach, dieser aktualisierte Pla n D?«
    Karolinas Hände krampften ineinander.
    »Sag mir deine Meinung, Karo. Kein Geheimnisverrat, einfach nur deine bescheidene, persönliche Fachbereichsleiterinnenmeinung.«
    »Abgesehen vom Ölmotor hinken wir bei den regenerativen Energien hinterher, das weiß jeder. Wenn man damals auf Albert Hoffmann gehört hätt e …«
    »Hat man aber nicht. Weiter.«
    »Die Erdgasvorkommen in Russland gelten zwar als unendlich, aber die zukünftigen Preisentwicklungen sind kaum absehbar. Am Atomausstiegsvertrag der SU mit der EU hängen 50 bis 6 0 Prozent der Fördermittel. Die Braunkohle bleibt dreckig. Deshalb verhandelt das Ministerium seit fast zwei Jahren mit einem westdeutschen Konsortium, die wollen uns flächendeckend regenerative Energiegewinnungstechnik zur Verfügung stellen.«
    Wegener setzte sich wieder auf seinen Küchenstuhl. »Was heißt das: zur Verfügung stellen?«
    Karolina fummelte an einem ihrer glänzenden, übergroßen Trenchcoat-Knöpfe herum. »Zur Verfügung stellen heißt in diesem Fall verpachten. Sie würden in der DDR Erdwärmekraftwerke, Windparks, Solargroßanlagen bauen, für die wir dann Miete zahlen.«
    »Damit wir nicht nur von Russland, sondern auch noch vom Westen abhängig sind.«
    »So kann man es sehen.« Karolina griff nach Wegeners Wasserglas und trank einen Schluck. »Oder man sieht es andersherum: Abhängigkeit von zweien ist weniger schlimm als von einem allein, wir haben kein Geld, um die Technik im großen Stil zu kaufen, also bleibt uns nur mieten, es entstehen Arbeitsplätze, wir gewinnen schlagartig technisches Know-how und verbessern unser internationales Image als CO2-Schweine.«
    Es klirrte. Heftiges Scheppern direkt hinter ihm.
    Wegener zuckte zusammen. Eine leere Goldkroneflasche rollte Karolina vor die Füße.
    Karolina nahm die Flasche und stellte sie kommentarlos auf den Tisch. »Die Variante lautet, wir stecken das Geld statt in Miete in Forschung, sind deutlich langsamer und deutlich schlechter, wahren aber die theoretische Chance auf Energieunabhängigkeit. Irgendwann mal.«
    »Und Hoffmann?«
    »Im Ministerium sind sie gespalten, im Politbüro auch, seit einem Jahr tritt der Prozess auf der Stelle. Im Mai gab es schon eine Vorentscheidung, dass wir den Vertrag mit dem Investor aus der BRD machen. Dann bin ich zufällig auf den ersten Pla n D gestoßen. Und hab mit Hoffmann gesprochen. Jeder musste anerkennen, dass der

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