Planet 86 - Abnett, D: Planet 86 - Embedded
Stück Haut hing ihr lose am Schädel, und überall war Blut, waren riesige Mengen Blut, und das hatte auf den ersten Blick wie ein tödlicher Kopfschuss ausgesehen.
Mit einer Trage aus dem Lazarett holten sie sie aus der Grube, und Preben säuberte und vernähte die Wunde an der Kopfhaut. Das Mädchen wachte nicht auf. Sie machten es ihr bequem.
»Kein Namensschild«, bemerkte Stabler.
»Die Kleidung ist Siedlerstandard«, sagte Preben. »Sie ist von hier.«
»Eine verängstigte Frau von hier«, stimmte Stabler zu.
Beide sahen ihn an.
»Sie hatte eine Waffe«, sagte er.
»Ja, wo ist die?«, fragte Preben.
Das Mädchen wirkte sehr blass, leichenblass. Ihre Atmung war so flach, dass man sie kaum wahrnehmen konnte. Sie hatten sie bequem in einer Nische der Zentrale auf ein Sofa gelegt.
Er beugte sich zu ihr runter. Er roch ihr Blut, das auf ihrer regendichten Jacke klebte, in ihrem Haar und entlang der genähten Risswunde. Sie war klein, hatte ein herzförmiges, symmetrisches Gesicht und strenge Züge. Er fragte sich, wie ihre Augen wohl waren. Ihr Haar war dunkel, fast schwarz, und dicht, aber zu einem Bob geschnitten.
»Kein Namensschild«, sagte er. »Keine Brosche. Ihr habt in den Taschen nachgesehen?«
»Nichts«, erwiderte Stabler.
»Die Hülle für das Namensschild ist gleichfalls leer. Seht ihr?«
Er zeigte auf die kleine Kunststoffhülle an der Brust ihres Kittels. Nichts drin.
»Sie hätte das Schildchen rausnehmen können«, sagte Stabler.
»Vielleicht ist es nicht ihre Jacke«, meinte Preben. »Vielleicht gehört sie niemandem.«
»Warum hätte sie das Schildchen rausnehmen sollen?«, fragte er.
»Verdammt, was ist hier los?«, fragte Stabler. »Nes, was? Glaubst du etwa, du hättest hier einen Paramilitär erwischt? Was soll das, zum Teufel? Willst du das damit sagen?«
»Sie ist eine Stationstechnikerin. Eine von hier«, sagte Preben.
»Das wissen wir nicht.«
»Wir wissen, du hast ihr eine solche Angst eingejagt, dass sie in ein Loch gefallen ist und sich den Schädel aufgeschlagen hat«, sagte Preben.
»Cicero«, setzte Stabler an.
»Was?«, fragte er.
»Cicero sagt, er möchte das mit dir ausdiskutieren, sobald Eyeburn sicher ist«, sagte sie widerstrebend. »Vielleicht musst du einen Bericht schreiben. Ich meine, dass du mit einer Waffe auf eine von hier geschossen hast.«
»Du weißt, dass es überhaupt nicht so war«, sagte er. »Freek ® , Karin! Ich habe dir das Playback gezeigt. Rote Flagge. Sie hatte eine Waffe.«
»Ich habe keine Waffe gesehen«, sagte Stabler. »Wir haben keine Waffe gefunden.«
»Du hast sie gesehen!«
»Ich habe etwas gesehen. Einen Schatten. Ihre Hand, vielleicht. Eine Taschenlampe.«
Sie sah ihn an. Aus ihrem Gesichtsausdruck ließ sich nicht eindeutig erkennen, ob sie ihm helfen wollte. Alle spürten, wie aufgedreht er war. Es war, als würden sie ihn nicht kennen. Als wäre er nicht er selbst.
»Wir wissen nicht mal, wer sie ist«, beharrte er. Er kam sich blöd vor.
Er stand auf und ging davon, wobei er die Fäuste ballte, damit sie nicht zitterten. Lautstark öffnete er die Tür zu den Toiletten und knallte sie hinter sich zu. Er sah zu den Fenstern, lediglich weiche Scheiben farblosen Tageslichts, das Drahtgeflecht davor unter toten Schwirrern begraben. Außer dem letzten. Die Schwirrer dort sammelten sich auf dem Boden unter dem Fensterbrett. Der von der Bleiche übertünchte Gestank waberte über allem.
Er nahm seine Funktionsbrille ab und ging zum Spiegel. Ein Riss verlief quer darüber. Sein Gesicht erwiderte seinen Blick, abgespannt und weiß. Seine Sonnenbräune war verschwunden, und das Blau in seinen Augen war schwächer geworden. Er sah aus wie ein Verrückter.
»Wer du auch immer bist«, sagte er, »wie du da drin auch heißen magst, hör damit auf! Hör auf damit, mich zu verwirren, freek ® ! Das meine ich ernst. Du musst damit aufhören. Ich kann nicht nachdenken! Ich kann mich nicht konzentrieren! Hör freek ® auf damit, Mann!«
Er holte einmal Luft, dann noch einmal, heftig, bekämpfte seine Panik.
»Ich bekomme keine Angst«, flüsterte er. »Ich bekomme einfach keine. Nie. Ich bin aufgeregt. Ich bin bereit. Nicht verängstigt. Nie verängstigt. Was tust du mir an, freek ® ? Bist du ein solches freeking ® Baby, dass du mich mit deiner Angst ansteckst? Die ist in mir drin, Mann! Sie leckt in mich hinein! Bist du das? Hast du zu viel freeking ® Angst für das hier? Dann raus mit dir! Raus, freek ® ! Das meine ich
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