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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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des 18. Jahrhunderts – ach was, in ganz Europa damals – galt alles, was nicht unbedingt zum nackten Überleben nötig war, als Luxus. Und dieser war der Obrigkeit vorbehalten. Konsum markierte die Grenze zwischen den oberen und unteren Klassen. »Der Adel musste seinen Status durch Geldausgeben zur Schau stellen, die Pflicht des gemeinen Volkes war lediglich die Produktion, nicht der Konsum«, schrieb Gordon Wood in seinem Buch The Radicalism of the American Revolution .
    Diese Konsumgrenze wurde im Mittelalter und in der frühen Neuzeit durch strenge Konsumgesetze – in England »sumptuary laws« genannt – festgelegt. Diese gingen bisweilen so weit, dass in manchen Ländern der Nichtadelige gar nur zwei Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen durfte, Feiertage natürlich ausgenommen. Im England zur Zeit Elisabeths I. durften lediglich die königliche Familie sowie einige besonders nette Herzöge purpurne Seide oder mit Gold durchwirkten Stoff tragen. Niemand unterhalb des Ritterstandes durfte sich mit Damast, Taft und Ähnlichem schmücken. Die Liste der Kleidungsverbote war lang und detailliert, und die meisten betrafen – raten Sie mal – die Bauern.
    Doch Konsum war mehr als das Privileg der oberen Klassen, es war tatsächlich auch ihre Pflicht. Konsum hielt ja die unteren, produzierenden Klassen über Wasser. »Gentlemen reagierten auf Arbeitslosigkeit unter den Arbeitern, indem sie noch ein Paar Stiefel bestellten«, führt Woods aus. So sah die soziale Marktwirtschaft des Adels aus: Bei Konjunkturschwankungen bestellte man noch eine Ladung Äpfel, in der Krise gleich eine Kutsche.
    Dieses System der Patronage sorgte dafür, dass »seine Leute« völlig vom Fürsten abhängig blieben. Der Handwerker überlebte nur, weil sein Gönner zu ihm kam, wenn er noch einen Tanzboden gebaut haben wollte, noch eine lauschige Laube, noch ein Schaukelpferd. Hörte er auf, dem Fürsten Honig ums Maul zu schmieren, war seine ganze Existenz bedroht.
    In Amerika überlebten die »sumptuary laws« keine fünf Minuten. Kaum dass die Ladenbesitzer, Handwerker und Kaufleute nicht mehr von der Oberschicht beaufsichtigt waren, kamen sie auf die verwegene Idee, dass sie ihre Produkte einfach jedem verkaufen könnten. Solange sie genug Kundschaft hatten, war es doch egal, wenn der adlige Gönner sich pikiert abwandte. Und tatsächlich: Auch der kleine Mann kam bald auf die neuartige Idee, Kunde zu sein, sich ab und zu etwas zu leisten, das er gar nicht wirklich brauchte, aber einfach schick fand, zum Beispiel – Gipfel der Dekadenz – ein Taschentuch aus Seide.
    Unversehens war Shoppen zum Akt der Rebellion und der Befreiung geworden: Das war der Urknall der amerikanischen Konsumgesellschaft.
    Es war schon lustig, als ich kürzlich mit meiner deutschen Freundin meine Schwester besuchte.
    »Habt ihr was zu waschen?«, war ihre zweite Frage, nachdem festgestellt worden war, dass wir Hunger hatten. Während des Mittagessens lief die Waschmaschine, und als sie fertig war, machte meine Freundin den gleichen Fehler, den so viele Deutsche machen:
    »Prima, dass es hier in Kalifornien so warm ist«, sagte sie. »Wo ist denn die Wäscheleine?«
    Das Mitleid für die rückständige Europäerin, das aus meiner Schwester herausbrach, war rührend. »Sagt mal, habt ihr in Deutschland keine Wäschetrockner?«
    Da beging meine Freundin den zweiten Fehler, den so viele Deutsche machen: Sie stammelte etwas von »umweltfeindlich« und meinte, es sei doch überhaupt nicht nötig, einen Trockner zu benutzen, die Wäsche trockne doch von ganz allein, und um wie viel besser und schneller noch im sonnigen Kalifornien als im kühlen, nebligen Deutschland …
    Die Arme redete sich um Kopf und Kragen, aber es half nichts: In den Augen meiner Schwester waren wir ganz einfach arm – zu arm, um uns Haushaltsgeräte zu leisten. Die nächsten Tage mussten wir es stumm über uns ergehen lassen, dass sie uns zu allem und überallhin einlud.
    Konsum in Amerika ist mehr als nur Gier nach mehr – es ist auch ein Statussymbol, und zwar ein Statussymbol der Mittelklasse.
    Die Reichen kaufen sich eine Jacht oder zwei, eine 10.000-Dollar-Armbanduhr, eine Flasche Wein, die schon vor Jahrzehnten hätte entsorgt werden müssen. Die Mittelklasse kauft keinen Luxus. Im Gegenteil, sie macht sich lustig über die Verschwendungssucht der Reichen: »Was macht man denn mit einer zweiten Jacht? Rennen gegen sich selber fahren?«
    Nein, die »middle class« kauft nur praktische

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