Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
Vom Netzwerk:
Hemmschwelle gegenüber Süßem geschenkt.
    So ziemlich alles andere, was wir essen, ist nicht uramerikanisch, sondern von irgendwo anders her importiert.
    Unseren Donut zum Beispiel haben wir vermutlich aus Holland. Wie so oft liegt auch beim Donut das typisch Amerikanische nur in einer kleinen Verbesserung, einem »tweak«: in diesem Fall dem Loch in der Mitte. 1847 behauptete der Amerikaner Hanson Gregory, ebenjenes Loch in seiner Jugend erfunden zu haben, weil seine frittierten Krapfen in der Mitte immer roh waren. Ob Gregory ein kulinarisches Genie war oder nur ein Hochstapler, ist jedoch umstritten.
    Wenn wir etwas als »typisch amerikanisch« bezeichnen wollen, sagen wir, es ist »so amerikanisch wie ›Mom, Baseball and apple pie‹«. Doch auch der amerikanische Apfelkuchen wanderte aus Holland ein, Baseball entwickelte sich mit ziemlicher Sicherheit aus dem englischen Spiel »Rounders«, und selbst Mom stammt von irgendwelchen Ausländern ab.
    Auch der Hamburger und das Amerikanischste aller Fingerfoods, der Hot Dog, wurden nicht in Amerika erfunden. Wie sollte es auch anders sein? Ist denn noch niemandem aufgefallen, dass es sich beim Hamburger um eine Frikadelle im Brötchen handelt, er erst nach der großen deutschen Einwanderungswelle im 19. Jahrhundert populär wurde und zudem auch noch nach einer deutschen Stadt benannt ist?
    Was ein »Hamburger« wirklich ist, wissen übrigens die wenigsten: Das Wort bedeutet ja nichts anderes als »Gehacktes«. Will man in einer Metzgerei 500 Gramm Gehacktes bestellen, sagt man: »A pound of hamburger.« Und der »Hamburger« mit dem Sandwichbrot drumherum war ursprünglich genau das: ein »hamburger sandwich«.
    Überhaupt Sandwiches: An dieser Stelle möchte ich mich mal ausdrücklich für das amerikanische Brot entschuldigen.
    Typisch amerikanisches »Brot« ist eine Plage. Bei uns hat Brotbacken keine solide Tradition. Ein Brot ist bloß dazu da, ein Sandwich zusammenzuhalten – deswegen nennen wir es auch so: »sandwich bread«. Es hat die Funktion und Konsistenz einer dickeren Serviette – und schmeckt auch so.
    Die Füllung ist es, die uns interessiert. In Amerika gibt es Hunderte, vielleicht Tausende Sorten von Sandwiches, und täglich werden neue kreiert.
    Eines der besten ist das BLT – das »bacon, lettuce and tomato sandwich«, eine einzigartige Verbindung von würzigem warmem Bacon, knackigem Salatblatt und süßer frischer Tomate.
    Ein anderes berühmtes Exemplar ist das »grilled cheese sandwich«: ein Käsesandwich, das in der Bratpfanne – meist mit Butter – gebraten wird, bis der Toast knusprig und der Käse geschmolzen ist, ein echter Seelentröster. Und falls Sie mal in Boston sind, dürfen Sie sich das örtliche Super-Sandwich nicht entgehen lassen: die »lobster roll«, eine Art Luxus-Hamburger mit dem Fleisch eines ganzen Hummers drin. Mein Favorit ist allerdings das Rueben Sandwich mit Pastrami, Sauerkraut und Schweizer Käse, und das schmeckt am allerbesten in einer altehrwürdigen jüdischen Sandwich-Bar in New York wie etwa »Katz’s Delicatessen«.
    Wir Amerikaner haben eine besondere Beziehung zu Fingerfood. Ich selber habe wahrscheinlich 90 Prozent meiner Mahlzeiten, wie es sich gehört, mit Messer und Gabel zu mir genommen, aber wenn ich ehrlich bin, verbinde ich das Essen am Tisch mit Zwang: Da zischt mir meine Mutter über die Schüsseln hinweg zu: »Sitz gerade!« Mein Vater steht hinter mir und sagt: »Du darfst den Esstisch nicht verlassen, bis das Gemüse aufgegessen ist.«
    Keiner sagt mir, wie ich baden, wie ich mich morgens anziehen, auf welcher Seite des Bettes ich schlafen soll – aber sobald es ums Essen geht, gibt’s nichts als Regeln.
    Deshalb lieben wir Amerikaner Sandwiches und Co. so sehr: Das ganze Geradesitzen und die Tischmanieren und die steife Etikette fallen weg, und wir können uns entspannen.
    In Europa glaubt man oft, dass Amerikaner bloß Hamburger mögen. Dieses Klischee ist durch einzelne international erfolgreiche Fastfood-Ketten entstanden und hat wenig mit der Realität zu tun.
    In der Alten Welt ist relativ unbekannt, dass New York insgesamt 57 Michelin-Sterne hält und Los Angeles und San Francisco zusammen noch mal 53 (Berlin hat 16). Feinschmecker aber kennen Kalifornien als Heimat einer innovativen, frischen und gesunden Küche, etwa des »Fusion-Cookings«: zum Beispiel als Verbindung zwischen asiatischer und mexikanischer Küche oder als franko-chinesische Cuisine. Ein gutes Beispiel ist

Weitere Kostenlose Bücher