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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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von den alten Hawaiianern: das »kalua pig«.
    Überhaupt alles, was im hawaiianischen Erdofen »imu« einen halben Tag lang gebacken und dabei so zart und würzig wird, dass es die Bezeichnung »kalua« verdient, ist höchst empfehlenswert: Mit ein paar starken Freunden, ausgerüstet mit Schaufeln und genügend Bier, buddelt man dazu ein etwa ein Meter tiefes Loch am Strand, füllt es mit getrocknetem Holz und zündet dieses an. Wenn es nach einiger Zeit fast heruntergebrannt ist (für das Verkürzen der Wartezeit ist das Bier da), stapelt man Steine darauf, und wenn diese richtig heiß sind (das dauert noch ein, zwei Bier), kommen breite Bananenblätter darüber. Das Fleisch – ein ganzes Schwein zum Beispiel, oder zum Thanksgiving auch gern mal mehrere Truthähne – wird gewürzt, eventuell gefüllt, in große Bananenblätter gewickelt und auf die Steine gelegt. Darüber wird nur eine Lage Leinenstoff gebreitet, und dann deckt man alles mit Erde ab. Man wartet acht Stunden – in denen man am besten nichts isst – und hat danach das beste Fleisch, das man sich vorstellen kann.
    Bei meinem ersten »kaluapig« war ich noch zu klein für Bier. Ich bekam höchstens Root Beer. Das ist wahrscheinlich das amerikanischste Getränk überhaupt.
    Root Beer hat nichts mit Bier zu tun und enthält keinen Alkohol, dafür jede Menge Zucker, und weist einen seltsamen Nachgeschmack auf, der ursprünglich von der bitteren, eigenartig schmeckenden Sassafras-Wurzel stammt. (Seit man weiß, dass der Extrakt dieser Wurzel Stoffe enthält, die in großen Mengen gesundheitsschädlich sein können, wird Root Beer mit künstlichen Aromastoffen hergestellt.) Root Beer ist älter als Cola und möglicherweise sogar beliebter: Es gibt über 2.500 Sorten aus kleinen Brauereien, verstreut über das ganze Land, im Vergleich dazu weltweit aber nur knapp 100 Sorten Cola.
    Wie das so ist bei vielen amerikanischen Spezialitäten, so wird auch Root Beer niemals international bekannt werden, weil es so unglaublich eigenartig schmeckt. Meine deutschen Freunde ziehen ein Gesicht, wenn sie es trinken, und sagen: »Hustensaft!« (und in der Tat wurden Extrakte aus der Sassafras-Wurzel früher auch zur Herstellung von Medizin verwendet).
    Aber, meine Freunde, für mich schmeckt es nicht nach Medizin, sondern es schmeckt nach der weiten, bitteren Prärie, es schmeckt nach der amerikanischen Kleinstadt, die langsam verschwindet, wo man gemütlich in einer Eisdiele sitzen konnte und ein »Root Beer Float« – Root Beer mit jeder Menge Vanilleeis drin und einem großen Strohhalm – serviert bekam, es schmeckt nach hart arbeitenden Männern und Frauen und nach Picknicks am Unabhängigkeitstag, dem 4. Juli, es schmeckt nach Amerika.
    Amerikaner und Europäer werden sich in puncto Essen wahrscheinlich nie einig.
    Die Europäer werden in Amerika immer nur die Fastfood-Ketten sehen, und amerikanische Touristen in Europa werden sich immer nur fragen: »Warum schmeckt das Essen beim Chinesen irgendwie so … deutsch?«
    Das, meinen viele meiner Landsleute, sei der eigentliche Unterschied zwischen der Küche in Europa und Amerika: Nur wir haben eben echte Chinatowns und Japantowns; hier kochen wahrhaftige Vietnamesen, Thailänder, Koreaner, Afrikaner, Iraner, Mexikaner, Inder, Polen und Türken, rund um die Uhr und an jeder Ecke, und sie kochen, wie sie wollen, und nicht, um die europäischen Geschmacksgewohnheiten zu treffen.
    Typisch amerikanisch also: Es gibt kein einheitliches Essen, weil wir kein einheitliches homogenes Volk sind und es nie sein werden. Unsere Immigranten haben zuallererst für ihre eigenen Landsleute gekocht, bis auch der Rest von uns dem leckeren Duft nicht mehr widerstehen konnte.
    Das heißt, nicht wirklich alle Immigranten. Bei manchen Einwanderern ist die Integration nicht ganz so glatt gelaufen …

15
Wir sind Rassisten
    A m schlimmsten, um es gleich vorweg zu sagen, waren die Deutschen.
    Stur, eigenwillig, verschlossen und abweisend verharrten sie in ihren fremdsprachigen, hermetisch abgeriegelten, hartnäckig unamerikanischen Parallelgesellschaften. Es gab wenige Einwanderer in Amerika, die so schlecht integrierbar waren wie sie.
    Große Teile von Kalifornien, Texas und Pennsylvania, Ohio, Iowa, Minnesota, Wisconsin und Nebraska sind einmal deutsch gewesen und auch zu einem nicht unerheblichen Teil deutschsprachig. Schätzungsweise acht Millionen Immigranten kamen aus Deutschland, die meisten von ihnen im 19. Jahrhundert, kurz bevor

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