Planet außer Kurs (Orion 02)
meldete sich, als eine kleine Pause entstand.
»McLane?« fragte Wamsler.
»Wieviel Zeit bleibt uns noch?« fragte McLane knapp.
Einer der Begleitoffiziere des Geheimdienstchefs sah auf eine Uhr, die vor ihm auf dem Tisch lag und las einen Wert ab.
»Nach unseren Berechnungen noch zweihundertfünfunddreißig Stunden, Commander. Der Zeitpunkt der Kollision zwischen dem Planeten und der Erde ist ausgerechnet. Er findet in dieser Zeit statt. In zweihundertfünfunddreißig Stunden.«
»Also in knapp zehn Tagen.«
»Richtig. Das ist die Kollision, beziehungsweise der Vorbeigang des Planeten dicht an unserer Erde.«
»Das ist der letzte Akt«, sagte der Wissenschaftler müde. »Vorher aber wird alles Leben auf der Erdoberfläche erloschen sein. Verbrannt.«
Von Wennerstein schien noch immer nicht begriffen zu haben, welcher Natur die Gefahr wirklich war.
»Was besteht hier für ein Unterschied?« fragte er unsicher.
»Der Planet bewegt sich auf die Erde zu. Er rast auf einer sehr gut berechneten Bahn an drei Planeten vorbei; Mars, Erde und Venus. Aber dieser Planet hat eine strahlende, brennende Hülle, die von Sekunde um Sekunde viereinhalbtausend Kilometer größer wird. Diese Glutkugel breitet sich also innerhalb einer Sekunde um neuntausend Kilometer in den Raum hinein aus. Das bedeutet vermutlich das Ende des gesamten Sonnensystems, denn wenn die Gleichgewichtskräfte der Planetenbahnen gestört werden, fällt das System auseinander. Der Trost ist, daß auch die Jupitermonde nicht überleben werden. Sie können sich ausrechnen, wie groß diese Glutkugel ist, wenn sie in zehn Tagen hier eintrifft. Das Feuer ist vor dem Planeten da und verbrennt alles.«
»Die Frist verkürzt sich also?« fragte Sir Arthur.
»Ja. Und zwar erheblich«, sagte der Astronom. »Es sind etwa 383 Milliarden Kilometer bis zum Zeitpunkt der Vernichtung. Die Erde wird ja nicht getroffen, sondern durch die Gravitationskräfte zerfetzt. Wie Mars und Venus auch.«
Das Schweigen war niederdrückend und lähmend.
»Kann man den Lauf dieses Planeten nicht aufhalten?« fragte sich Wamsler verzweifelt. Seine Stimme, obwohl nicht laut, wurde von allen gehört. »Oder wenigstens verzögern, abdrängen aus der Bahn? Schon eine winzige Spanne würde genügen, um die Bahn in zehn Tagen so zu verändern, daß sie am System vorbeigeht!«
»Das wäre durchaus möglich«, sagte der Astronom.
»Wie?« erkundigte sich McLane laut. Alle Augen richteten sich auf ihn und auf Tamara an seiner Seite.
»Wenn wir wüßten, von welcher Stelle aus die Fremden den Planeten dirigieren.«
»Sie glauben also«, fragte McLane weiter, »wenn man die Leitstelle oder die Steuerzentralen der Fremden zerstört, fällt auch die Lenkung dieses brennenden Planeten aus, und er könnte an dem System vorbeistürzen?«
»Das ist möglich«, sagte der Astronom und schob dem Commander einen Zettel mit Berechnungen und einigen schematischen Zeichnungen über den Tisch. »Aber höchst ungewiß.«
»Dann müssen wir die Leitstelle finden«, sagte Wamsler. »Es ist unsere einzige Chance.«
McLane blickte den Zettel an, las die Notizen und rechnete bereits. Was er brauchte, waren einige Dinge: Er mußte die Funkwellen der Fremden auffangen – das könnte Atan Shubashi schaffen, wenn er sich die Funkgeräte vornahm. Aber er brauchte einen zweiten Partner, der diese Wellen ebenfalls feststellte. Anhand einer trigonometrischen Peilung ließ sich die Steuerzentrale feststellen. Ein Angriff ... nun, das war das geringste Problem.
»Nein!«
Der Einwurf war laut und mit Autorität gesprochen. Sir Arthur hatte sich aufgerichtet und deutete auf eine der Stellarprojektionen an den Wänden.
»Ich kann es nicht verantworten, sämtliche Schiffe auf die Suche nach den Fremden zu schicken, ohne die blasseste Ahnung, wo sich die Leitstelle befindet. Sie kann innerhalb unserer Raumkugel von neunhundert Parsek sein; wir wissen es nicht.
Und – wir haben nicht die Gewähr dafür, daß diese Leitstelle zerstört werden kann. Ich darf Sie erinnern, wie wenig weit wir mit der Entschlüsselung der Technik sind, die wir in jenen Raumschiffen von MZ 4 gefunden haben, dank des entschlußfreudigen Handelns von Cliff McLanes Männern. Selbst wenn wir die Station finden, bleibt der Versuch reiner Dilettantismus. Das ist keine Strategie, und dafür sind mir jeder einzelne Mann und jedes Schiff zu schade.«
Leise sagte Villa:
»Das ist auch kein normaler Krieg.«
»Man könnte, zumindest in der
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