Planet der Verräter
nicht durch uns«, gab Mace säuerlich zurück. »Thracia, es muss doch noch einen anderen Grund geben, warum du uns heute die Ehre erweist.«
»Wie aufmerksam!«, sagte sie. »Die Gefahr wird mit jedem Tag größer, und unsere Feinde, wer sie auch sein mögen, im Senat oder außerhalb, könnten erneut versuchen, unsere Schüler anzugreifen, ehe sie so weit sind, sich selbst wehren zu können.« Thracia schüttelte ihre Ärmel aus und ließ sich auf einem leeren Ratssitz neben Mace nieder. »Du hast meine frühere Schülerin, Vergere, in einen Einsatz geschickt und wir haben seit einem Jahr nichts mehr von ihr gehört. Vergere kann durchaus auf sich selbst aufpassen, so wie sie es in ihrer Ausbildung zur Jedi gelernt hat. Es ist daher gut möglich, dass sie ihre Mission ausgeweitet oder eine neue gefunden hat. Wie auch immer, ich bitte dich darum, ihr Obi-Wan als Verstärkung nachzuschicken.«
»Mich auch?«, wollte Anakin wissen. In seinem Gesicht stand Feuereifer. Er erinnerte sich an Vergere, eine ernsthafte, gepflegte kleine Frau, die ihm stets höflich und reserviert begegnet war - als ob er ein Erwachsener wäre. Er hatte sie gern gemocht. Vor allem hatten ihm die Muster aus Federn und kurzen Tasthaaren rund um ihr Gesicht sowie ihre großen, wissenden Augen gefallen.
»Würde dieser Einsatz lange dauern?«, erkundigte sich Obi-Wan.
»Er würde euch auf die andere Seite der Galaxis und weit über das Herrschaftsgebiet der Republik hinausführen«, erklärte Mace nachdenklich. »Falls wir zustimmen.«
»Eine Chance, Abenteuer zu erleben und sich weiterzuent-wickeln. Fernab vom Brodeln und den Intrigen der Zentralwelt«, sagte Thracia. »Obi-Wan, du bist nicht begeistert?«
Obi-Wan trat einen Schritt vor. »Wenn der Tempel in Gefahr ist, würde ich lieber hier bleiben und ihn verteidigen.«
»Ich sehe den Weg, auf dem wir alle gehen«, fiel Mace ein. »Thracia sorgt sich um ihre Schülerin. Sogar jetzt noch, da Vergere längst eine Jedi geworden ist. Diese Mission birgt ein Geheimnis, lange Reisen und eine exotische Welt - all dies sind Dinge, die die Aufmerksamkeit eines jungen Padawan schärfen können.«
»Aber wir dürfen die Lust auf Abenteuer nicht um ihrer selbst willen ermutigen«, protestierte Obi-Wan. Anakin blickte voller Bestürzung zu ihm auf.
Maces düstere Miene verriet, dass er einige von Obi-Wans Sorgen teilte, jedoch keineswegs alle. Er hob die Hand. »Die Lage auf Coruscant hat sich noch nicht zugespitzt. Das kann vielleicht noch Jahrzehnte dauern. Wir können also wahrscheinlich ganz gut auf uns selbst aufpassen, während du fort bist, Obi-Wan.« Maces Lippen teilten sich zur denkbar leisesten Andeutung eines Lächelns. »Und ein Padawan muss sich um seinen Meister kümmern. Findest du nicht auch, Anakin?«
»Absolut!« Die Hoffnung, sich den zahlreichen kritischen Blicken entziehen zu können, ließ Anakin zappeln wie ein Aal. »Ist die Versammlung jetzt vorbei?«
»Alles zu seiner Zeit«, beschied Mace mit abermals gesenkten Lidern. »Jetzt erkläre mir zuerst noch mal, wie du in dieses Rennen hineingeraten bist.«
Vier
Anakin lag auf der Pritsche in seiner kleinen Zelle und drehte das Verbogehirn eines Droiden in den Händen. Seine Züge im Lichtkreis der winzigen Glühlampe waren aufs Äußerste gespannt. Die Brauen warfen tiefe Schatten über seine Augen. Er fuhr sich mit einer Hand durch das kurze Haar und spähte in die Anschlüsse der Einheit.
Es war ihm nicht recht, dass er gewonnen hatte. Es schien nicht richtig, dass er sich so weit vorgewagt hatte und trotzdem auch weiterhin ein Padawan sein durfte. Das Unbehagen, das dieser Sieg in ihm hervorrief, gefiel ihm nicht - falls es überhaupt ein Sieg war. Von allen Schwächen war Überheb-lichkeit die kostspieligste.
Sie behalten mich hier, weil ich über ein Potenzial verfüge, wie sie es noch nie gesehen haben. Sie bilden mich weiter aus, weil sie wissen wollen, was ich alles kann. Ich komme mir vor wie ein reicher Mann, der nie genau weiß, ob seine Freunde aufrichtig sind - oder ob sie es bloß auf sein Geld abgesehen haben.
Dieser Gedanke war besonders bitter, und sicher entsprach er weder der Wahrheit noch war er sonderlich fair. Aber warum geben sie sich dann noch mit mir ab? Und warum stelle ich sie immer wieder auf die Probe? Sie sagen, ich soll meinen Schmerz nutzen - aber manchmal weiß ich nicht mal, wo der Schmerz herkommt! Zuerst habe ich meiner Mutter Sorgen gemacht und sie immer wieder auf die Probe
Weitere Kostenlose Bücher