Planet der Verräter
beibringen zu können?«
Obi-Wan lächelte. »Ob wir nun reich sind oder nicht, auf jeden Fall haben wir genug Geld, um ein Raumschiff zu kaufen. Was der Junge hier lernen kann, beginnt mit den höflichen Antworten auf unsere Fragen.«
Anakin neigte respektvoll den Kopf vor ihr. Er war jedoch nicht imstande, seine Enttäuschung zu verbergen.
Die Frau musterte sie, ohne dass sich ihr Gesichtsausdruck veränderte. »Haben Sie das Geld von jemand anders oder von einem Konsortium, deren Mitglieder zu tief im Luxus stecken, um selbst hierher zu kommen?«
»Wir haben unsere Geldmittel von einer Organisation erhalten, der wir unsere Ausbildung und unser Weltbild verdanken«, erklärte Obi-Wan ihr.
Die Frau schnaubte verächtlich. »Wir liefern keine Schiffe an Forschungsgruppen. Geht nach Hause, Wissenschaftler.«
Obi-Wan entschied sich dagegen, ihren Verstand zu manipulieren. Die Einstellung dieser Frau interessierte ihn. Hinter Verachtung verbargen sich häufig zerstörte Ideale.
»Wir haben einen ziemlich weiten Weg zurückgelegt«, wandte er unerschrocken ein.
»Vom Zentrum der Galaxis, ich weiß«, gab die Frau zurück. »Da ist das Geld zu Hause. Haben sie Ihnen gesagt - die Verräter, die für den Großteil unserer Werbung sorgen -, dass Sie sich erst einmal bewähren müssen, bevor Sie mit dem, was Zonama Sekot Ihnen zu bieten haben mag, wieder von hier verschwinden können? Kein Besucher erhält die Erlaubnis, sich länger als sechzig Tage hier aufzuhalten. Und wir haben im letzten Monat nur Kunden wieder vorgelassen, die das akzeptieren.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Wir kennen hier alle Schliche! Kunden... ein notwendiges Übel. Aber es muss mir ja nicht gefallen!«
»Woher wir auch kommen mögen, hoffen wir doch auf gastfreundliche Aufnahme«, sagte Obi-Wan gelassen. Er wollte gerade ein wenig von den Überzeugungstechniken der Jedi-Ritter anwenden, als sich das Erscheinungsbild der Frau von Grund auf wandelte. Ihre Züge wurden weicher und sie sah mit einem Mal aus, als hätte sie soeben das Gesicht eines lange vermissten Freundes entdeckt.
Sie starrte über die Schulter der Besucher hinweg.
Anakin drehte sich neugierig um. Die drei standen immer noch allein unter dem schützenden Dach.
»Was habt Ihr gemacht?«, flüsterte er Obi-Wan zu.
Obi-Wan schüttelte den Kopf. »Verzeihung?«, wandte er sich an die Frau.
Sie löste den Blick aus weiter Ferne und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Obi-Wan. »Der Magister sagt, ihr sollt nach Süden gehen«, sagte sie. »Euer Schiff kann noch vier Tage hier bleiben.«
Der abrupte Umschwung traf sogar Obi-Wan völlig unvorbereitet. Sie schien nicht mit einem Ohrempfänger ausgestattet zu sein, also musste wohl irgendein anderes Komlink unter ihrer Kleidung versteckt sein.
»Hier entlang, bitte«, forderte sie sie auf und bedeutete ihnen, durch eine kleine Luke auf der anderen Seite der leeren Kuppel zu treten. Dahinter fanden sie sich im Freien und inmitten eines beißenden, beinahe waagerechten Schneegestöbers wieder.
Obi-Wan hob den Blick zu einem gespenstischen Schatten, der sich durch den Sturm auf sie herabsenkte. Obwohl die Frau kein Anzeichen von Besorgnis verriet, fuhr seine Hand automatisch unter seinen Mantel und an sein Lichtschwert.
Was hatte ihn gewarnt? Welcher verirrte Anhaltspunkt aus der Zukunft hatte ihn ausgerechnet die bevorstehende Ankunft eines Transporters als Bedrohung empfinden lassen?
Nicht zum ersten Mal bereute er es, sich auf diese Mission eingelassen zu haben und fürchtete ihre möglichen Auswirkungen auf seinen Padawan. Die Gefahr, die er spürte, ging von keiner bestimmten Quelle aus, sondern kam von überall her -sie richtete sich auch nicht gegen ihre körperliche Unversehrtheit, sondern zielte auf ein potenzielles Ungleichgewicht der Macht, das so gewaltig sein würde, dass es alles übertraf, was er sich jemals ausgemalt hatte.
Anakin Skywalker schwebte weniger in Gefahr, als dass er möglicherweise selbst die Ursache dieses Ungleichgewichts sein könnte.
Zum ersten Mal seit Qui-Gon Jinns Tod empfand Obi-Wan Furcht, und er suchte rasch bei jener Disziplin Zuflucht, die ihm während seiner langen Ausbildung zum Jedi eingehämmert worden war, um dieser Furcht Herr zu werden und sie zu unterdrücken.
Dann streckte er die Hand aus und griff nach Anakins Schulter. Der Junge blickte mit einem beherzten Grinsen zu ihm auf.
»Ihr reist nach Süden«, verkündete die Frau über das Tosen des Windes
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