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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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einen geholt hatte, setzte ich mich neben sie auf die Bank.
    »Es gibt Mikroben in den Wolken«, sagte ich.
    »Ja, mikroskopische vielzellige Lebewesen«, pflichtete sie mir bei.
    »Und wovon ernähren sie sich?«
    »Ich weiß es nicht! Es wird eine Zeitlang dauern, das herauszufinden.
    Ich habe fast den ganzen Tag damit verbracht, ein Kühlgerät so umzurüsten, dass sie darin leben können!«
    »Aber du hast doch sicher eine Vermutung«, sagte ich.
    Sie fuhr sich mit der Hand durch das dichte schwarze Haar. »Schwefeloxide sind die am häufigsten vorkommenden Verbindungen in den Wolkentröpfchen. Sie müssen einen Schwefelmetabolismus haben.«
    »Schwefel? Wie kann man denn von Schwefel leben?«
    Marguerite wies mit dem Zeigefinger auf mich. »Es gibt auch Bakterien auf der Erde, deren Stoffwechsel auf der Umwandlung von Schwefelverbindungen beruht. Ich hätte geglaubt, du wüsstest das.«
    Ich musste grinsen. »Du würdest dich wundern, wie wenig ich überhaupt weiß.«
    Sie lächelte.
    Ich zog den Palmtop aus der Tasche und rief eine Liste auf, welche die Zusammensetzung der Fasern der Raumanzüge zeigte. Kein Schwefel.
    »Wäre es möglich, dass sie einen von diesen Stoffen fressen?«, fragte ich und zeigte ihr das winzige Computerdisplay.
    Marguerite zuckte die Achseln. »Es ist noch zu früh, um etwas zu sagen, Van. Auf der wandeln Erde Organismen ein breites Spektrum von Verbindungen um. Die Menschen müssen Hunderte verschiedener Minerale nachweisen ...« Sie atmete tief durch und
    stieß einen Seufzer aus.
    »Es müssen die Mikroben sein«, sagte ich. Trotz des Mangels an Beweisen war ich davon überzeugt. »Was sonst wäre fähig gewesen, sich durch die Anzüge zu fressen?«
    »Was ist mit dem Geländer? Das besteht doch aus Metall, nicht wahr?«
    Ich tippte auf den Palmtop. »Cermet«, sagte ich. »Ein keramisch-metallischer Verbundwerkstoff.«
Tipp tipp tipp
. »Enthält Beryllium, Bor, Calcium, Kohlenstoff … und noch ein paar weitere Elemente.«
    »Vielleicht brauchen die Organismen Spurenelemente, wie wir auf Vitamine angewiesen sind«, mutmaßte Marguerite.
    Ich kehrte zur Liste der Anzugsmaterialien zurück und blendete sie neben der Liste mit der Zusammensetzung der Sicherungsreling ein. Ich stellte eine ziemlich große Übereinstimmung fest, aber nur das Cermet enthielt einen messbaren Schwefelanteil, und noch dazu einen sehr geringen. Dann erinnerte ich mich, dass die Undichtigkeit an den Anzugsgelenken aufgetreten war und nicht im selbstreparierenden Gewebe. Die Gelenke bestanden nämlich aus Cermet und waren nur mit einer dünnen Kunststoffschicht überzogen.
    »Du musst rausfinden, wovon sie sich ernähren«, drängte ich Marguerite. »Das ist lebenswichtig!«
    »Ich weiß«, sagte sie und stand auf. »Ich werde mich sofort dranmachen.«
    Die Brandspuren an der Gashülle fielen mir wieder ein. »Vielleicht zerfressen sie auch die Hülle.«
    »Ich mache mich dran!«, schrie sie beinahe und stapfte durch den Gang zum Labor zurück. Sie machte den Eindruck, als ob sie vor mir flüchtete.
    Ich habe ihr Druck gemacht, sagte ich mir. Aber wir müssen es herausfinden. Falls diese Mikroben die Raumanzüge und das ganze Schiff auffressen, dann müssen wir von hier verschwinden, und zwar schnell.
    Für einen Moment stand ich unschlüssig da und wusste nicht, was ich als nächstes tun sollte. Was konnte ich überhaupt tun, außer andere Leute anzutreiben, die Dinge zu erledigen, die ich selbst nicht zu erledigen vermochte?
    Ich beschloss, auf die Brücke zu gehen, doch auf halbem Weg rummste ich mit Yeats zusammen, die mir auf dem Gang entgegenkam.
    »Was Neues?«, fragte ich.
    »Sieht schlecht aus«, sagte sie und quetschte sich an mir vorbei. Ihr Körper fühlte sich weich und angenehm an, als er sich an mich presste. Ich fragte mich, wie es möglich war, dass die Hormone eines Manns in Wallung gerieten, obwohl das Gehirn ihm sagte, dass er in großen Schwierigkeiten steckte.
    »Was ist los?«, rief ich ihr hinterher.
    »Keine Zeit«, rief sie zurück und legte noch einen Zahn zu.
    Bisher hatte ich sie sich nur im Schneckentempo vorwärtsbewegen sehen.
    Ich schüttelte ebenso ungehalten wie ungläubig den Kopf und setzte den Weg zur Brücke fort. Duchamp und Rodriguez waren beide dort. Gut, sagte ich mir.
    »Bevor wir die Gashülle mit Druck beaufschlagen, müssen wir zuerst die strukturelle Integrität prüfen«, sagte Duchamp gerade auf die gestelzte Art und Weise, die, wie ich wusste, fürs Logbuch

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