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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Gewebe ist selbstreparierend«, sagte Duchamp.
    »Die Gelenke aber nicht«, konterte ich.
    Marguerite und ich beschlossen, auf eine schnelle und schmutzige Art zu prüfen, ob die Mikroben das Anzugsmaterial wirklich fraßen. Ich löste ein kleines Stück Cermet vom Kniegelenk meines beschädigten Anzugs ab, um es als Versuchsobjekt zu verwenden.
    Das war nicht leicht, denn das Cermet war zäh.
    Ich musste eine Elektrosäge aus der Schiffswerkstatt klauen, um das Vorhaben auszuführen.
    Dann brachte ich das Stück in Marguerites Labor, wo sie ein überzähliges Kühlgerät als ›Brutkasten‹ für die Venusorganismen hergerichtet hatte.
    Als ich ihr die Cermet-Probe brachte, war sie am Boden zerstört.
    »Sie sterben«, sagte Marguerite so niedergeschlagen, als ob ihr eigenes Kind im Sterben läge. »Aber ich dachte ...«
    »Ich habe versucht, ihren natürlichen Lebensraum so exakt wie möglich zu imitieren«, sagte sie, eher zu sich selbst als zu mir. »Ich habe die Temperatur im Kühlgerät dicht über dem Gefrierpunkt gehalten, wie sie auch in den Wolken herrscht. Ich habe den Luftdruck reduziert und die Luft mit Schwefelsäure angereichert. Aber es klappt nicht! Bei jeder Probe, die ich entnehme, zeigt sich, dass sie schwächer werden und sterben.«
    Ich überreichte ihr den kleinen Cermet-Brocken, den ich abgehauen hatte.
    »Leg das hier ins Kühlgerät, und dann schauen wir mal, was passiert.«
    Sie hatte erstaunliches Improvisationstalent bewiesen und das, was einmal ein Kühlgerät gewesen war, in einen Laborapparat umgewandelt. Der Deckel schloss luftdicht ab. Ein halbes Dutzend Sensordrähte und zwei Röhrchen führten durch die Dichtmasse ins Innere des Kühlgeräts. Alles in allem wirkte es wirklich wie ein Provisorium, die Art von Ding, das die Wissenschaftler als Kludge bezeichnen. Ich hatte einmal gehört, dass solche Geräte nach einem gewissen Rube Goldberg benannt wurden, hatte aber nie den Grund dafür erfahren.
    Mit bekümmerter Miene tranchierte Marguerite die Cermet-Probe mit einer Diamantsäge in hauchdünne Scheibchen und führte dann eine halbe Scheibe durch ein Röhrchen ins Kühlgerät ein.
    »Was tust du denn mit einer Diamantsäge?«, fragte ich.
    Da musste sie lächeln. »Was sollte ich ohne sie tun?«, entgegnete sie. »Hä?«
    »Ich hatte gehofft, wir würden ein paar Gesteinsproben von der Venus nehmen. Mit der Säge kann man hauchzarte Scheibchen fürs Mikroskop abtrennen.«
    »Ja, natürlich«, sagte ich. Ich wusste das schon; nur hatte ich in diesem Moment nicht daran gedacht.
    »Man sollte eigentlich glauben«, fuhr sie fort, »dass ein Planetenwissenschaftler eine solche Ausrüstung zum Zweck geologischer Untersuchungen mit sich führt.«
    Ich hob eine Braue. »Wo du es sagst, glaube ich es auch.«
    Sie lachte. »Die Säge ist natürlich von dir, Van. Ich habe sie von den Ausrüstungsgegenständen geklaut, die du für dich reserviert hattest.«
    Sie hatte mich veräppelt! Um meine Verlegenheit zu verbergen, beugte ich mich über das Kühlgerät und lugte durchs kleine Sichtfenster im Deckel. Alles, was ich sah, war ein grauer Nebel.
    »Da ist wirklich Venusluft drin?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte sie mit einem leichten Stirnrunzeln. »Ich hatte sie aus der Hauptsonde gezogen, die wir für die Trübungsmesser und Massenspektrometer verwenden.«
    Mir fiel auf, dass ihre Betonung auf der Vergangenheit lag. »Du hattest?«
    Sie stieß ein gereiztes Schnauben aus – ganz wie ihre Mutter. »Die Sonden sind abgeschaltet worden. Befehl des Kapitäns.«
    »Wieso hat sie ...?« Dann begriff ich. »Sie wollte nicht das Risiko eingehen, dass die Mikroben sich im Schiff selbständig machen.«
    »Das stimmt«, sagte Marguerite. »Deshalb habe ich nur diese Probe und sonst nichts. Keinen Ersatz.«
    »Wieso hat sie mich dann wie einen Verrückten behandelt, als ich ihr sagte, die Mikroben hätten die Anzüge und die Reling angenagt.«
    Marguerite zuckte die Achseln, als ob das unerheblich für sie sei. Aber für mich nicht.
    »Sie ist eine erstklassige Heuchlerin, deine Mutter«, sagte ich verärgert.
    »Sie ist der Kapitän des Schiffs«, antwortete Marguerite steif. »Sie hat deine Behauptung vielleicht für verrückt gehalten, aber sie ist für die Sicherheit des Schiffs und der Besatzung verantwortlich und hat beschlossen, kein unnötiges Risiko einzugehen.«
    Ich erkannte die zugrundeliegende Logik. Trotzdem ... »Sie hat Yeats und Sakamoto rausgeschickt, um die Hülle zu

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