Planeten 03 - Venus
bestimmt war. »Die Undichtigkeit ist im Moment noch gering, nimmt aber stetig zu. Wenn wir sie nicht unterbinden können, wird sie die Trimmung des Schiffs beeinträchtigen und zu einem unkontrollierten Höhenverlust führen.«
Ihr Blick fiel auf mich, als ich im Eingang erschien. »Nun?«, fragte sie unwirsch und schaltete den Recorder ab, indem sie mit dem Finger auf die Taste in der Sitzlehne stach.
»Wir müssen aus den Wolken raus«, sagte ich. »Die Mikroben dort draußen fressen das Schiff auf.«
Duchamp runzelte die Stirn. »Ich habe keine Zeit für Theorien. Wir haben ein Leck in der Gashülle festgestellt. Es ist zwar noch klein, wird aber immer größer.«
»Die Hülle hat ein Leck?« Meine Stimme musste um zwei Oktaven nach oben geschnellt sein.
»Es ist nicht gravierend«, wiegelte Rodriguez ab.
»Wir müssen aus diesen Wolken raus«, wandte ich mich an ihn. »Sie waren doch auch draußen, Tom. Die Mikroben...«
»Ich treffe hier die Entscheidungen«, blaffte Duchamp.
»Nun machen Sie aber mal halblang«, sagte ich.
Ehe ich richtig loszulegen vermochte, sagte sie: »Bei allem Respekt für Ihre Position als Eigner dieses Schiffs, Mr. Humphries, ich bin der Kapitän, und ich treffe die Entscheidungen. Das hier ist kein Debattierclub. Es werden hier keine Abstimmungen vorgenommen.«
»Wir müssen aus diesen Wolken verschwinden!«, insistierte ich.
»Ich stimme völlig mit Ihnen überein«, sagte sie. »Sobald wir die Undichtigkeit in der Hülle behoben haben, werde ich tiefer gehen und diese Wolkenbank verlassen.«
»Tiefer?« Ich warf einen Blick auf Rodriguez, doch der hielt sich bedeckt.
»Haben Sie etwa Fuchs vergessen? Die IAA hat soeben die Nachricht übermittelt, dass er schnell zur klaren Luft unter den Wolken absteigt.«
Das Preisgeld war nun nicht mehr so verlockend für mich angesichts der großen Wahrscheinlichkeit, dass wir alle getötet wurden, falls die Mikroben das Schiff stark genug annagten.
Schließlich äußerte Rodriguez sich doch. »Mr. Humphries, wir können keine tragfähige Entscheidung treffen, solange wir uns nicht über das Ausmaß der Schäden an der Gashülle im Klaren sind.«
»Es ist wirklich gering«, sagte Duchamp. »Im Moment«, fügte sie dann hinzu.
»Aber es wird schlimmer«, sagte Rodriguez.
»Allmählich«, präzisierte sie.
»Solang wir in diesen Wolken bleiben, sind die Metalle und Mineralien des Schiffs ein Fest für ganze Kolonien von Venusorganismen«, sagte ich hitzig.
»Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, in Panik zu geraten, Mr. Humphries«, sagte sie.
Ich nahm mir eine halbe Sekunde Bedenkzeit. »Ich könnte Sie auch feuern und Tom zum Kapitän ernennen.«
»Das wäre gleichbedeutend mit Meuterei«, empörte sie sich.
»Wartet«, sagte Rodriguez. »Haltet mal beide die Luft an. Ehe jemand etwas tut, das er später vielleicht bereuen müsste, lasst uns lieber die Hülle reparieren und tun, was getan werden muss.«
»Haben wir überhaupt die Zeit dafür?«
»Dürfte ich vielleicht darauf hinweisen«, sagte Duchamp kalt, »dass Fuchs immer tiefer taucht, während wir hier herumtändeln. Wenn die Mikroben unser Schiff fressen, wieso dann nicht auch seins?«
»Wie kommen Sie überhaupt darauf, dass sein Schiff nicht betroffen ist?«
»Ich kenne Lars«, sagte sie mit einem dünnen Lächeln. »Er ist kein Narr. Wenn er der Ansicht wäre, sich durch den Abstieg in noch größere Gefahr zu begeben, würde er gar nicht erst runtergehen.«
Mein Blick schweifte von ihr über Rodriguez zu Riza, die mit großen Augen an der Kommunikationskonsole saß. Dann fasste ich Duchamp ins Auge.
»Okay«, sagte ich. »Ich werde ins Biolabor zurückgehen und Marguerite bei den Untersuchungen helfen, ob die Mikroben die Schäden an den Anzügen verursacht haben. Wie lang werdet ihr brauchen, um die Undichtigkeit in der Hülle zu beheben?«
»Ein paar Stunden«, sagte Duchamp.
»Yeats und Akira legen gerade die Anzüge an. Sie werden die Arbeit im Innern der Hülle beginnen«, sagte Rodriguez. »Das ist sicherer.«
»Aber sie werden trotzdem den Tieren ausgesetzt sein, nicht wahr?«, fragte ich. »Ich meine, wenn die Außenluft in die Hülle dringt, dann werden die Mikroben mit ihr hereinkommen.«
»Das setzt voraus, dass Sie recht haben und die Mikroben die Anzüge beschädigt haben«, sagte Duchamp nüchtern.
»Sie dürfen sie nicht zu lang draußen lassen«, sagte ich nachdrücklich. »Falls die Mikroben die Anzüge nämlich doch fressen ...«
»Das
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