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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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meiner Existenz zu rechtfertigen versuchte. Vielleicht hatte ich den Tod verdient. Und bestimmt würde mich auch niemand vermissen oder um mich trauern. Mein Vater nicht. Gwyneth nicht und auch sonst keiner meiner so genannten Freunde. Niemand.
    Aber ich wollte nicht sterben. Mit jeder Faser des Seins wollte ich überleben, stark sein, wieder aufstehen und weiterleben. Stattdessen fielen mir die Augen zu, und die Dunkelheit kehrte zurück.
    Ich musste geträumt haben. Ein bizarrer, konfuser Traum war das. Alex kam darin vor.
    Aber manchmal war er auch Rodriguez. Beide waren sie tot, auf der Venus umgekommen.
    »Gib nicht auf«, sagte Alex mit seinem Sonnyboy-Grinsen zu mir. Er zerzauste mir das Haar. »Gib niemals auf.«
    Aber ich fiel, stürzte wie ein Stein durch wabernde dunkle Wolken, durch die Blitze zuckten wie die Lichtorgel in einer Disko. Rodriguez war in seinem Raumanzug neben mir und stieß diesen letzten Schrei aus, den ich gehört hatte, als er starb.
    »Gib nicht auf!«, rief Alex von weither.
    »Er hat schon aufgegeben«, ertönte die verächtliche Stimme meines Vaters. »Er hat nichts, wofür es sich zu leben lohnt.«
    »Hat er doch«, widersprach Alex. »Er hat mich. Und er hat sich selbst. Finde mich, Van. Finde dich selbst.«
    Ich erwachte.
    Ich vermutete, dass ich in der Krankenstation war. Ich lag auf einer dünnen Matratze auf einem Gestell, das eher an einen Tisch als an ein Bett erinnerte. Medizinische Geräte piepten und klickten um mich herum. Über mir sah ich die flache Wölbung einer Metalldecke.
    Ich fühlte mich kräftig und klar. Keine verschwommene Sicht. Kein Schwindelgefühl.
    Ich atmete tief durch.
    »Du bist ja wach.«
    Ich drehte den Kopf und sah Marguerite neben dem Tisch stehen. Sie wirkte wie aus dem Ei gepellt und trug eine saubere marineblaue Springerkombination, die ihr viel besser zu Gesicht stand als der formlose Sack, den sie zuvor getragen hatte.
    »Ich lebe noch«, sagte ich. Die Kehle war trocken, doch die Stimme klang fast normal.
    »Glaubst du, dass du imstande bist, dich aufzusetzen?«
    Ich wollte erst nicken, doch dann brachte ich mich ohne Zuhilfenahme der Hände in eine aufrechte Position.
    »Was sagst du nun?«, fragte ich und wunderte mich, dass mir kein bisschen schwindlig war.
    »Toll«, sagte Marguerite. Sie drückte mit dem Finger aufs Fußende des Tisches, worauf die Matratze sich hinter mir aufblies und ein Kissen ausbildete, gegen das ich mich zu lehnen vermochte.
    »Möchtest du etwas essen?«
    Ich wurde mir bewusst, dass ich hungrig beziehungsweise fast schon am Verhungern war. »Ja, danke«, sagte ich.
    Sie schenkte mir ein strahlendes Lächeln. »Ich bringe dir ein Tablett.«
    Sie verschwand durch die Luke. Ich bewegte die Arme und sah, dass ein Kunststoffverband auf die linke Armbeuge gesprüht war. Sie musste eine Bluttransfusion vorgenommen haben.
    Ich schaute mich um. Das Krankenrevier hatte die Größe eines kleinen Schranks und war mit medizinischen Geräten angefüllt. Es gab keinen Platz für einen Schreibtisch und nicht einmal für einen Stuhl; nur diesen Tisch, auf dem ich lag. Ich berührte die rechte Wange. Die Schwellung war abgeklungen. Im Widerschein des nächsten Monitors sah mein Gesicht fast wieder normal aus.
    Marguerite kam mit einem Tablett mit Frühstückflocken und Fruchtsaft zurück.
    »Du hast eine Bluttransfusion durchgeführt.« Das war eher eine Feststellung als eine Frage.
    Sie trat neben mich und nickte.
    »Und wer hat das Blut gespendet?«
    »Captain Fuchs war der Spender«, sagte Marguerite. Der Ausdruck in ihrem Gesicht war unergründlich und zugleich sehr ernst, wie ein Richter, der einen Verbrecher zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt. Aber es lagen auch noch andere Regungen in ihrem Blick.
    Sie wandte den Blick ab. »Er ist die einzige Person an Bord, deren Blutgruppe mit deiner kompatibel war.«
    Ich hatte den Mund voll Körnerfutter und schluckte es nun hinunter. Das Zeug schmeckte fade. »Vielleicht färbt dadurch auch etwas von seiner Persönlichkeit auf mich ab«, murmelte ich.
    Marguerite fand das nicht witzig. »Nein«, sagte sie. »Das möchte ich nicht erleben.«
    Bevor sie noch etwas zu sagen vermochte, schob Fuchs höchstpersönlich sich durch die Luke. Plötzlich war das Krankenrevier überfüllt. Ich fühlte mich ausgesprochen unbehaglich.
    Aber ich hob den Kopf und sagte: »Danke, Captain, dass Sie mir das Leben gerettet haben.«
    »Ich konnte es mir nicht leisten, noch ein Mitglied

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