Planeten 03 - Venus
der Besatzung zu verlieren«, sagte er spöttisch. Dann deutete er auf Marguerite und fügte hinzu: »Außerdem wäre es kein gutes Bild gewesen, wenn Ms. Duchamp mich wegen Mordes angezeigt hätte, während ich von Ihrem Vater das Preisgeld einforderte. Das würde nämlich zu Ihrem Vater passen, dass er den Preis widerruft, wenn ich für den Tod seines Sohns verantwortlich wäre.«
Ich schüttelte den Kopf. »Sie kennen meinen Vater aber schlecht.«
»Wirklich?«
»Mein Tod würde ihm überhaupt nichts ausmachen.«
»Ich habe auch nicht gesagt, dass es ihm etwas ausmachen würde«, stellte Fuchs richtig. »Ich sagte lediglich, dass er Ihren Tod als Vorwand benutzen würde, um mir den Preis vorzuenthalten.«
Er betonte das Wort mir zwar nur schwach, aber doch so deutlich, dass wir beide es hörten. Ich warf Marguerite einen Blick zu. Sie vermied es jedoch, mir in die Augen zu schauen.
»Wann sind Sie fähig, den Dienst auf der Brücke wieder aufzunehmen?«, knurrte Fuchs.
Ehe ich zu antworten vermochte, sagte Marguerite: »Er sollte sich noch ausruhen und ...«
»Sofort«, sagte ich und schob das Tablett zur Seite.
Fuchs grinste spöttisch. »Mein Blut muss Ihnen guttun.« Er schaute auf seine Armbanduhr. »Jagal ist im Moment an der Kommunikationskonsole. Sie können sie in zwei Stunden ablösen.«
Bevor wir beide etwas zu sagen vermochten, wandte Fuchs sich an Marguerite und mimte den Samariter: »Reicht diese Zeit für die Erholung und Genesung Ihres Patienten aus? Sie müssen nicht antworten. Es muss genügen.«
Er schaute mich wieder an und sagte: »Zwei Stunden.«
Dann packte er Marguerite am Handgelenk und führte sie aus dem Krankenrevier. Er wirkte besitzergreifend wie ein Mann, der sie als sein Eigentum betrachtete. Marguerite warf mir über die Schulter einen Blick zu, und dann folgte sie Fuchs ohne ein Wort der Widerrede, ohne einen Moment des Zauderns.
Da saß ich nun. Heißer Zorn wallte in mir auf.
WELLENREITER
Unter Fuchs’ spöttischen Blicken leistete ich die Acht-Stunden-Schicht auf der Brücke ab. Von Marguerite keine Spur. Ich hätte mehr essen sollen; ich hatte schon wieder einen Heißhunger, ließ mir aber nichts anmerken – außer dem gelegentlichen Knurren des leeren Magens.
Einer der stämmigen Asiaten löste mich schließlich mit regloser Miene ab. Ich stand auf und wollte die Brücke verlassen, um mich auf die Suche nach der Bordküche zu machen.
Doch Fuchs hielt mich zurück. »Warten Sie, Humphries.«
Ich erstarrte zur Salzsäule.
Er ging an mir vorbei und schlüpfte flink durch die Luke. »Folgen Sie mir«, sagte er, ohne sich umzublicken.
Er führte mich zu seiner Unterkunft, der mit Büchern und Mobiliar angefüllten Kabine.
Das Bett war akkurat gemacht. Ich fragte mich, wo Marguerite steckte.
»Wie fühlen Sie sich?«, fragte er. »Hungrig«, sagte ich.
Er nickte, ging zum Schreibtisch und sprach in dieser asiatischen Sprache, die vielleicht Japanisch war, in das Interkom.
»Setzen Sie sich«, sagte er und deutete auf einen der Sessel mit Lederpolsterung und Chromgestell vor dem Schreibtisch. Er selbst nahm den knarzenden Drehstuhl dahinter.
»Ich habe Essen für uns bestellt. Es müsste jeden Moment kommen.«
»Danke.«
»Ich werde Sie auf meinem Schiff doch nicht verhungern lassen«, sagte er mit dem Anflug eines maliziösen Grinsens.
»Wo ist Marguerite?«, fragte ich.
Der Anflug des Lächelns verschwand. »Wo ist Marguerite, Sir«, korrigierte er.
»Sir.«
»Das ist schon besser. Sie ist in ihrer Unterkunft und ruht sich aus.«
Ich wollte ihn schon fragen, wo ihr Quartier war, doch bevor ich ein Wort herausbekam, wies er mit dem Daumen über die Schulter. »Ihre Unterkunft befindet sich direkt neben meiner. Es ist die gemütlichste Kabine auf dem Schiff, außer dieser
hier. Außerdem habe ich so immer ein Auge auf sie. Ein paar Mitglieder der Besatzung sind von der jungen Dame nämlich sehr angetan – und nicht nur die männlichen.«
»Dann beschützen Sie sie also.«
»Das ist richtig. Keiner wird es wagen, sich an ihr zu vergreifen, solang sie wissen, dass sie mir gehört.«
»Sie gehört Ihnen? Wie meinen Sie das?« Ich sah, dass sein Gesicht sich wieder umwölkte und fügte schnell ›Sir‹ hinzu.
Bevor er zu antworten vermochte, ging die Tür auf, und ein Besatzungsmitglied brachte ein Tablett mit dampfenden Schüsseln herein. Er legte uns das Essen vor, wobei er Fuchs’ Portion auf den Schreibtisch stellte und Beine aus dem
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