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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Tablett ausklappte, um es in einen Tisch für mich zu verwandeln.
    Angesichts der Widersprüche, mit denen ich konfrontiert wurde, schüttelte ich innerlich den Kopf. Fuchs führte ein straff diszipliniertes Schiff, und zugleich gab es Spuren von ... Luxus, das einzige Wort, das mir dazu einfiel. Er hatte offensichtlich ein Faible für Komfort, obwohl er nicht bereit war, diese Annehmlichkeiten der Besatzung auch zuzugestehen.
    Ich ließ den Blick über die Bücher schweifen, welche die Regale füllten: Philosophie, Geschichte, Dichtkunst, Romane alter Meister wie Cervantes, Kipling, London und Steinbeck. Viele Bücher waren in Sprachen verfasst, die ich nicht kannte.
    »Findet das Ihre Zustimmung?«, fragte er mit unterschwelliger Aggressivität.
    Ich nickte und hörte mich zugleich sagen: »Ich ziehe die moderneren Autoren vor, Captain.«
    Er schnaubte verächtlich. »Ich glaube, die Formalitäten können wir uns schenken, solang wir hier allein sind. Ist nicht unbedingt nötig, mich mit ›Captain‹ oder ›Sir‹ anzureden – es sei denn, es ist noch jemand im Raum.«
    »Danke«, sagte ich.
    Er grunzte, als sei das kleine Entgegenkommen ihm peinlich. Dann holte er eine Ampulle aus einer Schublade des Schreibtischs, schüttete ein paar kleine gelbe Pillen auf die Hand und warf sie sich ein. Wieder fragte ich mich, ob er drogensüchtig sei.
    Ich versuchte die Schrift auf dem Rücken des alten Buchs auf dem Schreibtisch zu entziffern. Der Ledereinband war rissig und schälte sich bereits ab.
    »Das verlorene Paradies«, sagte er mir. »John Milton.«
    »Habe ich nicht gelesen«, gestand ich.
    »Haben die wenigsten.«
    Das verursachte mir großes Unbehagen. Ich kramte im Gedächtnis und wurde schließlich fündig: »Gibt es da nicht eine Zeile, die da lautet: ›Lieber in der Hölle regieren als im Himmel dienen‹?«
    Fuchs verzog das Gesicht. »Das kennt doch jeder. Ich ziehe dieses vor: Infernalische Welt! Und du, tiefste Hölle, Empfange deinen neuen Besitzer – einen mit einem Geist, der unveränderlich ist in Raum und Zeit.
    Der Geist ist sein eigener Raum, und aus sich heraus Vermag er einen Himmel aus der Hölle, eine Hölle aus dem Himmel zu machen.«
    Er sprach mit solcher Verve, mit solch tief verwurzelter Leidenschaft, dass es mir schier die Sprache verschlug.
    »Sie dürfen es sich ausleihen, wenn Sie wollen.«
    »Was?«
    »Das Buch. Ich leihe es Ihnen aus, wenn Sie möchten.« Ich musste die Augenbrauen bis zum Haaransatz hochgezogen haben. Fuchs lachte rau. »Sie wundern sich über meine Großzügigkeit? Sie wundern sich darüber, dass ich erfreut bin, jemanden an Bord zu haben, , mit dem ich mich über Philosophie und Poesie unterhalten kann?«
    »Offen gesagt, ich wundere mich schon, Captain. Ich war nämlich der Ansicht, dass Sie nichts mit Martin Humphries’ Sohn zu tun haben wollten.«
    »Ja schon, aber Sie vergessen, dass Sie nun mein Blut in sich haben. Das ist eine Verbesserung. Ein Quantensprung sozusagen.«
    Dazu fiel mir nichts ein. »Was Marguerite betrifft...«, sagte ich stattdessen.
    »Um sie geht es jetzt nicht«, sagte er schroff. »Wollen, Sie denn nichts über meine Lucifer erfahren? Sind Sie denn nicht neugierig, weshalb mein Schiff überlebt hat und Ihres zerbrochen ist? Fragen Sie sich denn nicht, wo wir uns befinden und wie nah wir dem Preisgeld Ihres Vaters sind?«
    »Ist das Geld alles, wofür Sie sich interessieren?«
    »Ja! Was gibt’s denn sonst noch? Ihr Vater hat mir alles genommen: Meine Karriere, die Firma, die ich gegründet hatte, meinen guten Ruf, sogar die Frau, die ich liebte.«
    Ich sah, dass wir uns auf gefährliches Terrain begaben und versuchte deshalb, zu einem unverfänglicheren Thema zu wechseln.
    »Na gut«, sagte ich, »dann erzählen Sie mir von Ihrem Schiff.«
    Er starrte mich für einen langen Moment stumm an – er schaute ins Leere, wobei diese eiskalten blauen Augen scheinbar durch mich hindurch in eine andere Dimension blickten. Ich hatte keine Ahnung, was ihm dabei durch den Kopf ging. Sein Gesichtsausdruck wurde maskenhaft starr. Er musste in die Vergangenheit gereist sein und sich daran erinnern, was er alles verloren hatte, wie er diesen Punkt in Raum und Zeit erreicht hatte. Schließlich kehrte wieder Leben in sein breites Gesicht mit den Hängebacken zurück, und er schüttelte leicht den Kopf, als ob er schmerzliche Erinnerungen vertreiben wolle.
    »Overengineering«, sagte er schließlich. »Das ist das A und O, wenn man sein Leben einem

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