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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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aufnehmen.«
    »Und nach der Leiche meines Bruders«, nuschelte ich.
    »Ja«, sagte er. »Ich freue mich schon auf das Gesicht Ihres Vaters, wenn er mit den zehn Milliarden rüber-kommen muss. Darauf zu warten lohnt sich wirklich!« Er stieß vor Freude ein kollerndes Lachen aus.
    Aber das Lachen sollte ihm gleich wieder vergehen.
    Das Schiff machte einen Satz, als ob es von der Hand eines Riesen zur Seite geschlagen worden wäre. Das Geschirr fiel vom Servierwagen auf den Teppich. Ich selbst wäre fast vom Stuhl gefallen. Eine
    Alarmsirene tutete.
    Fuchs umklammerte die Lehnen des Drehstuhls. Mit dem Ausdruck blinder Wut im Gesicht hieb er mit der Faust auf die Interkomtaste und brüllte etwas in der asiatischen Sprache, derer die Besatzung sich bediente. Ich verstand zwar nicht die Worte, erkannte die Botschaft jedoch am Ton: »Was, zum Teufel, ist los?«
    Eine schrille, ängstliche Stimme übertönte den Alarm und antwortete im Stakkato.
    Fuchs sprang vom Stuhl. Der Boden neigte sich deutlich, als er um den Schreibtisch ging. »Kommen Sie mit«, sagte er grimmig.
    Wir wankten durch den Gang, wobei wir die paar Schritte zur Brücke ›bergauf‹ gingen. Das Blöken der Sirene brach ab, aber der Boden unter unseren Füßen bebte noch immer.
    Fuchs ging schnurstracks zum Kommandantensessel. Die anderen Stationen waren besetzt, so dass ich an der Luke stehenblieb und mich an der Kante festhielt. Marguerite tauchte hinter mir auf, und ohne darüber nachzudenken, legte ich ihr den Arm um die Taille, um sie zu stützen.
    Über den Hauptbildschirm der Brücke wanderte in rascher Folge ein verwirrendes Geflecht von Kurven und scharf gekrümmten Linien in vielen verschiedenen Farben, die über ein Gitternetz gelegt wurden.
    Fuchs gab einen knappen Befehl, und der Bildschirm wurde für einen Moment gelöscht. Dann erschien eine computerverstärkte Darstellung, die keinen Sinn für mich ergab. Sie zeigte einen Kreis mit einem Punkt an der Seite und pulsierende Lichtringe, die von ihm ausgingen – wie die Wellen, die in einem Teich entstehen, wenn man einen Stein ins Wasser wirft.
    »Subsolarer Punkt«, murmelte Fuchs. »Selbst in dieser Tiefe.«
    Ich wusste, was er meinte. Die Venus dreht sich so langsam um die eigene Achse, dass am Punkt des Planeten, an dem die Sonne im Zenit steht, für sieben Stunden ›Zwölf Uhr Mittags‹ ist. Die Atmosphäre unter diesem subsolaren Punkt heizt sich enorm auf, als ob sie stundenlang mit einem Flammenwerfer bestrichen würde.
    Durch diese massive Aufheizung entstehen auch die Super-Rotations-Winde hoch oben in der Venusatmosphäre, wo die Luft so dünn ist, dass Winde mit einer Geschwindigkeit von vierhundert Kilometern pro Stunde um den Planeten fegen. Mit abnehmender Höhe wird die Atmosphäre immer dichter, so dass auch die Winde abflauen.
    Aber nur bedingt, wie wir nun feststellten. Wie träge Wellen in einem viskosen, sämigen Teich wanderten Wellen vom subsolaren Punkt sogar bis in die Tiefe, in welche die Lucifer bereits vorgedrungen war. Wir wurden von dieser Wellenfront herumgeschleudert wie ein Surfer auf einem hohen Wellenkamm und langsam, aber unausweichlich um den Planeten getrieben wie ein winziges Blatt, das in einer riesigen Welle gefangen ist.
    Während ich dastand und den Lukenrahmen mit der einen Hand packte und Marguerite mit der anderen, versuchte Fuchs verzweifelt, das Schiff aufzurichten und aus der Welle herauszureißen, die uns um die halbe Venus trieb.
    Die Besatzung wurde ebenfalls aus ihrer Teilnahmslosigkeit gerissen. Während Fuchs Befehle schrie, erschien ein Ausdruck grimmiger Entschlossenheit auf ihren Gesichtern.
    Fuchs nahm für einen Moment den Blick von den Monitoren und sah, wie Marguerite und ich uns festhielten, während die Lucifer im Griff der riesigen Welle stampfte und schlingerte.
    »Die Triebwerke sind nutzlos«, sagte er. »Als ob man einen Tsunami mit einer Schrotflinte aufhalten wollte.«
    Die beiden Techniker schauten ihn verstohlen an, als sie Tsunami hörten, aber auf einen bösen Blick von Fuchs hin widmeten sie sich wieder ihrer Arbeit, die darin bestand, die Trimmung des Schiffs aufrechtzuerhalten.
    »Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Welle abzureiten, bis wir wieder in die Nachtseite kommen«, murmelte Fuchs. Er hatte laut gedacht. »Dort müsste sie sich totlaufen.«
    Ja, sagte ich mir. Das müsste sie. Aber wir hatten auch geglaubt, dass die subsolare Welle in dieser Tiefe der Atmosphäre überhaupt kein Problem mehr

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