Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
gehen?«, fragte Holly und machte ihm hastig den Weg frei.
    »Nee. Die Sicherheits-Jungs haben meine EVA gestrichen. Sie wollen gleich eine ganze Truppe rausschicken, um die Brennstofftanks in Empfang zu nehmen, die vom Jupiter kommen. Ich bleibe in der Schleuse, während sie geöffnet wird, um den Leuten nicht im Weg zu sein. Wir werden den Vorbeiflug am Jupiter morgen aufnehmen; das ist nämlich der Zeitpunkt der größten Annäherung.«
    »Darf ich dabei zuschauen?«
    »Sicher«, sagte Gaeta und freute sich über das nervöse Zucken in Fritz' rechter Wange. »Kommen Sie nur mit.«

Tanker Graham
    »He, Tavalera, pass gut auf, wir beginnen nun mit dem Rendezvous-Manöver.«
    Raoul Tavalera murmelte eine Obszönität. Ich weiß auch, dass wir mit dem verdammten Rendezvous-Manöver beginnen, entgegnete er dem Skipper stumm. Wieso, zum Teufel, sind wir wohl sonst hier draußen?
    Die Graham war kaum mehr als ein Paar leistungsstarker Fusionstriebwerke und eine Wohnkapsel, die die zweiköpfige Besatzung beherbergte: den herben Skipper und Tavalera, der die Tage zählte, bis er sein soziales Jahr beendet hatte und wieder in seine Heimat New Jersey zurückkehren konnte. Er schwor sich, nach der Rückkehr den Boden zu küssen und die Oberfläche des Planeten Erde nimmermehr zu verlassen.
    Die kleine Graham hatte drei riesige, mit Wasserstoff- und Helium-Isotopen gefüllte Kugeln im Schlepp, mit denen die Fusionstriebwerke beschickt werden sollten. Die Kugeln würden bald ans näher kommende Habitat angeflanscht werden; nachdem dieser Auftrag dann erledigt war, würden die Graham und ihre zweiköpfige Besatzung in die relative Sicherheit und Behaglichkeit der Station Gold zurückkehren, die sich im Orbit um den Jupiter befand.
    Der Skipper hatte sich auf dem Kommandantensitz angeschnallt; ihr hässliches, teigiges Gesicht verschwand fast völlig unter dem Sensor-Helm. Alles, was Tavalera von ihr sah, war ihr fieses Pferdegebiss und der versiffte Overall, den sie trug, seit sie die Raumstation vor vier Tagen verlassen hatten.
    Als Tavalera zum ersten Mal zum Jupiter gekommen war, hatte er sich über die Aussicht gefreut, in die Wolken von Jupiter einzutauchen. Vor seinem geistigen Auge lief eine waghalsige Operation ab, bei der er in die obere Schicht von Jupiters wirbelnden Wolken eintauchte und Isotope aus der abgrundtiefen Atmosphäre des Planeten schöpfte. Riskant und aufregend. Und lebensnotwendig.
    Fusionsbrennstoff vom Jupiter versorgte nämlich die Kraftwerke und Nuklearraketen der Zivilisation im ganzen Sonnensystem, von der Erde bis hin zum Asteroidengürtel und darüber hinaus.
    Damals hatte Tavalera sich noch ein aufregendes Leben vorgestellt, wo er spannende Missionen in Jupiters Wolken durchführte und von Schwärmen von Groupies angeschmachtet wurde. Die Realität war stinklangweilig. Die spektakulären Tauchgänge in die wirbelnden Wolken wurden von robotischen Raumfahrzeugen erledigt, die aus der Sicherheit der Station Gold ferngesteuert wurden. Tavaleras einzige Flugmission bestand in routinemäßigen Shuttleflügen und darin, Brennstofftanks zu Schiffen aus der Erde-Mond-Region oder dem Gürtel zu transportieren. Und die Frauen an Bord der Station suchten sich die Männer nach dem Kriterium des Ranges aus, was bedeutete, dass Tavalera ‒ ein popeliger Ingenieur, der sein soziales Jahr ableistete ‒ ziemlich weit unten auf der ›Wunschliste‹ stand. Außerdem, sagte er sich griesgrämig, waren die meisten Frauen eh hässlich, und die paar hübschen waren wahrscheinlich lesbisch.
    Er begann die Missionen zu zählen, zählte die Tage und Stunden und Minuten, bis er endlich entlassen wurde und nach Hause fliegen durfte. Diese Mission war besonders langweilig gewesen: Vier geschlagene Tage lang schleppte er drei große Brennstoffbehälter zu einem Rendezvous-Punkt mit dem näher kommenden Habitat, das zum Saturn unterwegs war. Tavalera war schon seit vier Tagen nicht mehr aus dem Overall herausgekommen und sah dementsprechend aus. Der Skipper hat ihn deswegen gefrotzelt und gefragt, ob er denn nicht mit den Kleidern unter die Dusche gehen wolle.
    Schlampe!, sagte er sich.
    Alles, was er nun zu tun hatte, war still zu sitzen und die Anzeigen auf der Steuerkonsole zu beobachten, während der Skipper die drei großen Tanks zum anfliegenden Habitat manövrierte. Es war eine schwierige Mission gewesen; sie hatten den meisten Brennstoff der Graham schon dafür verbraucht, über den Nordpol des Jupiter

Weitere Kostenlose Bücher