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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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aufzusteigen, um sich der fünfzig Millionen Elektronenvolt-Synchrotron-Strahlung zu entziehen, die um den Äquator des Planeten tobte. Dann hatten sie sich weiter als auf allen bisherigen Missionen vom Jupiter entfernen müssen ‒ ganze zwanzig Planetendurchmesser in Richtung der Sonne ‒, bis sie die große Magnetosphäre des Planeten mit der starken Strahlung verlassen hatten. In der der Sonne abgewandten Richtung erstreckte der Schweif der Magnetosphäre sich fast bis zur Umlaufbahn des Saturn.
    Der Hauptbildschirm zeigte das Habitat in einer Falschfarben-Infrarotdarstellung. Tavalera schaute zum Beobachtungsfenster auf und sah die Goddard von trübem Sonnenlicht eingerahmt, das vom langen röhrenförmigen Körper reflektiert wurde. Für ihn hatte das Habitat die Anmutung eines Abflussrohrstücks, das lautlos durch den leeren Raum trieb.
    »Löse Tank Nummer eins«, sagte der Skipper mechanisch.
    Tavalera sah, dass die Freigabelampe grün aufleuchtete. Er vergrößerte die Darstellung auf dem Bildschirm und sah eine Armada von Technikern in Raumanzügen und Einmann-Raumgleitern am anderen Ende des Habitats hin und her wuseln: Sie warteten darauf, den Kugeltank abzufangen und ans fliegende Abflussrohr anzuflanschen.
    Bei Tank Eins lief alles reibungslos, wie auch bei Tank Zwei.
    »Oh, oh«, sagte der Skipper plötzlich.
    Tavaleras Herz krampfte sich in der Brust zusammen. Es gab Probleme.
    »Tank Drei hängt«, sagte sie ruhig. »Du wirst rausgehen und ihn losmachen müssen.«
    Vor dieser Eventualität hatte Tavalera sich schon die ganze Zeit gefürchtet. Er hatte keine Probleme damit, in einem Schiff durchs Vakuum des Raums zu fliegen, nicht einmal in einer so winzigen Kiste wie der Graham. Aber mit nichts anderem als einem dünnen Raumanzug dort draußen zu sein ‒ das machte ihm wirklich Angst.
    Der Skipper klappte das Helmvisier hoch. »Was ist los, Sonnyboy; hast du mich nicht verstanden?«, fragte sie schroff.
    »Steig in einen Anzug! Wir müssen den Tank lösen, bevor dieses verdammte Habitat außerhalb unserer Reichweite ist.«
    Wir, sagte Tavalera sich. Sie sagt, ›wir‹ müssten die Panne beheben. Aber sie meint nur mich. Sie selbst bleibt schön hier drin.
    Widerwillig löste er den Gurt, stieß sich vom Sitz ab und schwebte in den rückwärtigen Bereich des Moduls, wo die Raumanzüge aufbewahrt wurden. Es dauerte nur etwa zwanzig Minuten, in den Anzug zu steigen und die Schläuche anzuschließen, doch der Art und Weise nach zu urteilen, wie der Skipper ihn verfluchte, schien es Stunden zu dauern.
    Schließlich kam sie zu ihm herüber und prüfte ihn aus; sie machte das aber so fahrig, dass Tavalera wusste, dass sie geschludert haben musste. Dann schob sie ihn zur Luftschleuse.
    »Mach schon, du Lahmarsch.«
    Gaeta war hungrig, müde, verschwitzt und überhaupt nicht gut drauf, während er darauf wartete, dass die Techniker die innere Luke der Luftschleuse öffneten.
    Wie er sie aus dem Innern des gepanzerten Anzugs betrachtete, fragte er sich, wieso die idiotas tarugas so lang brauchten, nur um die richtigen Zahlen in die an der Wand montierte Tastatur der Luftschleuse einzugeben.
    Fritz legte die Hand auf den Ohrhörer und murmelte etwas ins Mikrofon.
    »Wieso dauert das so lang?«, fragte Gaeta ungehalten.
    »Sicherheitsanweisung«, sagte Fritz. »Sie haben ein Team auf einer EVA und wollen sichergehen, dass sie nicht in der Nähe der Luftschleuse sind, wenn wir sie öffnen.«
    »Maldito. Ich will doch gar nicht nach draußen, ich will nur in der offenen Luftschleuse stehen. Hast du ihnen das denn nicht gesagt?«
    »Sie wissen…« Fritz neigte den Kopf und legte wieder die Hand auf den Ohrhörer. »Wiederholen Sie das noch mal?« Er hörte zu, nickte und schaute zu Gaeta auf. »Noch fünf Minuten. Dann können wir die Luftschleuse evakuieren.«
    »Fünf Minuten«, grummelte Gaeta.
    Holly trat vor ihn; sie wirkte wie eine kleine Elfe, als sie zum Helm visier aufschaute.
    »Besteht irgendeine Möglichkeit, dir das Chili zukommen zu lassen?«, fragte sie mit einem Lächeln. »Du musst doch schon am Verhungern sein da drin.«

    Er erwiderte ihr Grinsen und fragte sich, in welchem Maß sie sein Gesicht durchs stark getönte Visier überhaupt zu sehen vermochte. Er dankte ihr stumm für den Gefallen, den sie ihm
    ‒ unwissentlich ‒ getan hatte. Gaeta hatte nämlich schon seit über einem Jahr versucht, einen Flug im Habitat mit dem Ziel Saturn zu ergattern. Dann hatte Wendell ihn aus dem

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